Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer verkündet, ausgerechnet jetzt, Deutschland brauche 1,5 Millionen Zuwanderer im Jahr. Fachkräfte, natürlich. Deutsch müssen sie nicht sprechen können, dafür soll das Personal in den Ausländerbehörden Englisch beherrschen. Wohnungen für die Fachkräfte werden sich schon irgendwie finden. Alles wird gut!
Irgendwie kommt diese Forderung just zur richtigen Zeit – zu einer Zeit, in der mehr und mehr qualifizierte Deutsche das Land verlassen, mehr und mehr Schulkinder weder lesen noch schreiben können und der Wirtschaftsstandort Deutschland dank umsichtiger Ampelpolitik in die Knie geht.
Wen dieses Land noch anlockt, sind nicht jene Hochqualifizierten, die den Schonlängerhierlebenden die Renten zahlen, sondern, seit 2015 verschärft und derzeit wieder mit wachsendem Tempo, überwiegend junge Männer aus einem anderen Kulturkreis, die dem Gastland im Vergleich dazu bisher kaum etwas zurückgeben. Ganz im Gegenteil: Viele von ihnen verachten eine Gesellschaft, die vor allem Angst vor „antimuslimischem Rassismus“ zu haben scheint und sich gefallen lässt, ausgenutzt und ausgelacht zu werden.
Von Silvesterkrawallen über zahllose Belästigungen wie in Badeanstalten, von Messerattacken bis Clan-Krawallen: gemütlich ist der Zusammenprall der Kulturen in Deutschland längst nicht mehr – auch wenn der Kanzler das als Gerücht der „Schlechte-Laune-Parteien“ abtut.
Sind die ausufernden Krawalle mit bürgerkriegsähnlichen Bildern in Frankreich nach dem an einem Schuss aus einer Polizeiwaffe gestorbenen algerischstämmigen Nahel also das Wetterleuchten, das auf die Zukunft auch in Deutschland verweist?
Jein. Frankreich hat, dank kolonialer Vergangenheit, eine andere und ältere Einwanderungsgeschichte als Deutschland. Frankreich hat im Übrigen auch eine weit militanter auftretende Polizei – während der mit Corona begründeten Sperrstunden patrouillierten Polizisten an jedem Carrefour mit Maschinenpistolen, sie sind autoritärer und weniger geduldig als die deutschen. Und doch, der Polizist scheint nicht gesagt zu haben: „Du kriegst eine Kugel in den Kopf“, wie das Gerücht zunächst besagte, sondern „Hände hinter den Kopf!“.
Während in Frankreich bislang über eine Million Euro für den inhaftierten Polizisten und seine Familie gespendet wurden, lautet in Deutschland der Medientenor, die Polizei, ganz klar, sei schuld an den tagelangen Ausschreitungen und Plünderungen, an der schieren Lust an der Zerstörung. Eine „Analyse“ der Tagesschau zitiert verständnisvoll den französischen Präsidenten der Menschenrechtsliga: „Die jungen Leute dieser benachteiligten Viertel fühlen sich dem Getöteten brüderlich verbunden. Da herrscht große Solidarität und ein regelrechter Korpsgeist.“ Das kann man auch beängstigend finden.
Beängstigend ist auch, dass sich der Flächenbrand auch in die Schweiz und nach Belgien ausgebreitet hat. Gut möglich, dass sich deutsche Problemviertel angesichts von Rekordzuwanderung womöglich in einer frühen Phase der französischen Entwicklung befinden.
Ein „youth bulge“, also ein hoher Anteil junger Männer an der Bevölkerung, gilt als ursächlich (oder wenigstens förderlich) für kriegerische Auseinandersetzungen. Ältere Gesellschaften sind die friedlicheren. Vor allem ist es gefährlich, wenn junge Männer in größerer Zahl ihren Platz nicht gefunden haben. Wenn sie überdies in einer Kultur und in einer Religion aufgewachsen sind, die sie zu „kleinen Paschas“ erzogen hat, kann man sich das Ausmaß an Frustration ausdenken, die sich jederzeit entladen kann. Angela Merkel und ihre „Willkommenskultur“ haben halt- und ziellosen Zuwanderern vorwiegend aus islamisch geprägten Gesellschaften mit haltlosen Versprechungen auch keinen Gefallen getan.
Es sieht ganz so aus, als ob sich die Uhr nicht zurückdrehen ließe. Doch vielleicht wird irgendwann das einst so einladende Deutschland nicht mehr attraktiv genug sein. Daran wird derzeit mit Hochdruck und eifrig gearbeitet. Danke, liebe Ampelregierung.
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