Hass und Hetzrede beginnen bereits bei (scheinbaren) Kleinigkeiten. Also aufgepasst! Nur nicht das N-Wort benutzen – oder das I-Wort, das Z-Wort oder irgendein anderes, das gerade als toxisch identifiziert wurde. Wie schnell ist man ausgerutscht – beim unbedachten Gebrauch von Worten, die empfindliche Gemüter kränken könnten, und sei es nur, weil sie bei „Regen“ an ein gewisses Palindrom denken müssen.
Wer dennoch Lust hat, andere zu schmähen und zu beleidigen, muss sich halt die richtigen aussuchen, also die üblichen, etwa so jemanden wie Hans-Georg Maaßen (CDU), der Nähe zu Nazipositionen habe, was wiederum auf einen anderen CDU-Politiker abfärbe, der in der Nähe stand, Wolfgang Bosbach nämlich, der deshalb „eine Blamage für die ganze CDU“ sei. Hetze? Genau, und zwar von einem SPD-Mitglied namens Karl Lauterbach, der für seine Panik erzeugenden Fehlprognosen bekannt ist, um mal mit der Wahrheit zurück zu beleidigen.
Doch Politiker zu dissen ist nichts im Vergleich zur Beleidigung, Entrechtung und Knechtung größerer Bevölkerungsteile. Das macht erst richtig Stimmung. Wen man ungehindert beschimpfen darf, sind all jene Lahmärschigen und „Trägen“, die den Oberarm nicht frei machen wollen für den erlösenden Großen Pieks. Und die, schlimmer noch, womöglich schon seit einem Jahr nicht mehr glauben, dass es angesichts von 99 % gesunder Bürger eine Notlage nationaler Tragweite gibt, die umfassende Manipulation am Volkskörper gebietet.
Gegen solche „Volksschädlinge“ darf man ungeniert los semmeln. So twitterte der FDP-Mann Rainer Stinner: „Kein Impfgegner wird wie ein Staatsfeind behandelt. Er darf nur, hoffentlich bald, nicht mehr unter die Leute gehen, weil er ein gefährlicher Sozialschädling ist.“
Pardon – der Mann hat „Sozialschädling“ gesagt, aber da so einer droht, sich an der Volksgesundheit zu schaffen zu machen, wird’s schon aufs Gleiche hinauslaufen: Wegsperren. Wohin auch immer.
Feinsinnige Empfindlichkeit hier – regelrechte Volksverhetzung dort. Humorlose Betschwestern zetern bei jedem dummen Scherz los. Der Bürger aber, der sich nicht dem fügt, was gläubige Untertanen für das richtige halten, darf nicht nur straflos beleidigt werden. Dem Ungeimpften darf man ungehemmt Zwangsmaßnahmen androhen – denn so einer sei verantwortungslos, nicht „solidarisch“, ja geradezu ein Vaterlandsverräter: „Impfen ist ein patrio¬tischer Akt“, twitterte Gesundheitsminister Jens Spahn. „Man schützt nicht nur sich selbst, sondern uns als Gesellschaft.“
Nicht ganz so hoch surft Grünenvorsitzender Robert Habeck, aber auch er richtet den stählernen Blick auf die Volksgesundheit: Jeder habe „das Recht, sich nicht impfen zu lassen“, meint er, „aber man hat nicht das Recht, dass alle Geimpften und der Rest der Gesellschaft und die Kinder dann Rücksicht darauf nehmen, weil man sich selbst entschieden hat, sein eigenes Leben und die Gesellschaft zu gefährden.“
Um solche Rücksicht hat, mit Verlaub, niemand gebeten, den man mit unsinnigen bis wirkungslosen Maßnahmen von Lockdown bis Maskentragen unter freiem Himmel zu schützen behauptet hat. Und wen gefährden Ungeimpfte, wenn die Geimpften sich doch mit dem erlösenden „Pieks“ vor jeder Gefahr geschützt haben?
Nun, das haben sie offenbar nicht. Auch Geimpfte können sich infizieren und infektiös „unter die Leute“ gehen.
Mal so gefragt: Sind sie damit nicht sogar gefährlicher als all die ungeimpften Sozialschädlinge, weil sie sich sicher glauben und übermütig werden könnten? Versprechen gebrochen: Selbst Jens Spahn glaubt nicht mehr an den herbeigesehnten Impferfolg im „Kampf“ gegen das Virus. Er möchte Maskenpflicht auch für Geimpfte verordnen – bis zum Frühjahr 2022.
Nicht Ungeimpfte schaden der Gesellschaft, sondern professionelle Panikmacher, die Hekatomben Toter prophezeien, um dem darob verängstigten Volk ihr Wunderheilmittel verkaufen zu können. Archaische Riten: Auf die Panikpandemie mit allgemeiner Hysterisierung folgt die rituelle Reinigung und die Ausgrenzung all jener, die dem Ritus nicht trauen. Noch wird der Sündenbock nicht geopfert. Manch einer hätte das wohl gern.