Sie streiten sich, unsere Ampelosis. Insbesondere der Kanzler der Herzen Robert Habeck bekommt derzeit Zunder. „Murksminister“ nennen ihn bereits einige, darunter auch solche, die ihm ansonsten zugetan sind. Das Gehampele um die Idee einer „Gasumlage“, mit der eh schon gebeutelte Bürger auch solche Unternehmen retten sollten, die aus der Energienotlage bislang Gewinne geschöpft haben, ist hochnotpeinlich, und da hilft es auch nicht, dass Habeck – „er ist ja so authentisch“ – in seiner bekannten und Journalistinnen landauf, landab begeisternden Art den Kopf schief legt und nun eine Korrektur anbietet, die wahrscheinlich zu spät kommt.
Sickert Realitätssinn in die abgehobene politische Sphäre ein? Ach was. Es ist immer nur Wahlkampf. Genauer gesagt: Am 9. Oktober sind Landtagswahlen in Niedersachsen. Und so, wie es sich in Umfragen andeutet, wird der Höhenflug der Grünen anhalten, während die SPD heftig und die CDU mäßig Federn lassen muss.
Der Logik von Wahlkämpfen folgend nimmt der Profilierungskampf in den Wochen davor zu, während bitter notwendige Entscheidungen, die das ganze Land betreffen, aufgeschoben werden. Das gilt etwa für den Abschied vom AKW-Nein-Danke-Credo der Grünen. Wenn weitere Preisexplosionen abgefedert werden sollen, ist es unumgänglich, wenigstens die drei noch arbeitenden Kernkraftwerke weiterlaufen zu lassen. „Frieren für den Frieden“ und „Hungern gegen die Despotie“ gibt bloß dem Wutbürger die Sporen und „Gas sparen“ zwingt vor allem die Wirtschaft in die Knie.
Doch die niedersächsischen Grünen werden schon wissen, warum eine solche Entscheidung frühestens am 10. Oktober bekannt werden darf, viele ihrer Wähler glauben womöglich noch immer, dass Sonne und Wind keine Rechnung schicken.
Was die SPD betrifft: Es kommt ihr entgegen, wenn der Nimbus von Robert Habeck als eigentlichem Bundeskanzler an ihm selbst zerschellt, da muss man nur noch ein ganz klein wenig nachlegen.
Doch nicht zu früh gefreut: Sie werden sich schon wieder zusammenraufen, jetzt, während der Klausur der Bundesregierung in Meseberg. Am Ende wird der Wunsch nach Machterhalt wie immer siegen.
Was der Bürger davon hat?
Genau. Nichts.