Noch die lautersten Absichten lassen sich für finstere Zwecke missbrauchen. Nur die allzu Lauteren tun so, als ob sie das nicht wüssten.
Die westdeutsche Friedensbewegung wurde materiell und ideell von der SED unterstützt – das war schon damals kein Geheimnis. Die Bewegten vertraten ja auch eine gesamtdeutsche Agenda: Ganz Deutschland würde, im Falle eines Atomschlags, das Gebiet sein, über dem sich die russischen und die US-amerikanischen Bomben träfen. Die Auslöschung Deutschlands war gewiss.
Unberechtigt war die Sorge durchaus nicht. Die notorische „German Angst“ tat ihren Teil dazu, und schon hatte man eine Massenbewegung. Die allerdings richtete sich insbesondere gegen die USA, die atomar bestückte Mittelstreckenraketen in Westeuropa stationieren wollten – als Antwort auf das Arsenal der Sowjetunion.
Was aber, wenn Putins Russland ebenfalls bei anderen ehrenwerten Anliegen die Finger im Spiel hätte? Etwa beim tapferen Kampf fürs Klima und gegen den Hitzetod? Ausgetragen von Angela Merkel, den Grünen, Fridays for Future und anderen gemeinnützigen Nichtregierungsorganisationen in Europa und den USA? Verständlich wäre das, ja, es wäre nachgerade zu empfehlen.
Denn der Verzicht auf eigene fossile und nukleare Energien spielt Putin in die Hände. Insbesondere der deutsche Sonderweg zur CO2-freien Industriegesellschaft macht Russlands Gas- und Ölvorkommen unverzichtbar. Wie wir soeben merken – wir hätten es natürlich vorher wissen können, aber das war nicht gewollt.
Hat Putin womöglich die entsprechenden Organisationen und Bewegungen finanziert? Oder hat er nur ideologisch infiltriert? Beides passte zu den altbekannten Strategien der Einflussnahme.
Aufschluss gibt nun ein Bericht von Axel Bojanowski, Chefreporter Wissenschaft der Welt – er ist eigentlich aufsehenerregend, hat aber erstaunlich wenig Aufsehen erregt. Die russische Regierung habe 82 Millionen Euro an europäische Klimaschutzverbände gezahlt, heißt es hier, die die Erdgasförderung in der EU verhindern wollen. Doch wo das Geld gelandet ist, ist unklar – die sogenannten NGOs, die weitreichende Klagebefugnisse haben und in Deutschland als gemeinnützig steuerbegünstigt sind, müssen nicht offenlegen, woher ihre CO2-freie Kohle kommt.
Als der damalige Nato-Generalsekretär Asmussen 2014 Russland verdächtigte, Umweltorganisationen zu unterstützen, um die Abhängigkeit Europas von russischem Gas zu erhalten, lachten die Umweltschützer – so wie Außenminister Heiko Maas einst über Donald Trump lachte, der ihm vorhielt, Deutschland mache sich von Russland abhängig.
Offenbar könnten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) zufolge in Deutschland 320 bis 2030 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus Schiefergestein gefördert werden. „Das ist das knapp Vierfache bis 26-Fache des deutschen Jahresverbrauchs. Die Berechnungen der GBR basieren auf geowissenschaftlichen Kenntnissen über bestimmte Ton-Gesteine, die viel organisches Material enthalten, aus dem bei den hohen Temperaturen in Tiefen von 1000 bis 5000 Metern Erdgas entstehen kann“, schreibt dazu Johannes Kaufmann.
Doch „Fracking“ gilt als besonders umweltschädlich – noch immer glauben Menschen einem Propagandafilmchen, in dem eine Flamme aus dem Wasserhahn die Gefahren der Schiefergasförderung für das Grundwasser illustriert. Fracking wurde 2014 in Deutschland zur Hochrisikotechnologie erklärt und verboten – ausgerechnet im Jahr der russischen Annexion der Krim.
„Europa drosselte seine Förderung konventionellen Erdgases radikal: Vor 15 Jahren hatte es mehr Gas produziert als Russland exportierte, mittlerweile exportiert Russland dreimal mehr Erdgas als Europa produziert. Allein von 2015 bis 2019 konnte Russland seine Erdgasimporte nach Europa um ein Drittel steigern, mittlerweile deckt der Kontinent rund 40 Prozent seines Bedarfs mit russischem Erdgas“, schreibt Bojanowski. Dem Klimaschutz hat der Verzicht auf Erdgasförderung in Europa nicht gedient, Erdgas wird dennoch genutzt, es kommt nur aus Russland. Und zugunsten dieses Erdgases schalten wir unsere Kernkraftwerke ab.
Verschwörungstheorie? Vielleicht. Oder auch nicht. Das jedenfalls könnte erklären, warum man in Deutschland so verbissen an der längst gescheiterten „Energiewende“ festhält.