Vielleicht gibt es ja doch so etwas wie eine allgemeine Vernunft. Womöglich ist das Publikum längst nicht so einfach zu manipulieren, wie die Volksverführer in Politik, Medien und Wirtschaft glauben. Kann sogar sein, dass manche Moden sich schneller erledigen, wenn sie den Leuten mit besonders großem moralischem Überschwang aufgedrängt werden.
Der Feminismus etwa hat sich in Deutschland mit Genderthemen ausgedribbelt. Vor allem Frauen lehnen die Verunstaltung der Sprache im Namen der Gerechtigkeit schlicht ab – und empfinden Frauenquoten nicht etwa als hilfreich, sondern als Beleidigung, zumal das derzeitige politische Personal (weiblich) brutal vorführt, was geschieht, wenn Qualität und Qualifikation noch nicht einmal eine marginale Rolle spielen.
In den USA hat der Fall der Claudine Gay gezeigt, bis vor kurzem Präsidentin der einstmals renommierten Harvard-Universität mit einem Jahresgehalt von beinahe 1 Million Dollar, wie verhängnisvoll „affirmative action“ sein kann – also das Bevorzugen von Personen mit einem Merkmal, das einst als hinderlich galt, bis es zur Auszeichnung hochgejubelt wurde. Gray war die erste schwarze Präsidentin der Universität.
Ihr akademischer Werdegang mutet allerdings bescheiden an angesichts des Rufs der Eliteuniversität: Sie hat zwar promoviert, aber lediglich elf Fachaufsätze und kein einziges Buch veröffentlicht – das ist wenig für eine 53 Jahre alte Akademikerin. Und offenbar finden sich selbst in einem derart schmalen Werk zahlreiche Plagiate, weshalb sie nun – nach nur sechs Monaten im Amt, die kürzeste Amtszeit einer Harvard-Präsidentschaft – zurückgetreten ist, nicht zuletzt aufgrund des Rückzugs von Mäzenen, von deren Zuwendungen Universitäten in den USA abhängig sind und die sich aufgrund von auf dem Campus explodierenden Antisemitismus in abscheulichster Form zurückgezogen hatten.
Konstantin Kisin, britisch-russischer Autor und Satiriker, sieht in Gay das Aushängeschild der „DEI“-Industrie – DEI heißt „Diversity, Equity and Inclusion“ – eine Bewegung, die rückgängig gemacht werden müsse. Und es sähe so aus, als ob es dafür zum ersten Mal seit langem Grund für Optimismus gebe.
Ist das so?
Mehr und mehr Firmen entdecken derzeit Einsparpotential ausgerechnet bei jenem Programm, mit dem sie ihre volksnahe Fortschrittlichkeit beweisen wollten. All die Stellen, die man nach dem Aufruhr um den Tod von George Floyd geschaffen hatte, werden von den großen Tech-Giganten in atemberaubendem Tempo wieder abgebaut.
„Nach Daten der Jobbörse Indeed, die von CNBC zitiert werden, sind die Stellenausschreibungen im Bereich DEI im Jahr 2023 um 44 % zurückgegangen. Im November 2023, dem letzten vollen Monat, für den Daten verfügbar waren, gingen die DEI-Stellenausschreibungen im Vergleich zum Vorjahr um 23 % zurück. (…) Devika Brij, CEO von Brij the Gap Consulting, die mit den DEI-Bemühungen von Tech-Unternehmen zusammenarbeitet, sagte gegenüber CNBC, dass einige Unternehmen bis Mitte 2023 fast 90 % ihres DEI-Budgets gekürzt haben.“
Tatsächlich stellen mittlerweile viele große Unternehmen, die sich als entschiedene Vorreiter begriffen und DEI maßgeblich vorangetrieben haben, fest, dass der normale Kunde das progressive Getue satt hat. Es hebt nicht die Umsätze, wenn eine Biermarke eine Transfrau als PR-Aushängeschild aufbietet, ganz im Gegenteil, wie Bud Light in den USA erfahren durfte. Der Umsatz des einst beliebtesten Bieres brach infolge dessen massiv ein.
