Tichys Einblick
Stephans Spitzen:

Die große Betroffenheitsshow

Es ist der Holocaust-Gedenktag nach dem 7. Oktober 2023. Bereits die Jahre zuvor wirkten Posen und Schilder inszeniert. Doch diesmal kann man sie kaum mehr ertragen. Baerbock und Faeser sprechen vom Schutz des jüdischen Lebens, aber Taten gibt es wenige.

IMAGO

Auch an dem diesjährigen Holocaust-Gedenktag haben sich Politiker wieder mit ernster Miene fotografieren lassen, während sie moralisch einwandfreie Pappschilder in die Kameras halten. Das geht schnell und kostet vermutlich weniger als die kosmetische Herrichtung Annalena Baerbocks. „We Remember“ ist auf den Schildern zu lesen (und steht in Leuchtschrift vor dem Reichstag). „Wir erinnern uns“ wäre auch zu lang für so ein Pappschild.

Es ist der Holocaust-Gedenktag nach dem 7. Oktober 2023.

Wirkten die Posen und Minen und Hashtags und Schilder bereits in den letzten Jahren zunehmend inhaltsleer und inszeniert, kann man sie in diesem Jahr kaum mehr ertragen. Es ist nicht mehr als eine gut einstudierte ritualisierte Betroffenheitsshow. Die Kommentare, die unsere Politiker ihren Fotos mitgeben, sind auch nicht viel besser.

Die deutsch-israelische Journalistin Sarah Cohen-Fantl kommentiert auf X: „Ich ertrage es nicht mehr, dass PolitikerInnen wie @ABaerbock an Gedenktagen die Shoa-Geschichten unserer Familien benutzen, um als „gut“ und „geläutert“ dazustehen, während die letzten drei Posts zum Thema Israel auf Instagram, sich ausschließlich auf das Leid der Menschen in Gaza bezieht und Israel dämonisiert. Auch in den Stories wird Gaza rhetorisch mit den Menschen in der Ukraine gleichgesetzt – was Israel auch hier wieder zum Bösewicht macht. Wenn Frau Baerbock meint, es würde reichen an Gedenktagen an tote Juden zu erinnern und gleichzeitig den einzigen jüdischen Staat der Welt permanent zu verteufeln und Zahlungen an Terror-Organisationen zu senden, dann befeuert sie damit Judenhass – auch in Deutschland. (Einfach mal einen Blick in die Kommentarspalte dieser Posts werfen). Da helfen dann auch gutgemeinte #WeRemember Posts nicht, denn die Lage, die sie da beschreibt, ist im Grunde genau das, was am 07.10. passiert ist: auslöschen und hinrichten jüdischen Lebens.“

— Sarah Cohen-Fantl (@SarahFantl) January 27, 2024

Innenministerin Nancy Faeser etwa, SPD, behauptet, sie schütze jüdisches Leben und bekämpfe Antisemitismus. Aber natürlich nur da, wo’s passt. Vor allem bekämpft sie bevorzugt deutschen Rechtsextremismus, der in der Welt der Sozialdemokratin irgendwie das Monopol auf Antisemitismus zu haben scheint. Der importierte muslimische Antisemitismus? Jahrelang trotz aller Auswüchse und Ausbrüche auf den Straßen, der konkreten anwachsenden Bedrohung jüdischer Menschen und Einrichtungen so lange heruntergespielt, bis er nach dem 7. Oktober 2023 förmlich ins Gesicht explodierte und man ihn nunmehr nicht mehr übergehen konnte – während er gleichzeitig offenherzig wie nie den Schulterschluss mit dem linken Antisemitismus zeigte.

Auch just am Holocaust-Gedenktag in Berlin zogen wieder muslimische Antisemiten gemeinsam mit Linken durch die Innenstadt. Wer stellt Genehmigungen für diese Aufmärsche aus?

Soviel Blindheit liegt gewiss nicht an den engen Beziehungen der Ministerin zu einem Sozialdemokraten namens Mustapha Lamjahdi, der „Verbindungen zur Muslimbruderschaft und der Salafisten-Szene“ unterhält, wie Apollo-News recherchierte. Nun: diese Aussage treffe „im Kern zu“, urteilte das Oberste Landesgericht in Frankfurt. Die Entscheidung ist rechtskräftig.

Nancy Faser scheint das nicht als sonderlich skandalös zu empfinden. Die Rolle der Frau im Islam? Die Scharia? Ach was. Sowas wolle doch nur die AfD: „Sie will die Rolle der Frau zurückdrehen, freie Medien und die unabhängige Justiz angreifen.“ 
Eher tritt eine grüne Berliner Bezirksabgeordnete zurück, die mit 1,34 Promille angehalten wurde und der Polizei den Hitlergruß zeigte, als dass einer aus der Ampel seinen Posten räumt.

Auch Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) ordnet politisch korrekt ein: „Die Zahl antisemitischer Straftaten ist gestiegen – nicht nur in Deutschland. Rechtsextremistische und -populistische Parteien erleben Zuspruch. Geschichte darf sich nicht wiederholen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir die Erinnerung an die Shoah wachhalten.“ Kurz danach postet sie eine Ermahnung, wie wichtig die weitere Unterstützung für die UNRWA sei.

Antisemitische Straftaten gehen also auf das Konto „rechtsextremistischer und populistischer Parteien“. Hauptsache, man spart muslimische Judenhasser aus.
Die sich etwa bei der nicht nur von Deutschland finanziell bestens versorgten UNRWA aufhalten. Doch die spiele ja eine „lebenswichtige Rolle“ bei der Versorgung der palästinensischen Bevölkerung, verteidigt Schulze die Organisation. Etliche Mitarbeiter der UNRWA haben allerdings auch eine wichtige Rolle beim Massaker an Israelis am 7. Oktober gespielt.


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