Auf eines konnte man sich bei Angela Merkel verlassen: wem sie im Krisenfall ihr Vertrauen aussprach, der blieb nicht mehr lange im Amt. Und: sie berief gern Frauen, die ihr unterlegen und/oder von ihr abhängig waren, damit sammelte man Feminismuspunkte und hielt, vor allem, begehrliche Männer fern von den Fleischtöpfen der Macht.
Bei Kanzler Olaf Scholz konnte man sich indes nicht sicher sein, ob seine tiefe Betroffenheit („bewegt und beeindruckt“) über die sogenannte „Entschuldigung“, mit der Bundesfamilienministerin Anne Spiegel ihre Erklärung zu ihrem mehrfachen Amtsversagen als damaliger Umweltministerin von Rheinland-Pfalz „abgebunden“ hat, nicht womöglich ganz ernst gemeint war. Der Kanzler wirkt irgendwie nicht gerade wie ein stolz krähender Hahn in der Runde seiner Schar – und welche Männer genau würde er mit seiner Riege von Dünnbrettbohrerinnen eigentlich von der Macht abhalten wollen? Mir jedenfalls will da niemand einfallen.
Nun ist Anne Spiegel zurückgetreten, der erste Dominostein, der noch ganz andere ins Kippen bringen könnte.
Das Kabinett des Olaf Scholz decouvriert so manche Illusion und Lebenslüge. Schon längst ist die Verteidigungsministerin angezählt. Offenbar ist es doch nicht ganz egal, ob man was von der Sache und vor allem von den Menschen versteht, über die man die Befehlsgewalt hat. Dienstgrade kann sich Frau Lambrecht nicht merken, ihre Entourage an „Vertrauenspersonen“ unterzubringen war ihr hingegen eine leichte Übung. Viele Soldaten insbesondere der höheren Ränge haben ausgesprochen gute Manieren und erwiesen einst selbst von der Leyen Respekt, neben Andrea Nahles der Fachfrau für schwangere Panzerfahrerinnen und rechte Pinups in Soldatenspinden. Doch nun scheint bei der Truppe manch einem der Kragen zu platzen: Wenn ein Krieg gleich um die Ecke stattfindet ist männliche Tugend eher gefragt als „Hauptsache eine Frau“. Und hat sie tatsächlich gelogen, als sie der Ukraine militärische Unterstützung versprach, von der niemand etwas weiß? Wenn sie damit Deutschland aus dem Krieg heraushalten wollte, hätte das zumindestens eine gewisse Logik.
Bei Lemke hilft auch ein durch unsanften Aufprall in der Realität nüchtern gewordener Robert Habeck nicht.
Ein Gutes aber hat das alles: Dieses Kabinett erledigt den Feminismus 3.0.
Besonders anschaulich amüsant würden diese Verrenkungen, sollte am 24. April in Frankeich bei der Präsidentenstichwahl Marine Le Pen gegen Emmanuel Macron gewinnen. Huch! Eine Frau! Ist doch sonst immer so prima – jedenfalls dann, wenn sie die richtige Gesinnung mitbringt.
Den Sieg würde sie allerdings einem Mann verdanken, Eric Zemmour, der weit radikaler als sie ausspricht, was in Frankreich viele denken, die die Nase voll haben von der EU – und nicht nur nebenbei von einer weiteren Einwanderung aus dem islamischen Dunstkreis. Ganz so, wie viele in Deutschland, denen Innenministerin Nancy Faeser, die wir bislang noch nicht erwähnt haben, just davon noch mehr zumuten will. Frau Faeser hat übrigens mal eben so nebenbei einen rechtsstaatlichen Grundsatz geknickt – nämlich, die Unschuldsvermutung. Bei ihr muss nicht der Staat nachweisen, dass Beamte der Gesinnung wegen untragbar sind, sondern umgekehrt: sie müssen ihre Unschuld beweisen. Auf die Intrigen unter Kollegen darf man gespannt sein.
Alles nicht wichtig. Hauptsache, das Volk erweist sich als respektvoll gegenüber den Ansprüchen anders Kulturalisierter. Während Köln den Dom aus seinem Wahrzeichen entfernt hat, erweist ausgerechnet in der Sportwelt manch einer dem Islam seine untertänigste Reverenz. Statt auf Fußballspieler zu verzichten, solange sie während des Ramadams fasten müssen oder wollen, kommt man ihnen entgegen – mit einer Unterbrechung des Spiels: „Am Sonntag unterbrach Schiedsrichter Dankert das Spiel von RB Leipzig gegen die TSG Hoffenheim, damit der Leipziger Spieler Mohamed Simakan eine kurze Trinkpause einlegen konnte. Beim Nachholspiel zwischen Mainz 05 und Augsburg am vergangenen Mittwoch hatte auch Schiedsrichter Jöllenbeck dem Mainzer Kapitän Niakhaté eine Pause zur Nahrungsaufnahme gewährt.“
Ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht nur Fussballbegeisterten wenig gefällt. Wie schrieb jüngst ein Kollege: Nicht nur Nazis würden Marine Le Pen wählen.