Tichys Einblick
Ausgezeichnet: Dunja Hayali

Ein Kreuz für Dunja

Kennen Sie die Kreuzgang-Szene aus „Das Leben des Brian“: Bundesverdienstkreuz? Bitte nach links gehen. Jeder nur ein Kreuz! Endlich hat auch Dunja Hayali eins! - Stephan Paetow und Alexander Wallasch kommentierten parallel.

© Getty Images

Wie? Sie hatte noch keins? Unglaublich, oder? Immerhin moderiert Dunja Hayali seit ihrem Medien-Studium beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk! Folgerichtig erhielt sie 2016 die Goldene Kamera für „Beste Information“! Außerdem Robert Gedöns-Preis, Regenbogen-Preis, Annemarie-Renger-Preis und den Verdienstorden vom Homeland NRW. Außerdem twittert sie vollmutig und diskutiert total offen auf Facebook! Sie sucht in den Netzwerken nämlich „die persönliche Auseinandersetzung“, oder lässt sich „immer wieder in sozialen Medien wegen ihrer Herkunft und ihres Engagements gegen Rassismus beleidigen und bedrohen, um dann über den Rechtsruck zu berichten.” Waren Wulff, Köhler und Gauck etwa blind? Haben die denn nicht gesehen, wie Hayali „in herausragender Weise für Freiheit und Demokratie und gegen Rechtextremismus und Gewalt“ kämpfte? Wahrscheinlich nicht, denn es musste erst Frank-Walter Steinmeier zum Bundespräsidenten gekungelt werden, damit das Verdienstkreuz schlussendlich an der richtigen öffentlich-rechtlichen Stelle angebracht werden konnte.

Allerhöchste Zeit! Viel zu viele Medienmenschen wissen doch gar nicht mehr, was guten Journalismus ausmacht! Frank-Walter fand mal wieder die einzig richtigen Worte: „Wir brauchen Journalistinnen und Journalisten mit Handwerkszeug und Ethos“, mahnte er bei der Verleihung. Ja, meine Damen und Herren, wo der Frank-Walter Recht hat, da hat er Recht! Auf die richtige Gesinnung kommt es an, nicht auf Fakten! Fakten! Fakten! (Was er mit Handwerkszeug meint, müssen wir noch mal im Bundespräsidialamt nachfragen.) Jedenfalls kennt Frank-Walter das Geschäft mit der Aufmerksamkeit: Sein Staatsakt mit Dunja lief rauf und runter, wie wir zu Zeiten des alten Journalismus sagten.

Natürlich wurde nicht nur Dunja ausgezeichnet, auch die Schriftstellerin und Autorin Juli Zeh, die bei Spiegel online viel Gesinnungs-Freude verbreitet. Außerdem trat Juli im Zuge der Nominierung von Martin Schulz zum Kanzlerkandidaten in die SPD ein. Wenn das nicht todesmutig und auszeichnungswürdig ist, dann wissen wir es auch nicht!

Insgesamt wurden heute 24 Personen behängt, so ein junger Mann, weil er Bäume gegen den Klimawandel pflanzt. Denn, so Frank-Walter, „wir brauchen Menschen, die Probleme nicht nur beklagen und darauf warten, dass ,der Staat‘ oder ,die Politik‘ sie lösen, sondern die selbst aktiv werden – ganz gleich, ob es um das Leben im eigenen Dorf geht oder um die Zukunft Europas“. Schließlich ist der Staat hauptsächlich dazu erfunden worden, um Probleme zu schaffen, nicht zu lösen. Wer weiß das besser, als der erste Mann im Staate? Damit aber trotzdem auch jeder Politiker sein Verdienst-Kreuz tragen kann, sind pro Legislaturperiode 30 Orden „unabhängig von tatsächlichen Verdiensten“ für Abgeordnete des Bundestages entsprechend den Fraktionsstärken reserviert. Man gönnt sich ja sonst nix.

Leider konnten wir bis Redaktionsschluss nicht ermitteln, ob auch unter Frank-Walter, dem Ersten, der vorgeschriebene 30-Prozent-Frauen-Anteil eingehalten wurde. Aber da vertrauen wir ihm einfach mal.

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