Tichys Einblick
Stephans Spitzen:

Das Kabinett der angeblich „starken Frauen“ für die Sicherheit

Die neue Bundesregierung praktiziert die Frauenquote an sich selbst. Ob die angeblich "starken Frauen" (Olaf Scholz) an der Spitze des Innen- und des Verteidigungsministeriums für äußere und innere Sicherheit kompetent sind, spielt offenbar allenfalls eine Nebenrolle.

Olaf Scholz, designierter Bundeskanzler, Karl Lauterbach, designierter Bundesminister für Gesundheit, Nancy Faeser, designierte Bundesministerin des Innern, Christine Lambrecht, designierte Bundesministerin der Verteidigung im Willy-Brandt-Haus in Berlin, 06.12.2021

IMAGO / photothek

Frau sein ist der denkbar „heißeste Scheiß“ der Republik – um Katrin Göring-Eckardt zu zitieren. Manch einer, als Mann geboren, nimmt die große Chance mittlerweile wahr und bekennt sich auch äußerlich zu seiner inneren Frau. Darf er auch – kann ja jeder selbst entscheiden! Schließlich verspricht der Koalitionsvertrag der künftigen Regierung, auf Seite 117, das „Selbstbestimmungsrecht“: „ein Verfahren beim Standesamt, das Änderungen des Geschlechtseintrags im Personenstand grundsätzlich per Selbstauskunft möglich macht“.

Insofern ist das neue Kabinett allerdings ein Rückschritt: Frauen stellen die Hälfte der Minister, sind allerdings bereits als solche geboren. Da geht noch was, möchte man der Regierung zurufen! Auch, was die zwei H betrifft: Hautfarbe und Hintergrund!

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Doch seien wir nicht kleinlich. Denn „Sicherheit liegt in der künftigen Regierung in den Händen starker Frauen“, sagt Olaf Scholz. Und die ebenso künftige Außenministerin Annalena Baerbock verkündet: „Jetzt beginnt die Zeit der Tat“, man sei auf der Höhe der Wirklichkeit und auf der Höhe der gesellschaftlichen Realität. Worin auch immer sich beides unterscheidet.  

So also sieht Fortschritt aus! Oder?

Kleiner Einwand: Frau sein allein genügt nicht, meinte einst bereits Alice Schwarzer. Und ausgerechnet Angela Merkel hat der Begeisterung über „Parité“ einen Bärendienst erwiesen. Sie war nie frauenbewegt – hielt das für ein Luxusproblem der Westdeutschen. Doch eines hat sie schnell begriffen: Nichts eignet sich besser zur Beseitigung möglicher männlicher Konkurrenz als die Bevorzugung von Frauen, möglichst solcher, die ihr unterlegen und/oder von ihr abhängig sind. Als besonders pikant erwies sich die Besetzung des Verteidigungsministeriums erst mit Ursula von der Leyen, dann mit Annegret Kramp-Karrenbauer. Geholfen hat das weder den Frauen noch den Soldaten.

Nun, nichts gegen eine Verteidigungsministerin, sofern der Sachverstand und ein Gefühl für die Eigenart des Objekts ministerlicher Zuwendung vorhanden ist.

Bei Frau von der Leyen konnte man nichts davon entdecken, ganz im Gegenteil. Wer Schützenpanzer für schwangere Frauen geeignet machen will, denkt nicht ernstlich an den Ernstfall. Und wer Soldatenspinde vorsorglich nach Nazidevotionalien durchsuchen lässt, statt sich im bloßen Verdachtsfall erst einmal hinter die Truppe zu stellen, hat keinen blassen Schimmer davon, dass man von Soldaten, die ihr Leben riskieren sollen, nur Loyalität erwarten kann, wenn man sich ihnen gegenüber loyal zeigt. 

In einem Land, in dem ein General eine Impfkampagne steuern soll, muss nun eine Rechtsanwältin das Vertrauen der Truppe zurückerobern. Hoffentlich versteht Christine Lambrecht mehr vom Beruf des Soldaten als ihre Vorgängerinnen. Andererseits: Was macht das schon. Die äußere Sicherheit dieses Landes ist schon seit Jahren kein Thema mehr.

Kommen wir zur inneren Sicherheit in der Hand einer starken Frau. Nancy Faeser, die berufene Sozialdemokratin aus Hessen, hält „innere Sicherheit“ für eine Frage der sozialen Gerechtigkeit. Fortschritt beginne bei Gleichstellung und höre bei Migration auf. Vor allem aber: „Der Rechtsextremismus ist die größte Bedrohung für unsere Demokratie und ich will als Innenministerin diese Gefahr mit aller Entschlossenheit bekämpfen“, twitterte sie am Nikolaustag.

Mit harter Hand und aller Entschlossenheit! Endlich! 

Als ob der „Kampf gegen Rechts“ nicht seit Jahren finanziell bestens ausgestattet wäre und gute Dienste leistete, um von allen anderen Bedrohungen der Demokratie abzulenken. Die erwähnt Faeser deshalb auch gar nicht erst, auch nicht Linksextremismus oder gar gewalttätige Islamisten, über deren freudiges Bekenntnis zur Demokratie nichts bekannt ist.

Kurz: Auch hier argumentiert eine starke Frau fernab der Wirklichkeit oder gar der „gesellschaftlichen Realität“. Frau sein allein genügt eben nicht.

Schweigen wir über die anderen starken Frauen. Über Annalena Baerbock etwa ist alles gesagt. Und was die Männer in der künftigen Regierung betrifft: Überrascht uns, bitte!


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