Tichys Einblick
Stephans Spitzen:

Wenn die Regierung Selbstverletzung forciert

Die „Selbstbestimmung“ ist oft der erste Schritt zu unumkehrbaren Eingriffen in die Körperlichkeit, in der Hoffnung, damit die Lösung aller Probleme zu finden. Was aber, wenn deren Ursprung ganz woanders liegt? Immer mehr junge Menschen, die chemische Eingriffe oder geschlechtsangleichende Operationen bitter bereuen, suchen den Weg in die Öffentlichkeit und verklagen „Ärzte“ und Kliniken.

IMAGO / Christian Ohde

Eigentlich sollte das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz längst vom Kabinett beschlossen sein, wonach jeder durch einen bloßen Sprechakt sein Geschlecht wechseln kann – von Mann zu Frau, von Frau zu Mann oder zu divers oder geschlechtslos. Könnte es sein, dass es dem einen oder der anderen dort langsam dämmert, welches Chaos man sich mit dem Abschied von der Biologie einhandelt? Und dass man es sich mit einer Gruppe verderben wird, die weit größer und einflussreicher ist als die schrillen Transaktivisten, meistens Männer, die sich als Frauen fühlen?

Von denen aber wird die Debatte dominiert, von Männern, die ihre Strafe als Vergewaltiger gern im Frauengefängnis absitzen möchten oder einfach nur den Frauenparkplatz in der Tiefgarage bevorzugen. Die sich mehr oder weniger geschickt schminken wie „Corinna-Maria“ oder Stöckelschuhe anziehen. Die sich eine Perücke überstülpen und behaupten ein Penis sei kein per se männliches Geschlechtsorgan.

Lesben, die nun einmal Frauen lieben, dürfen sich Beschimpfungen gefallen lassen, sie seien „transphob“ und „Nazis“, wenn sie kein Interesse an einer sexuellen Begegnung mit jemandem mit „Lady Dick“ haben. Auch heterosexuelle Frauen wehren sich gegen die neue Beliebigkeit – und dagegen, dass normal ausgestattete Männer in ihre Refugien vordringen dürfen, sofern sie nur behaupten, eine Frau zu sein. Überdies fürchten viele, als Frauen zum Verschwinden gebracht zu werden, wenn es bereits als transphob gilt, auch nur von Frau oder von Mutter zu sprechen. Wer das anspricht, wie Jens-Peter Paul in einem Artikel, darf sich einer Rüge des Presserats erfreuen.

Transsexuelle wie Frank Gommert von der Vereinigung transsexueller Menschen sind ebenfalls gegen das neue Gesetz: Es setze Menschen, die sich in ihrem Empfinden dem anderen Geschlecht zugehörig fühlen, aber keine körperliche Angleichung wünschen, gleich mit Transsexuellen, die die oft erhebliche Qual einer körperlichen Angleichung vollzogen haben.

Tatsächlich sind die schrillen Personen darunter nicht nur in dieser Hinsicht eine Minderheit. Der Wunsch, ein anderes Geschlecht zu haben als das bei der Geburt festgestellte, ist besonders bei Frauen verbreitet, nein: bei Mädchen, und das oft in einem Alter, in der Pubertät nämlich, in dem man auf der Suche nach der eigenen Identität ist. Ausgerechnet bereits im Alter von 14 Jahren sollen Jugendliche sich dem Gesetzentwurf zufolge nun für einen „Geschlechtswechsel“ entscheiden dürfen – ohne dass sie dabei die Zustimmung der Eltern benötigen, was diese ihrer Schutzfunktion beraubt. In New York City wurde auf einem „DragMarch“ bezeichnenderweise gesungen: „We’re here. We’re queer. We’re coming for your children.“

Die „Selbstbestimmung“ ist oft der erste Schritt zu unumkehrbaren Eingriffen in die Körperlichkeit, in der Hoffnung, damit die Lösung aller Probleme zu finden. Was aber, wenn deren Ursprung ganz woanders liegt? Homosexualität? Depressionen? Autismus?

Von den Gefahren der Transition aber soll nun nicht mehr die Rede sein, dabei liegt der Verdacht nahe, dass es sich um eine Mode handelt, alle Konflikte auf eine einzige Ursache zurückzuführen, mit dem falschen Versprechen, sie seien lösbar. Die Zahl der angeblich an Dysphorie Leidenden explodierte in den letzten Jahren. Vor 30 Jahren gab es 3.000 Transsexuelle in Deutschland, heute sind es geschätzt 24.000. Die Zahl der geschlechtsumwandelnden Operationen stieg von 883 im Jahre 2012 auf 2598 im Jahr 2021. Immer mehr Frauen fliehen in das andere Geschlecht – und doch versuchen manche, auch wieder zurückzufliehen. Die Berichte von „Transmännern“, die ihre Transition bitter bereuen, sind mittlerweile Legion, wie man etwa in der Emma lesen kann.

Immerhin regt sich langsam Widerstand gegen den Trend – nur offenbar nicht in der deutschen Regierung.

Die Tavistock-Klinik in Großbritannien wurde geschlossen, weil man dort Kinder und Jugendliche, die mit ihrem biologischen Geschlecht hadern, viel zu schnell und ohne gründliche Untersuchung mit Pubertätsblockern und Hormonen behandelt habe. Es sei versäumt worden, nach anderen Ursachen für die „Geschlechtsdysphorie“ der jungen Patientinnen zu forschen. Das Klinikpersonal habe sich „unter Druck gefühlt, einen nicht zu hinterfragenden, affirmativen Ansatz anzuwenden“.

Soll dieser Druck nun auch in Deutschland die Selbstschädigung junger Frauen (und Männer) vorantreiben? Oder haben wir es gar mit der Verschwörung des Patriarchats zu tun, das, statt Frauen zu unterdrücken, sie einfach ersetzen will?

Verrückte Welt. Verwirrte Politiker. Unnötige Opfer.

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