Tichys Einblick
Auslaufmodell

Hat der christliche Glaube in Europa noch eine Zukunft?

Schon der Apostel Petrus stand für Selbstgefälligkeit, Wankelmütigkeit, Glaubensverleugnung, theologische Dummheit. Daran hat sich bei der Kirche bis heute nichts geändert. Das Christentum in Europa hat dennoch Zukunft, weil es nicht an den Kirchen hängt, sondern an Gott. Gott wird dafür sorgen, dass Menschen immer wieder den Weg zu ihm finden.

Wenn ich auf den Zustand vieler Kirchen schaue, dann scheint der christliche Glaube in Europa ein Auslaufmodell zu sein.

Allerdings wäre das Christentum schon immer ein Auslaufmodell, wenn es allein von den Kirchen abhängig sein würde. Bereits der Apostel Petrus als Prototyp für die Kirche stand schon vor 2000 Jahr für

Daran hat sich bis heute nichts geändert, auch wenn Kirchen mit klerikalem Pomp, pastoraler Aufgeblähtheit und moralischem Getöse bemüht sind, ihr Image aufzuhimmeln. Und auch wenn die allgemeine Meinung immer noch irgendetwas Übermenschliches von den Kirchen und ihrem Bodenpersonal erwartet. Dies kann nur in der Enttäuschung enden, was in den Missbrauchsskandalen auf schreckliche Weise kulminiert ist.

Die Kirche ist im schlechtesten Fall eine Instiution, die mehr negative Nebenwirkungen hat als positiven Nutzen. Im besten Fall ist sie ambivalent: Sie bewahrt als Institution die Schätze der christlichen Tradition und Kultur und sie fördert und stärkt als Gemeinschaft der Gläubigen die lebendige Beziehung zu Gott, sofern ihre menschlich-allzumenschliche Selbstgefälligkeit, Wankelmütigkeit, Glaubensverleugnung und theologische Dummheit nicht überhand nehmen.

In beiden Fällen reicht es für die Kirchen niemals, um dem christlichen Glauben in Europa eine Zukunft zu sichern. Aber es reicht aus, um mit einem langen Zeigefinger auf das Kind in der Krippe zu verweisen, das nicht selbstgefällig und wankelmütig war, sondern das in einer wunderbaren Klarheit Mensch und Gott repräsentiert und miteinander versöhnt.

Gott selber sorgt dafür, dass Menschen immer wieder dieses menschliche Gotteskind in der Krippe finden. Dafür stehen die „Heiligen Drei Könige“ in der Weihnachtsgeschichte (Matthäus 2,1-12): Die babylonischen Sterndeuter suchten Gott in den Sternen und sahen in dem Zusammentreffen wohl von Jupiter und Saturn eine Weissagung über die jüdische Geschichte. Das ist ganz und gar unbiblisch, denn nach der Bibel sind Sterne nichts anderes als Laternen am Himmel (Genesis 1,14-15). Das ist zudem ganz und gar unwissenschaftlich, denn aus empirischer Sicht sind Zusammenhänge zwischen Sternkonstellationen und menschlicher Geschichte äußerst zweifelhaft. Die Sterne wissen gar nichts von der Geschichte.

Und doch hat Gott die Sterne und die irrigen Ansichten der Sterndeuter gebraucht, um die „Heiligen Drei Könige“ an die Wiege des christlichen Glaubens zu bringen. Wer suchet, der findet; und sei es über die unmöglichsten Wege. Und manchmal lässt Gott Menschen etwas finden, was sie gar nicht gesucht haben.

Das Christentum in Europa hat Zukunft. Weil es nicht an den Kirchen hängt, sondern an dem Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat, der in Jesus Christus unser Bruder geworden ist und der die Welt mit sich versöhnt. Gott wird auf seine Weise dafür sorgen, dass Menschen immer wieder den Weg zu ihm finden. Und er kann dabei die überraschendsten Hilfsmittel benutzen: Sterne, unwissenschaftliche Illusionen, das Internet und sogar auch die Kirchen in ihrer Selbstgefälligkeit, Wankelmütigkeit, Glaubensverleugnung und theologischen Dummheit.

Darum frage ich als Christ an erster Stelle nicht danach, wie das Christentum in Europa gerettet werden kann. Das ist mir viele Nummern zu groß. Da vertraue ich voll und ganz meinem Gott. Ich frage stattdessen, wie ich in meinem Alltag immer wieder zum Kind in der Krippe finde und wie dieses Kind seine heilsame Kraft in meinem Leben und Sterben und in meiner Kirche wirksam werden lässt.

Mit diesem Gotteskind an meiner Seite arbeite ich daran, dass mein Leben ein paar Millimeter weniger selbstgefällig, wankelmütig, glaubensverleugnend und theologisch dumm wird. Doch selbst wenn ich da als Christ genauso wie Petrus versagen sollte, dann hoffe ich, dass mein Leben mit seinen Fehlern und Schwächen trotzdem ein langer Zeigefinger auf den Erlöser dieser Welt ist. Mein Leben und die Zukunft des christlichen Glaubens hängen an dem seidenen Faden der göttlichen Gnade. Das reicht vollkommen aus. Mehr braucht es nicht.

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