Es war still geworden um den „Club of Rome“, jener 1968 von dem italienischen Industriellen Aurelio Peccei ins Leben gerufenen Denkfabrik internationaler Wissenschaftler, die 1972 und 1974 mit zwei bemerkenswerten Studien auf sich aufmerksam gemacht hatten. Unter der Federführung des Ökonomen Dennis L. Meadows erschien erst ein Werk mit dem deutschen Titel „Die Grenzen des Wachstums“. Zwei Jahre später legte der Club mit „Das globale Gleichgewicht“ nach.
Beide Publikationen wagten etwas zu jener Zeit unvorstellbares: Sie stellten globale Bezüge zwischen Ressourcenangebot und Nachfrage her, rechneten anhand verfügbarer Daten aus, wann es zu Verteilungskämpfen kommen werde, warfen einen mehr als kritischen Blick auf die unkontrollierte Vermehrung der Menschheit – kurz: Sie legten sich vom religiösen Traumtänzer bis zum endlos wachsen wollenden Global Player mit so ziemlich jedem an, der damals Rang und Namen hatte.
Vor allem ihre Prognosen zum Bevölkerungswachstum stießen auf vehementen Widerspruch nicht nur der Kleriker-Fraktion, die das „Seid-fruchtbar-und-mehret-Euch“ als Dogma des irdischen Paradieses auf ihren Bannern stehen hatte – auch jene damals noch rudimentär verankerten Vorläufer linksgrüner Naturträumer griffen Meadows und seine Forscher massiv an, indem sie deren Frage nach globaler Bevölkerungskontrolle nicht nur nicht aufgriffen, sondern als faschistische Argumentation wider die Menschlichkeit anprangerten.
In der Folgezeit zog sich der Club of Rome zwar nicht zurück – doch mit dem allgemeinen Niedergang der Wissenschaftlichkeit in der universitären Forschung verflachten die Themen, waren nicht mehr in der Lage, die Menschheit aufzurütteln, wie sie es in den dynamischen Tagen der späten Sechziger und frühen Siebziger geschafft hatten, als Mondflug und Emanzipation die Tore zu einer glücklichen Zukunft der Menschheit zu öffnen schienen und deutsche Gutmenschen den zukunftskritischen Roman des US-Schriftstellers James Blish aus dem Jahr 1967, erschienen als „A Torrent Of Faces“ (wörtlich übersetzt ungefähr: „Eine Sturzflut aus Gesichtern“) mit dem aberwitzigen deutschen Titel „Tausend Milliarden glückliche Menschen“ versahen.
Die Euphorie der Sechziger
Die Sechziger Jahre schienen trotz Kaltem Krieg eine Zeit des „alles ist möglich“ zu sein. Die Frauen befreiten sich von den Fesseln männlicher Dominanz und warfen gemeinsam mit den von Oswald Kolle inspirierten Männern ihre Kleider über Bord, in deutschen Kinos juckte mangels tiefgreifender Stoffe die Lederhose, APO und Willy Brandt versprachen „mehr Demokratie“ und eine Überwindung des Muffs von tausend Jahren, der angeblich unter den Talaren versteckt war.
Trotz aller Krisen, die auch damals existierten – der bereits erwähnte Kalte Krieg zwischen Sowjetrussland und den USA befand sich auf höchstem Niveau und zeugte Metastasen in Vietnam, Angola und anderswo – schien es eine Zeit des allgemeinen Aufbruchs der Menschheit zu sein. In dieser Zeit wirkten die Veröffentlichungen des Club of Rome mit ihren Horrorszenarien und Negativ-Prognosen wie ein Schlag ins Gesicht all der Träumer von einer paradiesischen Zukunft, in der die Medizin die Krankheiten besiegt und die Menschheit endlich gelernt hatte, ihre Konflikte friedlich zu lösen.
In einer Zeit, in der Utopisten von menschlichen Kolonien auf Mond und Mars träumten und erwarteten, dass Dank Automatisierung und Roboterisierung der Mensch der Zukunft nur noch seiner Freizeit frönen würde, in der er selbstverständlich nicht vor den Volksverblödungsangeboten der TV-Sender dahinvegetierte, sondern sich in den Fußstapfen der großen Denker und Dichter ständig geistig weiterentwickeln und ungeahnten philosophischen, gesellschaftlichen und künstlerischen Leistungen würde hingeben können.
