Tichys Einblick
Blinder Glaube statt Vernunft in der Politik

Deutschland, ein Land der Gläubigen

Hierzulande glaubt man, durch Klimaneutralität die Welt retten zu können – obwohl man nicht einmal für 2 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich ist. Norwegische Wissenschaftler rütteln derweil am Mythos des menschlichen Einflusses auf den Klimawandel. Aber die Deutschen verankern ihren Glauben kurzerhand im Grundgesetz.

picture alliance / BeckerBredel | BeckerBredel

Deutschland ist ein Land, in dem Politik und Medien zwischen Größenwahn und Verzwergung oszillieren. Mal sind sie mächtig und glauben, wir könnten uns gegen alle Vernunft den Naturgesetzen entgegenstemmen, mal wird auf Panik gemacht, weil sich wer vor einem Ende der Eiszeit fürchtet. Strotzend vor Hybris wird verkündet, dass es einen vom Menschen verursachten Klimawandel gebe, der auf die von ihm verantworteten Emissionen eines „Klimagiftes“ namens CO2 zurückzuführen sei. Und voll ebenso eitler Selbstüberschätzung wird gepredigt, man könne den Klimawandel verhindern, indem man CO2 „einspart“.

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Wer das nicht glaubt, bekommt es ab jetzt mit unserer Verfassung zu tun, genau, mit dem „Grundgesetz“, das eigentlich die Rechte der Bürger gegenüber dem Staat und seinen Organen festhält. Nun aber wurde von einer Mehrheit überwiegend bereits abgewählter Abgeordneter kurz vorm Zusammentritt des neu gewählten Bundestags schnell noch eine Änderung des Grundgesetzes vorgenommen, in der es ums Klima geht. Artikel 143h:

„Der Bund kann ein Sondervermögen mit eigener Kreditermächtigung für zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur und für zusätzliche Investitionen zur Erreichung der Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 errichten.“

Nun, die EU ist mit 6,8 Prozent an den weltweiten CO2-Emissionen beteiligt, China klotzt mit 32,9 Prozent, Deutschland aber ist bescheiden, es beschränkt sich auf 1,76 Prozent. Ein Klacks! Da wird das mit der Klimaneutralität schon klappen. Die Erde retten wir damit allerdings nicht, aber die lässt sich ja auch nicht retten.

Was „Investitionen zur Erreichung der Klimaneutralität“ bedeutet, kann man sich denken: mehr von alledem, was den Industriestandort bereits jetzt zu vernichten droht. Was logisch ist: Dank Investitionen in eine sogenannte Energiewende ist Energie nicht nur teuer, auch ihre Verfügbarkeit ist unkalkulierbar geworden.

Macht nix, soll die Industrie ihr Klimagift doch in anderen Ländern ausstoßen! Na klar, sie ist längst schon dabei.

Wer sich beim Internetauftritt des Bundesumweltministeriums umschaut, kommt fast zwangsläufig auf die Idee, dass sich die Abnahme der Kohlendioxid-Emissionen in Deutschland nicht der „Energiewende“ oder der Sorge der Bürger und Unternehmen um die Verkleinerung ihres CO2-Fußabdrucks verdankt, sondern dem Industriesterben, beginnend 1990 in der ehemaligen DDR. Als hilfreich erwiesen sich danach die Wirtschaftskrise 2009 und die Coronamaßnahmen, die Einzelhandel und Gastgewerbe ausschalteten. Freuen wir uns über das Jahr 2023: Da nahm das Abwandern der Industrie aus Deutschland so richtig Fahrt auf. Die Unternehmen gehen dorthin, wo die Energie bezahlbar und kalkulierbar ist. Großartig: So geht es immer weiter bergab mit dem, was das BMU ungeniert „Treibhausgas“ nennt.

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Nun gibt es eine mit Hilfe von künstlicher Intelligenz geführte Untersuchung norwegischer Klimaforscher, veröffentlicht am 21. März, wonach die CO2-Emissionen des Menschen von 4 Prozent des jährlichen Kohlenstoffkreislaufs keine Rolle gegenüber anderen Faktoren spielen. Wer hätte das gedacht?

Also weiterhin Investitionen in Windkraft und Solar? Obwohl es egal ist, ob 100 oder 1000 Windkraftanlagen stillstehen, wenn der Wind nicht weht, und Solar nicht hilft, wenn die Sonne nicht scheint?

Die Bevorzugung von Windkraftanlagen ist nicht Teil der Lösung (welchen Problems?). Nicht nur fällt die Berechnung ihres CO2-Fußabdrucks bei der Produktion meistens flach, selten erwähnen ihre Fans Bodenversiegelung, Vogelschlag, Wildvergrämung und die negative Wirkung von Infraschall auf Mensch und Tier oder die Verseuchung der Grünflächen mit dem giftigen Abrieb der Rotorblätter. Es wird auch gern unterschlagen, dass Windparks einen „signifikanten“ Einfluss auf die Bodenfeuchtigkeit haben, kurz: den Boden austrocknen – mithin das tun, was sie vermeiden sollen: Sie tragen zur Erwärmung der Landoberfläche bei.

Das alles kann man wissen, wenn man es wissen will. Gibt es noch eine Chance für die Wiederkehr der Vernunft? Wer weiß. Doch immerhin steht im Grundgesetz nun:

„Der Bund kann ein Sondervermögen (…) für zusätzliche Investitionen zur Erreichung der Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 errichten.“

Er muss nicht. Noch schöner: Der Bund bzw. eine vernünftige Regierung könnte die Schulden auch dazu benutzen, bei der Wiederherstellung der vier noch nicht völlig zerstörten Kernkraftwerke zu helfen – CO2-frei! Jubel! – und die Planung neuer KKW zu unterstützen.

Das supermoderne Kohlekraftwerk Moorburg wäre auch noch zu retten, es ist doch ein Wink des Schicksals, das nur eines der beiden Kesselhäuser bislang gesprengt wurde. Auf dem Gebiet des Kohlekraftwerks soll ein Elektrolyseur, einer Anlage zur Produktion von Wasserstoff, gebaut werden. „Der dafür nötige Strom soll aus Sonnen- und Windkraft kommen.“

Da lacht der Laie und der Fachmann wundert sich. Die spinnen, die Deutschen.

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