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Als Wählen ab 16 plötzlich doch keine so gute Idee mehr war

Nach den Ergebnissen der Trendstudie "Jugend in Deutschland", wonach 22 Prozent der 14- bis 29-Jährigen die AfD wählen würden, fordert der Vorsitzende des Bildungsausschusses im Bundestag, Kai Gehring (Grüne), eine Anpassung der Lehrpläne aller Bundesländer.

picture alliance/KEYSTONE | GIAN EHRENZELLER

Der Vorsitzende des Bildungsausschusses im Bundestag, Kai Gehring von den Grünen, möchte an deutschen Schulen das Geschichtsbewusstsein stärken und fordert die Länder auf, ihre Lehrpläne zu aktualisieren, denn dem Bildungssystem komme „eine Schlüsselrolle zu, wenn es um (…) Prävention vor anti-demokratischem Extremismus“ gehe.

Nichts könnte derzeit wichtiger sein – denn kaum etwas dürfte antidemokratischer sein als die Forderung nach einem Kalifat in Deutschland, wie sie kürzlich auf einer Demonstration radikaler Muslime in Hamburg artikuliert wurde: „Das Kalifat ist die Lösung“ und „Gegen die Wertediktatur“ – also gegen unsere „wertebasierte Ordnung“, von der in der Ampelkoalition so gern geschwärmt wird.

Auch wenn es in Hamburg nur 1.100 Demonstranten gewesen sein mögen – gerade an den Schulen soll es mittlerweile eine Vielzahl von Fällen geben, in denen christliche Schüler aus Angst vor Mobbing oder aus dem Wunsch, in Ruhe gelassen zu werden oder auch dazuzugehören, zum Islam übertreten wollen.

Was Wunder, zumal sich die christlichen Kirchen nicht gerade Mühe dabei geben, Jugendliche so etwas wie eine stabile Glaubensordnung zu vermitteln – das können die Islamgläubigen weit besser, die Regeln und Ordnung versprechen.

Vielleicht sollte also an unseren Schulen ein positives Deutschlandbild gezeichnet werden, etwas, das die Attraktivität eines Kalifats weit überstrahlt? Das Bild eines Deutschland mit einer großen Geschichte, ein Land nicht nur der Dichter und Denker, sondern auch der Erfinder und Ingenieure? Ein Land, in dem es das Wahlrecht für Frauen weit früher gab als im angeblichen Mutterland der Demokratie, in England? In dem es keine Todesstrafe gibt, in dem Homosexuelle so leben dürfen, wie es ihnen gefällt, in dem Frauen gleichberechtigt sind und Männer zivilisiert?

Das wäre einmal etwas wirklich Neues: Die Idee, dass deutsche Kultur und deutsche Lebensweise etwas sind, was zu verteidigen ist gegen die Anmaßung anderer.

Stattdessen bemüht sich etwa die Kulturstaatsministerin Claudia Roth die Erinnerung auch an das, was Deutschen widerfahren ist, zu tilgen und stattdessen ein weiteres Schuldregister aufzumachen. Da bleibt kein Stein auf dem anderen. Auch unser grüner Bildungspolitiker argumentiert natürlich nicht gegen ein Kalifat, sondern, wen wundert’s, gegen die parteipolitische Konkurrenz, die AfD, und glaubt, gegen extremistische Parolen immunisiere am besten die Unterrichtung über „das Scheitern der Weimarer Republik, die Machtergreifung Hitlers, den Holocaust“. Und, natürlich, Gedenkstättenbesuche. Das alles soll begreifen helfen, dass die AfD eine „gefährliche ‚Alternative für Diktatoren`, keine pro-demokratische Problemlöserin für Jugendliche“. Nun, dass der Vergleich mit der Nazizeit hinten und vorne nicht stimmt, dürfte bereits Fünftklässlern auffallen. Auch, dass es nicht sonderlich „pro-demokratisch“ ist, mit einer nicht verbotenen Partei zugleich ihre Wähler abzuwerten.

Ganz abgesehen davon, dass so ein Programm bei Schülern bestenfalls Scham- und Schuldgefühle auslöst, schlimmstenfalls sogar Abwehr und Verleugnung. Und, wer weiß, Ausweichmanöver: wenn Deutschland wirklich so schlimm ist, dann wendet man sich lieber anderen Heilsversprechen zu, dahin, wo es keine derartige Selbstverachtung gibt. Und wo im übrigen ein Weltbild gepflegt wird, in dem Juden das bevorzugte Hassobjekt sind.

Es ist nun wirklich nicht mehr zu bezweifeln, dass mit dem wachsenden Anteil von Muslimen in Deutschland auch die Zahl der gegen Juden gerichteten Angriffe zugenommen hat. Und dass, wo wir schon mal bei Claudia Roth waren, in der bunten multikulturellen und irgendwie antikapitalistischen Künstlerszene Ressentiments gegen Israel in hohem Maße gepflegt werden – ganz zu schweigen von den linksintellektuellen Palituchträgern, die nicht nur an den amerikanischen Eliteunis zu finden sind.

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