Die Ölpreiskrise
No doubt – wie wenig realistisch diese Träume waren, hätte eigentlich schon damals jedem halbwegs denkenden Menschen bewusst sein müssen. Doch wenn sie es waren, dann hüllte sich dieser in Schweigen, um nicht vom Mainstream der Euphorie von dem, was man heute als Shitstorm bezeichnet, hinweggefegt zu werden. In diese Zeit fielen die Veröffentlichungen des Club of Rome wie ein Tiefschlag. Die mitdenkende Weltgesellschaft schrie einmal schmerzhaft auf, sortierte das Getroffene neu – und machte weiter wie zuvor.
Dann kam 1973 der erste Ölpreisschock. Erstmals in der jüngeren Geschichte ließen „die Araber“ anlässlich eines Überraschungsangriffs Ägyptens und Syriens gegen Israel ihre gut geschmierten Muskeln spielen und damit das zähflüssige, schwarze Blut in den Adern der westlichen Industrienationen gefrieren. Die Träume der Sechziger platzten – was allerdings nur wenigen bewusst wurde, denn irgendwie rettete sich jeder in seine private Oase der Glückseligkeit, träumte weiter von einer glücklichen Zukunft, nur dass diese zunehmend weniger technisch, sondern immer grüner und scheinbar naturverbundener wurde.
Dennoch: Als 1994 Bill Clinton den Deutschen in Berlin sein „Alles ist möglich“ zurief, schien dieses vielen aus der Flower-Power-Generation der späten Sechziger, die gemeinsam mit Grateful Death den Tod überwunden und mit Jim Morrison die Türen zu neuen Ebenen der Erkenntnis geöffnet hatten, wie eine späte Reminiszenz an eine untergegangene, verlorene Welt.
Der Club of Rome kapituliert
Dieser Tage gelang es dem Club of Rome unerwartet doch, wie einst in die Schlagzeilen der Medien vorzudringen. Ähnlich wie 45 Jahre zuvor provozierten die Braintanker nun in eine Zeit, in der die Glückseligkeit ersetzt worden ist durch die Konfrontation mit dem, was der Club dereinst prophezeit hatte. Und erklärt damit gleichzeitig ungesagt seine Kapitulation vor der Welt in dem Bewusstsein, dass die Menschheit nicht zu retten sein wird, weil sie nicht gerettet werden will.
Statt wie früher die globale Vernetzung in den Mittelpunkt zu stellen, präsentieren zwei der „Cluberer“ einen Forderungskatalog an die Industriegesellschaft, der zwar für Aufsehen sorgt, aber nicht zu heilen in der Lage sein wird. Sie verteilen Ratschläge an die Reichen und übersehen die Armen, die im globalen Gefüge ansetzen, eben jene Reichen zu überrollen und sich ohne Rücksicht auf Verluste das zu holen, was sie als ihnen zustehend begreifen.
13 leicht realisierbare Maßnahmen
So möchten die beiden Welterklärer Jørgen Randers und Graeme Maxton – der erste angeblich „Zukunftsforscher“ und doch nur statistik-verliebter Prognostiker, der zweite Ökonom – dass Frauen, die auf eigene Kinder verzichten, mit ihrem fünfzigsten Lebensjahr durch eine Nicht-Vermehrungsprämie in Höhe von 80.000 $ belohnt werden mögen. Auch solle das Rentenalter auf 70 Jahre angehoben werden, während gleichzeitig gefordert wird, dass statt 90 % der Bevölkerung jeweils 30.000 $ Jahreseinkommen generieren, doch besser bei 100 % jeder sich mit 27.000 $ begnügen möge. Damit davon nur das Überlebensnotwendige verbleibt, sollen die Steuern schrittweise erhöht und Erbschaftssteuern auf 100 % zur vollständigen Besitzübernahme des Abgelebten durch die Gesellschaft ausgebaut werden.
Zusätzlich gibt es ein paar Ökobons für die grüne Klientel zum Thema CO2-Emmission und dann noch etwas für die Gemeinde der CETA- und TTIP-Gegner, wenn die Forderung nach einer freiwilligen Beschränkung des Außenhandels aufgestellt wird.
Von „13 leicht realisierbaren Maßnahmen“ schreiben die beiden Autoren und erbringen damit nicht nur den Beweis, dass der Club of Rome seine intellektuellen Grenzen schon vor Jahrzehnten erreicht hatte, sondern dass die westeuropäische Denkmisere mittlerweile bis tief in die Fundamente der Wissenschaft Einzug gehalten hat.
