Müssen wir uns Sorgen um die Demokratie hierzulande machen? Ach woher denn! Demnächst werden die deutschen Staatsbürger im Bundestag von bis zu 1000 Abgeordneten repräsentiert – das sind mehr als doppelt so viele, als im US-amerikanischen Repräsentantenhaus sitzen, um die Einwohner des mit 9.834.000 km² ein klein wenig größeren Landes zu vertreten. Wir lassen uns auch in dieser Hinsicht durch nichts und von niemandem übertreffen.
Dass die freien und unabhängigen Abgeordneten nicht viel zu sagen haben, jedenfalls dann nicht, wenn es sich vom alternativlosen Konsens unterscheidet, sorgt für eine weitgehend friedliche Atmosphäre. Wäre da nicht diese Oppositionspartei, die aber aus Hygienegründen regelmäßig ausgegrenzt wird. Bei uns ist alles clean.
Und längst sind bei uns die Kinder an der Macht: Sie werden von den öffentlich-rechtlichen Sendern als „Interviewer“ auf Politiker angesetzt und sollen per „Enkelbriefe“ den Wahlentscheid ihrer Großeltern beeinflussen. Das nennt man Partizipation!
Kleiner Rückblick: Das Euro-Stabilisierungsgesetz, rund 150 Milliarden Euro deutsches Steuergeld wert, wurde im Mai 2010 von Bundestag und Bundesrat im Eilverfahren durchgewinkt. Ganz nebenbei begab sich das Parlament seines wichtigsten Rechts: seines Budgetrechts. Warum? Weil Angela Merkel die Eurorettung für alternativlos hielt.
Ähnliches gilt für das, was in schlechtem Deutsch „humanitäre Katastrophe“ genannt wird. Not kennt bekanntlich kein Gebot. Und so verhinderte Angela Merkel 2015 die Schließung der deutschen Grenzen gegen eine chaotische, völlig unkontrollierte Einwanderung. Wer an der Weisheit zweifelt, die Probleme anderer Länder hierzulande zu lösen, muss sich seither in den fußfälligen Medien die Frage gefallen lassen: „Ja, sollen wir sie denn verhungern/ertrinken/leiden lassen?“
Das von einem Virus befeuerte Maßnahmenregime, das den Staatsbürgern seit nunmehr eineinhalb Jahren unveräußerliche Grundrechte entzieht – wie das auf Freizügigkeit oder die Versammlungsfreiheit – und sich anschickt, auch die Meinungsfreiheit rabiat einzuschränken, passt zu dem nun seit Jahren erkennbaren Muster, das hier kulminiert: Die Rede von einer „Pandemie von nationaler Tragweite“ ist das Einfallstor für den autoritären Staat.
Vielleicht sollte man sich nicht nur Sorgen um die demokratische Verfasstheit des deutschen Nationalstaats machen, sondern auch um den Rechtsstaat. Nicht nur die Kontrolle der Regierung durch die Medien fällt mittlerweile weitgehend aus, auch die Gerichtsbarkeit, die unabhängig, also frei von politischem Einfluss sein soll, scheint sich vielfach dem wohligen Konsens angeschlossen zu haben. Grundrechte sind nicht verhandelbar. Wer verteidigt sie gegen die Anmaßungen eines Maßnahmenregimes?
Und wer hätte sich das alles vor zwanzig Jahren träumen lassen?