Jan Böhmermann kassiert Jahr für Jahr 651.000 Moderatorenhonorar für „Witz komm raus, du bist umzingelt“. Und das voll und ganz verdient. Weshalb er auch den Karl-Eduard-Schnitzler-Preis für Propaganda-Journalismus erhält. Eine übergroße Mehrheit von zehntausend kritische GEZ-zahlende Personen haben für ihn gestimmt. Glückwunsch! Er hat mit deutlichem Abstand gewonnen vor solche journalistischen Größen wie Georg Restle mit 2320 Stimmen rund 25 Prozent, Dunja Hayali mit 2051 rund 22 Prozent; abgeschlagen Markus Lanz mit Platz 4 und Anja Reschke mit Platz 5.
Natürlich ist der Preis ironisch gemeint. In Böhmermann haben alle jene den stärksten Bündnisgenossen, die die monatliche Zwangsabgabe für ARD und ZDF leid sind – den beiden Öffis, denen die Hälfte der Befragten Bürger einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung gemäß nicht vertraut. Sein letzter Schachzug ist besonders brillant. Die launigen Schlussworte seiner ZDF-Sendung lauteten: „Nicht immer die Nazi-Keule rausholen.“ Gut beobachtet. „Alles Nazis, außer Nancy“ verfängt nicht mehr so richtig, hat sich abgenutzt, ist ausgeleiert. Aber Böhmermann wäre ja nicht Jan, wenn er diesen völlig sinnvollen Satz nicht in sicherlich satirischer Absicht ergänzen würde: „… sondern vielleicht einfach mal ein paar Nazis keulen. Tschüss, bis nächste Woche.“
Wie sagte noch Tucholsky? „Satire ist eine durchaus positive Sache. Nirgends verrät sich der Charakterlose schneller als hier.“
„Keulen“, das weiß man ja, bedeutet die massenhafte Notschlachtung von krankem Nutzvieh. Nun also auch Keulen hoch und runter bei „Nazis“.
Verständnisvolle Menschen mögen jetzt einwenden, die meisten Nazis seien ja längst tot, beinahe 80 Jahre nach Kriegsende, der Böhmi würde doch gewiss nicht zur Leichenschändung aufrufen. Ach, auch das darf man ihm sicher zutrauen. Nur weiß man mittlerweile, wer mit „Nazi“ heuer gemeint ist. Friedrich Merz, die CDU, die AfD sowieso, nach Windrichtung auch die FDP und auch Sie und ich, also alle, die nicht ausgewiesen Antifa sind.
Kurzum: Der Mann vom ZDF ruft zur Tötung auf. Linke Gesinnungsgenossen eilen zu Hilfe und möchten es in ihrer bewährten Doppelmoral als Aufforderung zur Masturbation umdeuten. Ach so! Die Jugendsprache! Keinem Comedian, keinem Politiker der AfD, der CDU oder FDP hätte man so ein Wording durchgehen lassen ohne einen politmedialen Aufstand mit begleitenden Volksaufmärschen und Begleitlektüre von Correctiv. Henryk M. Broder bezeichnet das ganze zutreffend, Böhmermanns Empfehlung „bewegt sich im Grenzbereich zwischen KZ-Humor und Veterinärmedizin“ und „könnte auch als eine Maßnahme gegen ‚lebensunwertes Leben‘ verstanden werden.“
Wenn das nun kein Grund ist, dem ZDF die Zwangsgebühr zu verweigern. Und der ARD gleich noch dazu, wo Kai Gniffke (Jahresgehalt 379.701 Euro) gar noch für eine Beitragserhöhung „kämpfen“ will. Dabei taugt selbst der Tatort nichts.
Böhmermann ist nur das Sahnehäubchen auf der Eiskugel. Der Naziverdacht ist jederzeit einsetzbar, auch von Politikern, die die Demokratie „vor den Nazis“ retten wollen, indem sie dieselbe mit Füßen treten. Das Vertrauen in die Medien schwindet seit Jahren – und insbesondere in die willfährig Regierungspropaganda betreibenden Öffentlich-Rechtlichen.
Kaum eine kritische Stimme zu der Einschränkung der Grundrechte während der Pandemie. Kaum wahrzunehmende Kritik an den Ministerinnen Faeser und Paus. Dabei hat die Grüne Paus sich bis zur Kenntlichkeit enthüllt, als sie das sogenannte „Demokratiefördergesetz“ damit anpries: „Wir wollen (…) dem Umstand Rechnung tragen, dass Hass im Netz auch unterhalb der Strafbarkeitsgrenze vorkommt.“ Der Aufschrei in der medial vermittelten Öffentlichkeit gegen diesen Angriff auf die Meinungsfreiheit? Gen null.
Das gleiche gilt für die Innenministerin, die in ihrem „Wir müssen den Rechtsextremismus bekämpfen“-Wahn die viel aktiveren Gefährder übersieht und meint, rechtsextrem sei bereits jeder, der den Staat (oder die Regierung?) „verhöhnt“.
Das ZDF gibt bekannt, dass es sich zu Böhmermann nicht äußern wolle. Damit ist es nun von einem Fall Böhmermann zu einem Fall ZDF geworden.
Dann ist die tiefe Spaltung und die Radikalisierung der Gesellschaft vom Sender schlicht gewollt und wird aktiv von diesem befördert. Wozu? Zur Schaffung einer Grundlage von Nancy Faesers Maßnahmenpaket?
Bereits jetzt sind 73 Prozent von fast 200.000 Befragten für die Abschaffung der GEZ-Gebühren. Und wieviele verweigern die Zahlung erfolgreich? Der AfD zufolge 3 Millionen Haushalte – von knapp 41 Millionen. Das reicht dem ZDF offenbar noch immer nicht.
Doch wer weiß, ob es Jan Böhmermann nicht gelingt, die Zahl der Verweigerer in unermessliche Höhen zu treiben.