Zwar saugen die beiden Herren noch ein wenig von dem, was Meadows und andere vor vielen Jahrzehnten niederschrieben – doch der Output, den sie daraus ziehen, grenzt an die Lächerlichkeit. Denn sie entwickeln ein paar mehr oder weniger gefällige Thesen für die absterbende Welt der Hochkultur – und blenden jene Grundproblematik, die in den frühen Siebzigern so heftig am menschlichen Selbstbewusstsein rüttelte, geschickt aus.
Das Problem liegt zwischen den Lenden
Darf man Tacheles reden? Darf man sagen, wo das eigentliche Problem der Menschheit liegt? Darf man sagen, dass dieses Menschheitsproblem nicht mit 13 Punkten einer Selbstbeschränkung der Industrienationen zu lösen sein wird? Darf man sagen, wohin die Situation führen wird, führen muss? Nein, eigentlich darf man es nicht. Denn wenn man dieses tut, dann konterkariert man alle ethischen und religiösen Vorstellungen ebenso wie die Inhalte jener fest verschlossenen Kästen politischer Weltanschauungen, die sich in den Köpfen der Menschen wie Monumente der Unabdingbarkeit eingenistet haben.
1981 hatte ich mich im Rahmen meines Studiums mit den Untersuchungen des Club of Rome beschäftigt. Was ich damals schrieb, war zwangsläufig nicht minder „unerhört“ wie das, was der Club of Rome der Menschheit vorgehalten hatte. Ich erinnere mich noch gut an den Professor, dem ich damals gegenüber saß, um meinen Text zu verteidigen. Und ich spüre noch heute die innere Zerrissenheit dieses Herren, der sich selbst uneingeschränkt dem linken Flügel der Dozentenschaft zurechnete – und der ständig schwankte zwischen seiner ideologischen Festlegung, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, und der dann doch vorhandenen wissenschaftlichen Bereitschaft, das Undenkbare zu denken. Tatsächlich geschah damals nicht das von mir erwartete. Statt meinen Text als „faschistisch“ und „inhuman“ in der Luft zu zerreißen, bestätigte er die logische Konsequenz der auf Meadows aufbauenden Überlegungen.
Ich könnte es mir jetzt leicht machen und schlicht die damals geschriebenen Zeilen zitieren. Denn auch nach nunmehr über 30 Jahren kann ich daran nichts im Kern Falsches erkennen. Aber ich werde einen anderen Weg gehen, der einen kurzen Blick zurück zeigt und unverblümt in die Gegenwart führt. Wohl wissend, dass der Aufschrei, den ich damals von meinem Professor erwartet hatte, nun unmittelbar ertönen wird. Denn damals wie heute liegt das eigentliche Problem der Menschheit nicht in der ungleichen Verteilung von Reichtum und Gütern, nicht in Industrialisierung und Ausbeutung. Das alles sind bestenfalls Symptome – und sie könnten mit der ihnen innewohnenden Dynamik sogar in der Lage sein, die Menschheitskatastrophe abzuwenden, wenn man sich dieser bewusst würde und die Hebel des Denkens umlegte. Deshalb verstehe ich das, was nun folgt, auch nicht als Kritik – sondern als eine nüchterne Bestandsaufnahme in der festen Überzeugung, dass das, was an Schreckensszenarien angedeutet wird, unabdingbar sein kann. Denn das eigentliche Problem der Menschheit lässt sich nicht mit dem Kopf lösen, weil es an einer ganz anderen Stelle des Körpers verankert ist. Es befindet sich, um es unmissverständlich zu sagen, zwischen den Lenden.
Als ich 1981 daran ging, mich auf der Grundlage der Überlegungen des Club of Rome mit der eigentlichen Menschheitsproblematik zu beschäftigen, gab es auf diesem Planeten um die 4,4 Milliarden Menschen. Heute, im Jahr 2016, sind es bereits 7,4 Milliarden.
Schon 1970, als der Club of Rome noch von unter vier Milliarden ausging, hatte die Menschheit eine erstaunliche Entwicklung hinter sich gehabt. Als vor rund 500 Jahren die Europäer ihren Fuß in die neue Welt setzten, tummelten sich auf diesem Planeten ungefähr 550 Millionen Menschen. Schätzungen zufolge fielen knapp zehn Prozent dieser Menschen als indianische „Ureinwohner“ seinerzeit dem Wüten und mehr noch den eingeschleppten Krankheiten der Invasoren aus Übersee zum Opfer.
