Eine tiefenpsychologische Studie mitsamt einer repräsentativen Befragung, die das Rheingold Institut im Auftrag der „Identity Foundation“, einer gemeinnützigen Stiftung für Philosophie aus Düsseldorf, durchgeführt hat, sorgt für Mediengeflatter.
„Zwischen großem privaten Optimismus (87 Prozent) und nahezu gleich ausgeprägtem politischen Pessimismus (77 Prozent), blicken lediglich 55 Prozent (eher) zuversichtlich in die Zukunft“, heißt es da. Drei Viertel der 18- bis 65-Jährigen (73 Prozent) hätten das Gefühl, „dass unsere Politiker keine Ahnung haben von dem, was sie tun“. Nur 34 Prozent vertrauen der Regierung und nur 23 Prozent empfinden Zuversicht beim Blick auf die Politik. Die Klimakrise gehört für mehr als 50 Prozent nicht zu den Krisen, die sie für sich als bedeutend empfinden und „die drängendsten Ängste haben die Menschen (…) vor einem persönlichen Autonomieverlust. Die am Beginn der Coronakrise und des Ukrainekrieges erlebten Ohnmachtsgefühle sollen sich nicht wiederholen.“
Wichtiger als die Politik ist ihnen das private Umfeld: Freunde und Familie sind für 84 Prozent wichtiger geworden und 93 Prozent gaben an, die eigenen vier Wände so schön wie möglich zu gestalten.
Mit anderen Worten: Die Deutschen verfügen über mehr politische Vernunft, als man ihnen gemeinhin zutraut. Der Vorsitzende der „Identity Foundation“, Paul J. Kothes, sieht das allerdings ganz und gar anders: „Die Erkenntnisse der Studie kann man als dramatisch bezeichnen. Eine tiefe Resignation gegenüber der Politik und unseren Zukunftsmöglichkeiten, wie sie sich hier zeigt, bedroht unser nationales Zusammenleben. Wir sehen zu, wie ein ganzes Land vor der Wirklichkeit in Deckung geht, während sich die Verantwortlichen in der Berliner Politik in klein-klein verheddern.“
Aha. Die Deutschen also wieder auf dem Weg ins Biedermeier, in die Innerlichkeit, gar ins innere Exil! Unpolitisch wie eh und je! Ab ins Private, statt das „nationale Zusammenleben“ zu pflegen! Das im Übrigen, wie mir scheint, weniger vom privatisierenden Deutschbürger gefährdet wird denn durch sich abschottende noch nicht lange hier lebende Anderskulturierte. Vor allem aber ist das nationale Zusammenleben durch Politiker gefährdet, die die Folgen ihres Handelns und ihres Unterlassens nicht bedenken. „Willkommenskultur“ seit 2015 – ohne die enormen Folgekosten und -schäden zu bedenken. Eine „Energiewende“, die schon an ihren Voraussetzungen scheitern muss, dafür Volkswirtschaft und Bürger ruiniert, wahrlich kein Beitrag zum „nationalen Zusammenleben“. Und nicht zuletzt der religiöse Klimafanatismus, die Anmaßung, das Klima und die Welt retten zu müssen, statt den Interessen der Bürger zu dienen.
Könnte es nicht umgekehrt sein? Dass es die Bürger sind, die sich mit der Wirklichkeit befassen, während die Regierenden sich in ihren ideologischen Scheinwelten verheddern? Ist es nicht geradezu ein befreiender Befund, dass sie sich vor einem neuerlichen Verlust ihrer Autonomie fürchten? Und was ist bedrohlich daran, dass ihnen die Freunde und die Familie wichtiger geworden sind, um deren Nähe man sie in der Panikpandemie gebracht hat?
Wer kann ihnen verdenken, dass sie sich im Privaten einrichten, in einem Bereich, in dem Politik nichts zu suchen hat – was die rotgrünen Ideologen allerdings nicht daran hindert, sich als Nannys zu gerieren, die dem tumben Volk beibringen müssen, wie man sich ernährt, wie man heizt, und sogar, wie man liebt und lebt? Und dass sie sich ungern über Themen streiten, bei denen eine vom Hauptstrom abweichende Meinung existenzielle Konsequenzen haben kann?
Seit man in der Regierung regenbogenbunt queer geworden ist, seit von Mutter und Vater nicht mehr die Rede sein soll und Frauen nicht Frauen genannt werden dürfen, weil sich Transpersonen damit ausgegrenzt fühlen könnten, beharrt der deutsche Normalmensch offenbar umso mehr auf so etwas „Reaktionärem“ wie der Familie und der Privatsphäre. Ist es wirklich verwunderlich, dass sich denkende Menschen der Beschallung aus Medien und Politikermünden entziehen, wo man ihnen als Politik verkaufen will, was durchsichtige Panikmache ist?
Kaum haben Politiker gemerkt, wie wirksam es ist, Menschen Angst zu machen, damit sie folgsam sind, suchen sie nach der nächsten Katastrophe, die man funktionalisieren kann. Klar doch: der Hitzetod! Mitten im mäßig warmen und eher nassen deutschen Juli, der noch vor seinem Ende zum heißesten seit Menschengedenken erklärt wurde. „Die Ära der globalen Erwärmung hat geendet, die Ära des globalen Brodelns hat begonnen“, sagte UN-Generalsekretär Guterres in New York. Da wäre es doch glatt besser, für die Freiheit zu frieren, wie Altbundespräsident Joachim Gauck jüngst empfahl!
Nein, das Drama sind nicht die Bürger. Es sind Politiker, mithilfe der Medien, seit Angela Merkel und erst recht seit der Ampelregierung, die den nationalen Zusammenhalt gefährden. Solange unfähige Ideologen regieren, haben die Deutschen keinen Grund für Zuversicht.