Man kann geteilter Meinung sein über den Volkszorn in Frankreich. Ist das wirklich so schlimm, dass die Regierung den Franzosen eine längere Arbeitszeit bis zur Rente abverlangen will? Aus deutscher Perspektive dürfte das Verständnis für den brennenden französischen Protest dagegen nicht allzu groß sein. Deutschland ist noch immer der weitaus größte Nettozahler der EU – wobei die Summe 2021 mit über 21 Milliarden mehr als doppelt so hoch lag wie die Frankreichs.
Auch liegt das Renteneintrittsalter hierzulande bei 67 und die Rente beträgt knapp 53 Prozent vom letzten Netto. Die Wohneigentumsquote liegt bei 50,5 Prozent – in Frankreich bei 64, in Italien sogar bei 75 Prozent. Die Franzosen und Italiener dürfen bislang mit 62 Jahren in Rente gehen und erhalten 74,4 bzw. 81,7 Prozent vom letzten Netto.
Dennoch hat die Regierung die Reform durchgesetzt, pikanterweise ohne darüber im Parlament abstimmen zu lassen. Das ist ein Vorgehen, das die Verfassung erlaubt, aber das heißt nicht, dass es legitim wäre. Eine solche autoritäre Ermächtigung ist nun wirklich ein Grund dafür, auf die Straße zu gehen. Gut möglich, dass dieses Vorgehen noch zum Sturz der Regierung führt – auch wenn ein erster Misstrauensantrag in der Nationalversammlung knapp gescheitert ist.
Wir hier in Deutschland müssen auf solchen Protest wohl noch lange warten. Bei uns wird schon lange alles Mögliche im Parlament durchgewinkt. Das zahlenmäßig größte der Welt muss man gar nicht erst hintergehen, das ist handzahm. Und die sogenannte „Reform“, die es auf ein vernünftiges Maß verkleinern soll, dürfte vor allem dazu dienen, die Linke und die CSU zu marginalisieren und ausgerechnet jene Abgeordneten benachteiligen, die „direkt“, also nicht über die Parteiliste gewählt worden sind.
Und deshalb beneide ich sie manchmal doch, die Franzosen. Sie wehren sich wenigstens.
Die unfassbaren Schäden der Panikpandemie werden nicht aufgearbeitet und der irrlichternde Karlatan Lauterbach ist noch immer im Amt, während die Außenministerin ganz nebenbei Russland den Krieg erklärt, was ja heutzutage unter „Feminismus“ firmiert.
Es ist Wahnsinn und es hat Methode.
Glückliches Frankreich! Dort geht man bei vergleichsweise Kleinigkeiten auf die Straße. Hierzulande lässt man sich jeden Blödsinn gefallen.
Wie lange noch?
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