Die Zahl der dann lebenden rund einer halben Milliarde Menschen war immer noch eine, die im wesentlichen seit Jahrhunderten die Erde besiedelt hatte. Zur Zeit des Römischen Reichs wird die Anzahl auf geschätzte 300 Millionen angesetzt. Tausend Jahre später, als im Mittelalter mehr noch Seuchen als Kriege die Bevölkerungsentwicklung im Zaum hielten, lag die Menge der Menschen auf ähnlichem Niveau. Das biblische „Seid fruchtbar und mehret Euch“ war damals nichts anderes als die notwendige Aufforderung zum Arterhalt. Hohe Kindersterblichkeit und geringe Lebenserwartungen hielten die Anzahl der Menschen auf diesem Planeten in einer Größenordnung, die zwar bereits in einigen Ballungsgebieten zu humanitären Katastrophen führte, aber das natürliche Gleichgewicht nicht entscheidend beeinträchtigen konnte.
Der Fluch des Fortschritts
Erst als die Menschheit ihr Mittelalter überwand und Medizin wie Lebensmittelversorgung neue, ungeahnte Qualitäten entwickelten, gingen die Zahlen in die Höhe. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war die Anzahl der Menschen auf rund eine Milliarde angestiegen – die erste Milliarde seitdem Adam einst Afrika verließ, um sich die Erde untertan zu machen.
Innerhalb von einhundert Jahren hatte sich die Menschheit an Zahl verdoppelt. Die zweite Milliarde war trotz des Blutzolls, mit dem sich die Industrienationen jener Zeit zwischen 1914 und 1918 selbst reduzierten, rund 130 Jahre später erreicht. 1927 zählte die Menschheit zwei Milliarden Köpfe. Dann brauchte sie gerade noch einmal 33 Jahre, um die nächste Milliarde zu knacken. Wieder lag nicht nur ein verheerender Krieg dazwischen – der industrialisierte Massenmord an ganzen Völkern und die Vernichtung in den Lagern der Despoten oder durch Hunger als Waffe hatten die Bevölkerungsexplosion nur abgefedert. Für die vierte Milliarde dann brauchte die Menschheit nur noch 17 Jahre. Irgendwann im Jahr 1974 tat der 4-milliardenste Erdenbürger seinen ersten Schrei.
Ab jetzt dämpfte sich die Vermehrung. Für die fünfte Milliarde brauchte die Menschheit zwar nur noch 13 Jahre, doch pendelte sich die Rate nun ein. Nach den fünf Milliarden im Jahr 1987 war die sechste Milliarde 1999 erreicht. 2011 trat Mensch Nummer 7 Milliarde auf den Plan. Ungefähr zwölf Jahre brauchte die Menschheit nun, um die nächste runde Marke zu erreichen. Geht es in diesen Zeitabständen weiter, dann liegen wir 2023 bei acht, 2035 bei neun, 2047 bei zehn und 2059 bei elf Milliarden.
Bei diesen Zahlen ist die Frage erlaubt, wie die UN 2015 auf die Vorstellung kam, dass erst im Jahr 2100 eine Zahl von 11,2 Milliarden erreicht sein werde.
Bedarfsdeckung als Priorität
Nun sind dieses erst einmal bloße Zahlen. Doch hinter diesen Zahlen steckt mehr als nur ein Problem.
Als ich 1981 bei rund 4,4 Milliarden Menschen die Problematik betrachtete, errechnete ich für das Jahr 2020 – je nach Wachstumsrate – eine Zahl zwischen 6,4 und 9,9 Milliarden Menschen. Wenn es jetzt knapp unter acht Milliarden sein werden, dann ist das erst einmal eine positive Nachricht. Denn sie zeigt, dass sich die Wachstumsraten abschwächen – ohne dabei allerdings die explosionsartige Vermehrung zu beenden.
1981 errechnete ich auf der Basis damals vorhandener Zahlen und Werte die „Tragfähigkeit“ unseres Planeten. Dabei wurde die Problematik, dass Menschen die Neigung haben, vorrangig dort zu siedeln, wo bei Agrarnutzung ein hoher Ertrag erwirtschaftet werden könnte, vorsätzlich ausgeklammert. Damals kam ich zu dem Ergebnis, dass bei dem gedachten Ziel, jeden Menschen auf dem damaligen Niveau der US-Amerikaner zu ernähren, die Grenze bei 3,6 Milliarden lag. Eine Zahl, die wir seinerzeit bereits überschritten hatten und die heute allein schon deshalb nicht mehr zutreffen wird, weil damals ein Bedarf von 13 KiloJoule (Kj) pro Mensch und Tag angesetzt wurde, während heute beispielsweise in Deutschland 15 Kj verbraucht werden.
