„Wir werden als Land durch diese Krise nur gut durchkommen, wenn wir uns unterhaken, wenn wir gemeinsam uns auf Lösungen einigen“, sagte Bundeskanzler Scholz nach dem Treffen seiner „Konzertierten Aktion“ gegen die Inflation: „Wichtig ist mir die Botschaft: Wir stehen zusammen.“
Kinder an der Macht? Nein! Wirre tun’s auch.
Und sie schämen sich noch nicht einmal, wenn sie von „Miteinander“ und „Zusammenhalt“ schwadronieren und Ratschläge für die individuelle Lebensführung geben. Unsereins hingegen soll mindestens Duschscham empfinden.
Ich halte es da mit Helmut Markwort vom Focus: nicht mit mir! Menschen mit höheren Moralstandards finden das natürlich degoutant. Peter Matthias Gaede, einst Chef von „Geo“, also ein Kollege Markworts, findet, ein wenig Duschscham täte gar nicht weh, sondern könnte „ein Beitrag zu einer gesamtgesellschaftliche(n) Geste der Vernunft und Solidarität sein“.
Schon klar: politische Fehler, wie die unter Merkel gestiegene Abhängigkeit von günstigem russischen Gas, beantworten wir gesamtgesellschaftlich solidarisch. Mit einer Geste – Gaede weiß offenbar, dass es um nicht mehr als das geht. Um einen symbolischen Akt, der nichts bewirkt.
Doch warum eigentlich soll das Volk politische Fehler mit Wohlverhalten belohnen und patriotisch zusammenstehen? So was wie ein Volk oder Patriotismus soll es doch eigentlich gar nicht geben.
Nun, eines stimmt natürlich. An der ideologisch begründeten und schon seit Jahren verfehlten deutschen Energiepolitik ist in der Tat Putin schuld – doch nicht, weil er uns den Saft abzustellen droht, den wir doch sanktionsmäßig eh abzulehnen haben.
Nein: weil er diesen Irrsinn in langen Jahren zuverlässiger Gaslieferungen überhaupt erst ermöglicht hat.
Ohne russisches Gas aber fliegt der Schwindel von der „Energiewende“ auf. Mit den sogenannten „Sanktionen“ haben unsere politischen Geistesgrößen nicht Putin geschadet oder gar der Ukraine geholfen, sie haben sich noch nicht einmal ins eigene Knie geschossen. Nur in unsere. Und nun dürfen sie plärren, dass Putin seine Gaslieferungen durch NordStream 1 drosselt – als ob es NordStream 2 nicht gäbe. Ach, habt mich doch gerne.
Das Szenario für Herbst und Winter steht im Grunde fest. Die Hälfte der 40 Millionen privater Haushalte heizt mit Gas, das russische Gas stellte davon mehr als 50 %. Im Notfall der Rationierung müssen die Privathaushalte bevorzugt werden.
Ade, Industriestandort Deutschland. Dem helfen keine Notstromaggregate. Und auch nicht, sich bei Olaf unterzuhaken.
A propos Olaf und die „gesamtgesellschaftliche Geste der Vernunft und Solidarität“. Ist es nicht einigermaßen schamlos, dass sich das Parlament mitten in einer derart handfesten Krise und bei galoppierender Inflation schnell noch einen Schluck aus der Pulle genehmigt und die Diäten erhöht hat? Während sich Ottilie Normalverbraucherin vorwerfen lassen muss, egoistisch zu sein, wenn sie im Winter nicht frieren will?
Und wussten Sie schon, dass uns Olaf mit seinem Kanzlergehalt von 362 000 Euro im Jahr an der Spitze in Europa liegt? Und fragen Sie sich auch, warum wir eines der mitgliederstärksten und damit teuersten Parlamente weltweit haben? Und wem es eigentlich nützt, außer den vom Glück Betroffenen, dass Abgeordnete Parteigenossen und Glaubensfreunde in lukrative Posten hieven?
Ich weiß, ich wiederhole mich: aber die verfassungsfeindlichen Bestrebungen, Regierung und Politiker zu delegitimieren, verächtlich zu machen, Vertrauen zu zerstören, gehen ganz allein von Politikern und Regierung aus.
Doch wir wollen dankbar sein.
Immerhin kann ich demnächst mein Geschlecht ändern. Voila. Die nächsten Spitzen stammen dann von Cord Stephan.