Tichys Einblick
Stephans Spitzen:

Wenn der Elon mit der Alice einmal X-Spaced: Freut euch, Kinder!

Elon Musk redet mit Alice Weidel. Die schrumpfenden Massenmedien schäumen ebenso wie die „demokratischen Parteien“. Das nimmt man im Ausland wahr. Die „Brandmauer“ kennt nun die ganze Welt – und wird lächerlich. Für die CDU ein nur schwer verdaulicher Brocken: Die Transatlantiker unter Merz sind nicht mehr die erste Wahl für Donald Trump.

© picture alliance / Jörg Carstensen, PHOTOPQR - Collage: TE

Ja, doch, ich freue mich auf 2025, mit mehr als einem Quentchen Schadenfreude. Unsere politmediale Blase bekommt am Donnerstag eins übergebraten, mit einer ziemlich großen Kelle. Nicht nur die Brandmauern, auch feste Gewissheiten wanken.

Den UnsereDemokratieParteien in Deutschland ist es zwar bislang gelungen, ihre Konkurrenz, die sich aus guten Gründen „Alternative für Deutschland“ nennt, hinter einer „Brandmauer“ zu verbannen und ihr die Öffentlichkeit streitig zu machen, mit der hierzulande Wahlkampf betrieben wird: zu Talkshows in den öffentlich-rechtlichen Medien werden ihre Vertreter nicht eingeladen. Weltweit aber klappt das nicht, ganz im Gegenteil.

Dass Alice Weidel jede Woche eine Kolumne in der Weltwoche schreibt, mag noch hingehen, die Schweiz ist nicht die Welt. Aber ein Talk mit Elon Musk am Donnerstag dieser Woche auf der Plattform „X“ ist schon ein anderes Kaliber. Weltweit verheißt das wahrscheinlich mehr als die 202 Millionen Follower allein von Musk.

Ist das der Eingriff eines reichen Amerikaners in den deutschen Wahlkampf? Natürlich.

Die UnsereDemokratieMedien tun das bei ausländischen Wahlkämpfen schon lange, speziell, wenn es um die USA geht. Jüngst wieder: Sie erklärten Donald Trump zum großen Zerstörer und Kamala Harris zur Retterin der Welt. Insofern: tit for tat. Nur: Deutscher Hass und deutsche Hetze beeindrucken die amerikanischen Wähler wenig.

Und wie sehr wird es nun die deutschen Wähler beeindrucken, dass von den USA aus auf die eh bereits brüchige Brandmauer zur AfD geschossen wird? Es sind ja doch nur etwa sieben Millionen Deutsche, die X nutzen. Die Reichweite der Altmedien wie Zeitungen und vor allem Fernsehen ist weit größer.

Doch der Streisand-Effekt wirkt bereits: Je mehr sich Journalisten und Politiker über den unverfrorenen Einmischer Musk echauffieren und die Veröffentlichung eines Artikels von ihm bei der Welt bereits zum Rücktritt der für die Meinungsseiten zuständigen Redakteurin geführt hat – den sie ausgerechnet auf X verkündete –, desto mehr wächst die Neugier auf das, was am Donnerstag ab 19 Uhr auf der Plattform geboten wird.

Elon Musk, der „Obertroll am rechten Rand“ (Spiegel), spricht live mit der deutschen Kanzlerkandidatin Alice Weidel, die im Unterschied zur deutschen Außenministerin ein vorzügliches Englisch spricht (neben Mandarin, nach sechs Jahren in China). Im Unterschied zu den meisten Grünen hatte sie einen Beruf vor der Politik. Und offenbar wird sie die einzige deutsche Politikerin sein, die als Ehrengast bei der Inauguration von Donald Trump in Washington anwesend sein wird – neben dem deutschen Botschafter Andreas Michaelis. Man könnte das als Affront gegen die deutsche Regierung verstehen, aber die ist es nur noch auf Abruf.

Das spricht Bände. Der „natürliche“ Partner für die neue Regierung Trump scheint nun nicht mehr die CDU zu sein mit Friedrich Merz, also die Transatlantiker. Die transatlantischen Netzwerke waren stets gut ausgestattet mit finanziellen Mitteln, einflussreich beim Verbreiten der richtigen Botschaft in den Medien. Doch die haben längst Konkurrenz erhalten durch die immer stärker werdenden alternativen Medien – darunter eben X. Und die Trump-Administration lässt viele der guten alten transatlantischen Buddies vermissen. Demnächst bestimmen Personen die amerikanische Politik, die man hierzulande nicht kennt, nicht schätzt und schon gar nicht auf dem Schirm hatte. Wem sollen die Nibelungen jetzt noch treu sein? Mit wem befreundet? Von wem beschützt?

Hier zeichnet sich tatsächlich eine Zeitenwende ab. Das dürften auch die amerikakritischen Kräfte in der AfD spüren: Was womöglich demnächst in den USA entsteht, ist nicht mehr der altböse Feind.
Kein Wunder, dass Robert Habeck sich „hochbesorgt um die transatlantische Wertepartnerschaft“ zeigt. Die alten Seilschaften ziehen nicht mehr.

Vor allem aber: Die „Brandmauer“ gegen die AfD wird vor aller Welt lächerlich gemacht. Der Wind hat sich gedreht. Wir sind, siehe Österreich, von der Wirklichkeit umzingelt: Realitätsferne Woke und Linke haben sich derart unbeliebt gemacht, dass das Pendel jetzt zur anderen Seite ausschlägt. Übrigens bezeichnend häufig bei den Jungen. Aus Verdrossenheit? Oder aus Realismus und Sinn für die nötige Disruption?

Die CDU wird sich möglichst bald darauf einstellen müssen, mit oder ohne Friedrich Merz.


Liebe Leser, am 9.1. ab 19 Uhr überträgt TE den X-Space mit Weidel und Musk – und diskutiert dazu anschließend live mit Gästen wie Hermann Binkert, Markus Langemann und Gerald Grosz auf TE:

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