Unter der Maßgabe, jeden Menschen tagtäglich mit 11 Kj zu versorgen und damit gleichzeitig das Problem der Fettleibigkeit in den Industrienationen in den Griff zu bekommen, ergab sich ein Maximalwert von acht Milliarden. Heute wird der notwendige Durchschnittsbedarf bei 8 Kj angesetzt – Unterernährung beginnt bei 6 Kj pro Mensch und Tag.
Eine deutliche Steigerung ist seit 1981 bei den landwirtschaftlich nutzbaren Flächen festzustellen. Wurden diese seinerzeit mit rund 32 Millionen Quadratkilometern angesetzt, so wird heute von 49 Millionen qkm ausgegangen. Damit allerdings soll die Grenze des Möglichen weitgehend ausgereizt sein. Auch die Ertragszahlen industrialisierter Landwirtschaft sind gestiegen – allerdings gilt dieses nicht dort, wo, wie in Asien und Afrika, traditionelle Kleinbauernwirtschaft mühselig dem Land Getreide und Gemüse abtrotzt.
Unabhängig davon, dass die Nahrungsmittelproduktion auch weiterhin in überschaubarem Rahmen steigerungsfähig bleiben wird, muss man kein Prophet sein um zu wissen, dass die Erde eine natürliche Grenze hat, um ihre Bevölkerung zu ernähren selbst dann, wenn wir nach und nach jeden Nahrungskonkurrenten aus dem Feld schlagen, die Meere überfischen und mit artungerechter Massentierhaltung Eiweißbedarfe bedienen.
Irgendwann wird Schluss sein. Zwangsläufig. Ob bei acht Milliarden oder erst bei achtzehn – das ist dann im Zweifel eine Frage, die jene Generation beantworten kann, die den Zusammenbruch erleben wird. An der Tatsache, dass dieser Zusammenbruch kommen wird, und dass dieser nicht nur den Untergang der uns bekannten Zivilisation, sondern bei entsprechender Härte und Waffeneinsatz auch den Untergang der Gattung Mensch selbst bedeuten kann, führt kein Weg vorbei, solange nicht von Vermehrung auf Stagnation und behutsamen Rückgang umgeschaltet wird.
Die apokalyptischen Katastrophen
Doch es ist nicht nur das Ernährungsproblem, welches die Menschheit fast schon zwangsläufig in die Katastrophe führen wird. Wie 1974 von Meadows vorausgesagt, sind diesem Kollaps globale Verteilungskämpfe vorgeschaltet. Wir befinden uns längst mittendrin. Die Russen und andere schielen auf die Ressourcen im Eismeer. Die Chinesen haben die Seeterritorien ihrer südlichen Nachbarn im Visier. Vorrangig China kauft sich weltweit in Agrarflächen ein – und es wird sie, wenn der Hunger global wird, mit allen Möglichkeiten zu verteidigen wissen.
Europäische Großunternehmen wie Bayer arbeiten daran, Agrarmöglichkeiten für die Zukunft zu entwickeln, die deutlich höhere Erträge bringen sollen. Ob das am Ende ein Segen für die Menschheit sein wird oder ob es die Agonie nur verschiebt oder vielleicht sogar, wie Kritiker der Gentechnologien befürchten, in eine evolutionäre Katastrophe führen wird, kann bei dieser Betrachtung vernachlässigt werden. Denn all das wird bei jedem technischen Fortschritt am Ende nur funktionieren, wenn die Wachstumskurve menschlicher Reproduktion in absehbarer Zeit auf Rückgang gestellt wird.
Wie das geschehen kann? Dafür gibt es zahlreiche Szenarien. Nur eines davon kann den Anspruch erheben, als humane Möglichkeit betrachtet zu werden.
Die wahrscheinlichste Variante sind globale Kriegsauseinandersetzungen, gegen die sich jene bislang über 400.000 Toten des Syrienkrieges wie eine Fußnote ausnehmen werden.
Die zweite Variante sind großräumige Hungerkatastrophen. Es ist sarkastisch, dieses festzustellen: Doch Hunger hat in der Vergangenheit zumindest die Wachstumsraten dämpfen können. Denn er verursacht hohe Kindersterblichkeit und hält somit die Zahl jener in Grenzen, die später selbst zur Vermehrung beitragen können.
