Kenia habe eine große Strahlkraft im Kampf gegen den Klimawandel, verkündet Kanzler Olaf Scholz nach seinem Besuch in Nairobi. Und deshalb wünscht er sich den Zuzug von Migranten aus dem afrikanischen Land. Eine Win-Win-Situation, da es dort ja „sehr gut ausgebildete Fachkräfte“ gebe.
Das Knüpfen freundschaftlicher Bande hat im Falle Nigerias ja bereits wunderbar geklappt – dann soll das wohl auch mit Kenia gelingen. Schließlich hat die Außenministerin das Land als vorbildlich gerühmt, was seine Klimasensibilität betrifft.
Die Kenianer sparen an Energie, wo sie nur können! Während in Deutschland 503,8 Milliarden Kilowattstunden an Strom in einem Jahr verbraten werden, bescheidet sich Kenia mit gut 8 Milliarden Kilowattstunden. Na bitte! Geht doch! Jedenfalls dann, wenn man ein bitterarmes Land ist. Die Kenianer sparen nicht, weil sie wollen, sondern weil sie müssen. Wer keine Industrie hat, braucht auch weniger Strom.
Vorbildlich? Genau! Wir ahnen bereits, worauf das in Deutschland hinauslaufen soll. Denn nun kommt der Bundeskanzler um die Ecke und verkündet, das Land habe eine große Strahlkraft im Kampf gegen den Klimawandel. „Kenia ist ein inspirierender Klimachampion.“ Und deshalb wünscht er sich den Zuzug von Fachkräften aus Kenia. „Wir sehen in Kenia ein großes Potenzial für die Fachkräftemigration in vielen Bereichen unserer Wirtschaft“, hat er nach einem Treffen mit Kenias Staatschef William Ruto in Nairobi gesagt. Eine Win-Win-Situation, da es dort ja „sehr gut ausgebildete Fachkräfte“ gebe – und Deutschland zu wenige davon hat.
Kenia hat also zu viele? Werden nun all die Ingenieure und Techniker und IT-Fachkräfte nach Deutschland migrieren, die in Kenia nicht zum Zuge kommen, weil die dazugehörige Industrie fehlt? Die ja, nach Annalena Baerbocks Logik, dort gar nicht erst entstehen soll, weil sie zu viel Energie benötigt? Rätsel über Rätsel.
Wer die Massenmigration nach Deutschland spätestens seit 2015 beobachtet hat, wird die Sache mit den Fachkräften ausgerechnet aus einem afrikanischen Land womöglich kritisch sehen. Wandern nicht seit Jahren Hunderttausende solcher Fachkräfte bei uns ein, die in mehrheitlich kaum Kenntnisse und Fertigkeiten aufweisen, die sie für den Arbeitsmarkt interessant machen? Brauchen wir noch mehr von ihnen?
Doch womöglich stimmt es ja, dass es in Kenias Hauptstadt Nairobi eine „innovative Start-up-Szene im IT-Bereich“ gibt. Dann fragt es sich erst recht, wieso wir Entwicklungshilfe an ein Land zahlen, dem wir die Fachkräfte entziehen wollen, die es zu seiner Entwicklung vielleicht selbst brauchen könnte.
Noch immer wird in Kenia übrigens überwiegend Viehwirtschaft betrieben (und werden Rosen für den Export angebaut) – aber auch Viehhirten brauchen wir nicht, wir blasen ja soeben der eigenen Landwirtschaft das Lichtlein aus.
Dass Migration eine Lösung deutscher Probleme sein könnte, ist nicht nur irreführend. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein: die bisherige unkontrollierte und rein moralisch begründete Einwanderung zerstört offenbar die Förderung des vorhandenen und autochthonen deutschen Fachkräftepotenzials, und zwar bereits in den Schulen. Seit Inklusion das Zauberwort ist, richtet sich das Unterrichtsniveau nach den Schwächsten. Mittlerweile richtet es sich viel zu oft nach den Schülern aus, die kaum Deutsch sprechen und verstehen und die hier und da in den Klassen die Mehrheit stellen.
Von Integration kann keine Rede sein. 20 Prozent der Kinder am Ende der Grundschule und am Ende der Sekundarstufe I können schlecht schreiben, lesen und rechnen, was meistens die Kinder mit Migrationshintergrund betrifft. Das Kinderquälen während der angeblichen Pandemie hat die Lage nicht verbessert, doch sinkende Leistungen werden bereits seit zehn Jahren festgestellt. Dank der Zuwanderung ist die Schülerschaft heterogener, die Kitas können nicht ausreichend Sprachförderung anbieten. Hinzu kommt ein eklatanter Lehrermangel.
Immer häufiger entlassen Schulen ihre Schüler ohne all die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die junge Menschen für eine Lehre brauchen. Hinzu kommt, dass die etwas Aufgeweckteren oft eine akademische Ausbildung vorziehen – in den Geisteswissenschaften ohne Aussicht auf beruflichen Erfolg.
Man nennt so etwas wie den deutschen Fachkräftemangel hausgemacht. Aber es klingt wahrscheinlich viel bunter, vielfältiger und weltoffener, wenn man als woker Politiker zur Behebung des selbstverursachten Mangels bis nach Afrika reist. Hauptsache, in den deutschen Ausgaben von Pippi Langstrumpf kommt kein „Negerkönig“ mehr vor.