Die Volkserziehung durch woke Eliten wird mehr und mehr als Belästigung empfunden, die immer mehr Menschen ablehnen und sich zu entziehen suchen. Das erfahren auch mehr und mehr die Streamingdienste, die mit Serien und Filmen experimentieren, in denen Darsteller beinahe schon zwangsläufig und oft historisch verfälschend schwarz, lesbisch, schwul, binär sein müssen.
Disneys Neuverfilmung von „Schneewittchen“ wartet nun mit einer nicht unbedingt schneeweißen Hauptdarstellerin auf – und nicht mit kleinwüchsigen Akteuren, sondern Begleitern in neu erzählter Variation. Zudem geriet die Hauptdarstellerin mehrfach mit Publikumsbeschimpfung bzw -herabsetzung in die Schlagzeilen. Die Variante fiel beim Publikum durch.
So ergeht es immer mehr Produktionen, vor allem Disney musste es auf die sehr harte Tour erfahren und ist von starken Umsatzrückgängen betroffen. Nach Schneewittchen ging es direkt mit der Verfilmung von Arielle weiter: „Disney versenkt 300 Millionen Dollar in ‚Kleine Meerjungfrau‘-Film mit zu hohem Budget“ (Forbes).
Und so geht es für den Konzern weiter und weiter mit zahlreichen anderen Projekten:
„Disney, Warner, Comcast und Paramount denken über Kürzungen und mögliche Fusionen nach“, titelt die im Conde Nast Verlag erscheinende Publikation Ars Technica: „Disney, Warner Bros Discovery, Comcast und Paramount – US-amerikanische Unterhaltungskonglomerate, die seit Jahrzehnten immer größer geworden sind – stehen unter dem Druck, alte Geschäftsbereiche zu verkleinern oder zu verkaufen, die Produktion zurückzufahren und die Kosten zu senken, nachdem sie durch ihre digitalen Plattformen Milliardenverluste erlitten haben.“
In einem Artikel der NY Post von Juli 2023 ist zu erfahren: „In amerikanischen Unternehmen ist die ESG-Bewegung (Environmental Social Governance), bei der Unternehmen der sozialen Gerechtigkeit und der grünen Agenda Vorrang einräumen, mit einem derartigen öffentlichen Gegenwind konfrontiert, dass der CEO von BlackRock, der weithin als Verfechter der ESG-Bewegung gilt, im vergangenen Monat Reue zeigte und sagte, er schäme sich dafür, Teil dieser Diskussion zu sein, wobei er solche Grundsätze als ‚gewissenhaften Kapitalismus‘ bezeichnete.“
Auch Amazons „Prime“ erlebt derzeit eine heftige Kündigungswelle. Nicht nur ist das „Prime“-Versprechen immer weniger zuverlässig zu halten, dass bestellte Ware beinahe umgehend eintrifft –, es ist vor allem das mit Prime verbundene Streamingprogramm, das abschmiert. Überaus kostenspielige Eigenproduktionen wie allein die Prequel-Serie zu „Herr der Ringe“ mit weiblicher Protagonistin und Besetzung nach bewährter Manier (s.o.), bündelte mit um die 715 Millionen Dollar extrem viel Kapital, die Kosten weiterer Eigenproduktionen sind hier nicht inkludiert.
Mehr und mehr Filme und Serien im Prime-Angebot sind kostenpflichtig, das Angebot, das bisher im freien „Prime“-Katalog verfügbar ist, wird nun mit Spots unterbrochen – obwohl man für die Prime-Mitgliedschaft jährlich immerhin 89,90 berappen muss – Freiheit von Unterbrechungen kostet nun nochmal 2,99 Euro/Monat. zusätzlich. Amazon verkündete im Januar, es werde sich von etwa 18.000 Angestellten trennen.
Und was wird nun mit all den woken Fachkräften geschehen? In Deutschland gibt es offenbar noch immer freie Stellen in den Ampel-Ministerien oder den regierungsnahen NGOs – obwohl sich SPD, Grüne und FDP große Mühe gegeben haben, ihnen wohlgesinnte Akteure in einem stetig wachsenden Kreis an sich gegenseitig die Bälle zuspielenden Stichwortgebern möglichst lukrativ unterzubringen.