Ja, wo waren sie denn all die Zeit, die Linksextremen? Und warum wird das Gespenst soeben wieder aus dem Sarg gezerrt, in dem es doch so ruhig und friedlich zu liegen schien? Der Rechtsextremismus ist’s doch, vor dem wir uns fürchten sollen, wie Innenministerium und Verfassungsschutz seit langem predigen, wobei sie offenlassen, was genau dazu zählt. Das ist günstig, denn so kann man alles Mögliche hinzurechnen, und das hilft, um den politischen Gegner und jeden, der womöglich dazu werden könnte, ins Abseits zu schießen.
Und jetzt kommt uns der BKA-Chef Holger Münch mit einer ganz anderen Botschaft: „Wir haben zunehmend Gewaltdelikte. Wir haben zunehmend herausragende Einzeltaten, und wir haben auch Täter, die sich der Strafverfolgung entziehen.“ Es gebe „eine Zuspitzung der Bedrohungslage aus dem linken Spektrum“. Denn der Anschlag auf die Infrastruktur bei Tesla könne Nachahmer finden.
Ja, gewiss doch.
Nur hat das „linke Spektrum“ jahrzehntelang niemanden interessiert. Die Terroristin Daniela Klette etwa konnte 30 Jahre lang ungestört in Berlin das Leben genießen, bis sie aufflog, und zwar nicht durch anhaltende gründliche Ermittlungsarbeit der zuständigen Organe. Und plötzlich wundert man sich über die Solidaritätsbekundungen für Klette bei der linken Szene in Kreuzberg? Und über den effizient organisierten Anschlag auf die Stromversorgung der Tesla-Werke Anfang März?
Und hat sich jemand beim BKA schon mal gefragt, wieso sich eine SPD-Vorsitzende als „Antifa“ bezeichnet und warum die Innenministerin bei einem linksextremen Magazin publiziert hat, das vom Verfassungsschutz beobachtet wird?
Links sein gilt hierzulande offenbar als lässliche Sünde und Terror ist irgendwie okay, wenn der nur gegen „die Richtigen“ geht. So würdigte etwa der Richter beim Urteil gegen die „Hammerbande“, die bis 2023 gewalttätig gegen (mutmaßliche) Rechte vorgegangen ist, deren antifaschistisches Engagement: „Rechtsextremisten und ihrer Ideologie entgegenzutreten ist ein achtenswertes Motiv.“
Derlei Verständnis galt in den 70er und 80er Jahren auch der Roten Armee Fraktion, die Sympathisantenszene war groß und generös.
Doch die Geschichte ist weit älter. In den zwanziger Jahren bewunderten viele Intellektuelle die Sowjetunion, in Deutschland etwa Lion Feuchtwanger oder Bert Brecht, stand sie doch für den erstrebenswerten Sozialismus. Da drückte man schon mal ein Auge zu, wenn es um Säuberungen und Hungersnöte und in deren Gefolge geschätzte 30 Millionen von Toten ging.
Ähnlich das Verhältnis vieler Linker von 68ff zum Reich Mao Tse-tungs. Opfer mussten gebracht werden für die schöne neue Welt, da übersah man halt die 40 bis 80 Millionen Tote durch Hungersnot und „Kulturrevolution“. Während der vierjährigen Schreckensherrschaft der Roten Khmer in Kambodscha kam beinahe ein Drittel der Bevölkerung ums Leben.
In Deutschland gilt die Judenverfolgung mit um die 6 Millionen Toten als die größte Mordtat der Geschichte und jeder „Vergleich“ gilt als Relativierung, auch deshalb finden die Opfer der sozialistischen Experimente selten Erwähnung. Völlig ungerechtfertigter Weise: Es wird nicht verglichen und es „relativiert“ die deutschen Verbrechen während des Nationalsozialismus nicht, wenn man auch an die Opfer des Sozialismus denkt.
Denn es ist nicht nur Pietät, die dafür sorgt, dass an Maos und Stalins und Pol Pots Verbrechen selten erinnert wird. Es dürfte auch die noch immer latente Erzählung sein, dass es beim Sozialismus immer um etwas eigentlich Gutes gegangen sei. Meinen es nicht auch die „Klimakleber“ irgendwie gut?
Das ist das Einfallstor, das man endlich schließen sollte.