Tichys Einblick
Stephans Spitzen:

Die Grünen retten die Welt und Deutschland ist am Ende

Bei den Grünen haben die Ziehkinder der alten Ex-Maoisten übernommen. Sie handeln im Namen der Welt, des Klimas, der Menschheit. Und das eigene Land? Wird wirtschaftlich ruiniert und eingeebnet.

IMAGO / Marc John

Das Proletariat? Ach, darauf war doch noch nie so richtig Verlass. Deshalb übernehmen heute Schulschwänzer und Ex-Maoisten die Aufgabe, den Kapitalismus abzuschaffen. Man nennt es nicht mehr Revolution, „Transformation“ tut es auch, und das Ergebnis heißt weder Kommunismus noch Sozialismus, ist aber unterm Strich so etwas Ähnliches: alle gleich und alle gleich arm. Nicht, weil dein starker Arm, sondern weil das Klima es so will. 

Aber im Grunde ist es gleich, was auf der Agenda steht, ob Klima, Corona oder irgendetwas anderes, das die ganze Menschheit betrifft. „Mit uns zieht die neue Zeit“ – man kennt das Lied.

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„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Dass „Die Grünen“ keine Partei wie alle anderen sei, stand für ihre Gründer von vornherein fest. Partei sein hieße ja, partielle Interessen zu vertreten. Das aber war ihnen immer schon zu wenig – wer die Natur, die Frauen, die Welt, das Klima, die ganze Menschheit zu vertreten glaubt, lässt sich nicht auf kleinliche Kompromisse ein.

Und so feierten sich auf dem Delegiertenkongress der Grünen in Bonn die alten wie die neuen Totalitären. Naturfreunde und Pazifisten sind längst schon marginalisiert, übernommen haben die Kinder der altlinken Maoisten und Stalinisten. Und die interessieren sich ebenso wenig wie die Altvorderen für Kleinigkeiten wie Demokratie und Grundgesetz, sondern für die Machtübernahme im Dienste, na klar, der Menschheit, ob die will oder nicht. 

Das Verblüffende dabei ist, wie viele dieses Spiel mitmachen. Derzeit soll man zwar für die Freiheit der Ukraine frieren, aber edler noch ist die Selbstreduktion zugunsten des „Klimas“, das angeblich vom CO2 erhitzt wird, das beim Nutzen fossiler Energieträger entsteht. 

Reden wir nicht darüber, dass, würde das alles denn stimmen, nichts gegen die emissionsarme Kernkraft spräche, ganz im Gegenteil. Doch Atomstrom nimmt man nur, wenn er in Frankreich oder einem anderen Nachbarland produziert wird. Das Gleiche gilt für das Fracking von Schiefergas. Noch die schmutzigste Energieerzeugung wird sauber, sofern sie nicht in Deutschland stattfindet.

Stephans Spitzen:
Gestern stand man am Abgrund, heute ist man einen Schritt weiter
Nichts an der grünen Energiepolitik ist vernünftig, gar nichts. Das Märchen von der „Energiewende“ ist von der Art jener großen Erzählungen, wie sie immer dann gebraucht werden, wenn andere gemeinschaftsstiftende Mythen schwach geworden sind. Das Klima – ein Durchschnittswert, eine Zahl, sonst nichts – ist der Heilige Geist, der über die Erleuchteten gekommen ist, und wehe dem, der hier das Knie nicht beugt.

Es muss etwas her, das im guten alten Merkelschen Sinn „alternativlos“ ist. Mittlerweile haben auch alle anderen Parteien begriffen, wie man sich unangreifbar macht: indem man sich auf die Menschheit herausredet. Deren Interessen sind nicht verhandelbar. Wer will schon gegen die Menschheit sein?

Die Macht der Grünen basiert nicht auf Wahlergebnissen, die Partei ist trotz neuerlichen Höhenflügen noch immer eine kleine radikale Minderheit, der es jedoch hervorragend gelungen ist, der Gesellschaft ihre ideologische Agenda aufzuzwingen. Gegen den Anspruch, die Welt, das Klima, die Menschheit zu retten, verblasst jedes Argument und jede Logik. 

Was hilft da noch der Hinweis, dass in einer Demokratie keine Partei das Mandat erhält, andere als die Interessen der Staatsbürger zu vertreten? Weder ist die grüne Energiepolitik im Interesse der Deutschen noch die bedingungslose Unterstützung der Ukraine unter Vernachlässigung eigener Sicherheitsinteressen. Dass sich dieses Land noch nicht einmal selbst gegen einen Angreifer verteidigen könnte, macht die martialische Entschlossenheit der grünen Außenministerin erst recht pikant. 

Stephans Spitzen:
Der Iran als Probe für Baerbocks "feministische Außenpolitik"
In was also soll sich dieses Land verwandeln, nachdem es durch die „Große Transformation“ geläutert wurde? Das industrielle Rückgrat gebrochen, die Textur der Gesellschaft nicht mehr klar zu definieren, die Bevölkerung dank einschlägiger „Maßnahmen“ und durch Einschränkung der individuellen Mobilität vereinzelt? Die Innenministerin lässt schon jetzt keinen Zweifel daran, dass sie die Freiheit beschränken will, sich zu versammeln und zu protestieren, dass kriminalisiert werden soll, wer es dennoch tut.

Wie also wird es heißen, das neue Deutschland, verschlissen und zerrupft? Finis Germania? Nachdem zwei Weltkriege zahlreiche Traditionsunternehmen nicht geschafft haben und die nach einem Jahr Ampel nun aufgeben müssen, könnte es diesmal auch mit dem ganzen Land klappen. 


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