Tichys Einblick
Stephans Spitzen:

Selbstbestimmungsrecht: Wenn’s drauf ankommt, braucht man offenbar doch Männer

Die queere Umdeutung der Geschlechter-Geschichte treibt immer absurdere Blüten. Und die Bundesregierung zeigt die Selbstwidersprüchlichkeit des ganzen Unterfangens: Im Entwurf für das neue Selbstbestimmungsrecht ist vorgesehen, dass Transfrauen im Kriegsfall wieder als Männer gelten.

Die Wehrpflicht gilt laut Grundgesetz Artikel 12a nur für Männer – künftig wohl auch für solche, die sich im Kriegsfall zur Frau erklären.

IMAGO / Steinach

Vor einigen Jahren hieß es noch, Frauen wären zu allem befähigt, was Männer auch können. Gleichstellung, nicht etwa nur Gleichberechtigung! Heute sind wir einen Schritt weiter: Auch Männer können alles, was Frauen vermögen. Menstruieren! Kinder kriegen! Ihnen die Brust geben! Schneller schwimmen! Und dabei auch noch besser aussehen!

So jedenfalls sieht es ein Museum im dänischen Aarhus. Das war vormals ein Frauenmuseum, heißt jetzt „Gender Museum“, und dort wird eine Statue ausgestellt, die einen Mann mit Bart und männlichem Geschlechtsorgan zeigt, der Brüste hat und ein Kind nährt.

Nun, wir wissen doch dank Tessa Ganserer: Ein Penis ist nicht per se ein männliches Geschlechtsorgan! Wozu also braucht man noch biologische Frauen, zumal das F-Wort allein ja schon all jene kränkt, die keine sind, aber gern eine wären?

Stephans Spitzen:
Neues aus Wokistan: Ein Mann spricht für „alle Frauen“
Eine ganz neue Masche ist auch, einigen aus der Geschichte überlieferten Frauen das Frausein abzusprechen. Wer kein vom Patriarchat unterdrücktes Opfer war, sondern durch Intelligenz und Tapferkeit aufgefallen ist, kann keine Frau gewesen sein, sondern war mindestens nonbinär oder eigentlich ein Mann. Die irische Piratenköniging Grace O’Malley könne ebensowenig Frau gewesen sein wie ihre Gegenspielerin Königin Elizabeth I. von England, weil beide geleistet hätten, was sonst Männer leisten, so liest man es in einem Essay in der NZZ, in dem der jüngste Wahnsinn liebevoll aufgelistet wird. Etwa, dass auf der Website des legendären Shakespeare’s Globe Theatre Elizabeth I. jüngst als nonbinär geoutet wurde. Na klar, sie war ein echter Kerl! Ebenso Jeanne d’Arc, die einfach ein Mann gewesen sein muss.

Das perverseste Beispiel für die queere Umdeutung der Geschichte aber, das in der NZZ zitiert wird, ist die Neudeutung des Schicksals der Agatha von Catania. Die gläubige Jungfrau verweigerte sich dem römischen Statthalter, woraufhin man ihr die Brüste mit glühenden Zangen entfernte. In einer Ausstellung der York Art Gallery wird nun unterstellt, sie sei gewiss glücklich gewesen, dadurch jede geschlechtliche Eindeutigkeit verloren und euphorisch queer als ihr eigentliches Ich gelebt zu haben – in der kurzen Zeit vor ihrem Tod auf glühenden Kohlen.

Also Frausein ist eine Bürde, derer man sich gern entledigt? Und Herrscherinnen sind eigentlich verkleidete Männer? Plötzlich müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass Frauen auf ihre Rolle als das vom Patriarchat unterdrückte Geschlecht beschränkt, also Opfer sind, denn wenn sie es nicht sind, müssen sie ja Männer oder mindestens Weder-Noch sein. 

Also wozu noch Frauen? Diese Rolle, kürzlich noch attraktiv, dürfte bald nicht mehr sonderlich nachgesucht sein. Denn das weibliche Geschlecht mag zwar noch bei der Parkplatzsuche oder dem Quotenplatz hilfreich sein, nützt aber nichts, wenn es mal ernst werden sollte. 

Stephans Spitzen:
Warum der Feminismus reaktionär ist
Im Entwurf für das neue Selbstbestimmungsrecht ist vorgesehen, dass Transfrauen im Kriegsfall wieder als Männer gelten. Die Ausnahme gilt allerdings nur für Fälle, „die während oder maximal zwei Monate vor Eintreten des Verteidigungsfalls erklärt wurden und bei denen der Verdacht naheliegt, dass sie ohne innere Überzeugung lediglich zur Vermeidung des Diensts an der Waffe erfolgt sind“. Wer also bei künftigen kriegerischen Verwicklungen nicht dabei sein will, sollte sich möglichst rasch umorientieren, ein paar Monate vor dem Ernstfall ist ein Mann wieder ein Mann. 

Derweil wird die Abschaffung von Frauen auch von Frauen unterstützt. Bei „Klimaschützer*innen“ scheint sich eine Gebärstreikbewegung auszubreiten. Kinder sind klimaschädlich, der Verzicht auf sie spare im Jahr mehr CO2 ein als ein Auto! Die „Antinatalistin“ Verena Brunschweiger, Autorin des Buchs „Kinderfrei statt kinderlos“, fordert 50.000 Euro für alle, die an ihrem 50. Geburtstag kinderlos sind.

Was tut man nicht alles, um die Erde zu schützen! Ganz ehrlich: Aussterben ist natürlich die sicherste Methode. Mögen sich also die Männer im Gemetzel vernichten und die Frauen das Gebären einstellen – dann furzen zumindestens in Europa nur noch ein paar verwilderte klimafeindliche Kühe.


Das neue Buch von Cora Stephan, „Über alle Gräben hinweg. Roman einer Freundschaft“ ist am 8. Februar bei Kiepenheuer & Witsch erschienen

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