Die dritte Möglichkeit sind Wiederholungen der spätmittelalterlichen Seuchenszenarien. Wollte man von einem göttlichen Plan ausgehen, der die Natur etwas bewirken lässt, so könnte man zu der Überzeugung gelangen, dass AIDS, Ebola und Zika-Virus erste Versuche sind, die menschliche Überproduktion einzudämmen. Naheliegender ist es, davon auszugehen, dass der seit Jahrmillionen währende Prozess der Evolution beständig neue Varianten von Lebensformen schafft, die sich gegenseitig bedrängen und im Falle von Viren und Bazillen letztlich eher zufällig auf Wirte stoßen, die ihnen besonders gute Vermehrungsmöglichkeiten bieten. Große Populationen auf engem Raum sind hierfür prädestiniert – die alljährliche Grippewelle demonstriert das regelmäßig auf letztlich harmloser Ebene.
Der humane Weg
Die vierte – und einzig humane – Variante wäre jene, die in Folge Meadows angedacht wurde, bislang aber unter anderem daran scheiterte, dass die Übergangsphase zu lang ist. Die Entwicklung der Industrienationen hat gezeigt, dass Wohlstand zur Reduzierung der Nachwuchsmengen führt. Die medizinisch garantierte, hohe Wahrscheinlichkeit, dass ein in der Industriegesellschaft geborenes Kind gesund erwachsen wird, senkt in Verbindung mit Möglichkeiten der Empfängnissteuerung die Vermehrungsrate. Die Vielkinderfamilie reduziert sich auf zwei – was statistisch den Bestandserhalt garantiert – oder sogar auf ein Kind. Diese gezielte Rücknahme der Vermehrungsrate geht – oder sollte zumindest gehen – mit dem Aspekt der ständig steigenden Förderung der immer weniger Kinder einher. Im klassischen Sinne könnte hier der Spruch von der Qualität statt Quantität greifen – und damit an philosophische Überlegungen aus dem neunzehnten Jahrhundert anknüpfen, wie sie Friedrich Nietzsche mit seinem Bild des idealen homo sapiens als „Übermensch“ zeichnete. Es kann nicht falsch sein, dieses Bild auch heute noch und wieder in den Mittelpunkt des Denkens zu stellen, wenn wir über den schmalen Tellerrand des Jetzt hinaus blicken wollen.
Quantität statt Qualität – die Ware Mensch
Ein weiterer, unverzichtbarer Bestandteil beim Wandel von Quantität zu Qualität ist die soziale Absicherung. In Regionen, in denen es keine gesellschaftlich organsierten Maßnahmen der Sozialvorsorge wie Arbeitslosenunterstützung und Alterssicherung gibt, ist eine hohe Kinderzahl die Überlebensversicherung für deren Erzeuger. Es ist eine kleinräumige Form der Sozialversicherung – häufig gekoppelt an patriarchalische Strukturen, denn die Selbstbestimmung des Kindes als Individuum könnte dieses veranlassen, seine individuell definierten „Pflichten“ gegenüber der älteren Generation als überflüssig zu erachten. Klassische, religiös präsentierte Gesellschaftskonzepte wie beispielsweise der Islam bedürfen deshalb der Idee eines allmächtigen, gestrengen Übervaters – im Himmel wie auf Erden. Der unanfechtbare Patriarch im Haus stellt sicher, dass das System funktioniert. Strafe und Androhung von ewigen Höllenqualen dienen so auch dem Zweck, die Alterssicherung innerhalb eines gesellschaftlich unorganisierten Sozialgefüges zu garantieren.
Mit der natürlichen wie religiös verordneten Überproduktion von Menschen gehen weitere Probleme einher. Um es ökonomisch zu formulieren: Der Wert der Ware Mensch sinkt in dem Maße, wie sie die Bedarfe übersteigt. Ausbeutung von Menschen nicht nur in südasiatischen Kleidungsfabriken ebenso wie martialische Strafen beispielsweise in China kann sich eine Gesellschaft nur leisten, wenn jeder Ausfall eines Individuums umgehend zu ersetzen ist. Es ist dabei zweitrangig, ob Mensch als Produktionsfaktor oder einfach nur als Teil der Masse begriffen wird – der humanistische Wert eines Individuums hängt maßgeblich davon ab, dass es, wie das deutsche Grundgesetz es formuliert, in seiner „Würde unantastbar“ ist. Wo das Leben würdelos wird und der Einzelne der Masse entbehrlich ist, bleibt die Würde des Menschen eine hohle Phrase, die auf der Geisteswelt der Hochkulturen des 19. Jahrhundert beruht und sich in den Massenkulturen der Gegenwart verliert.
Kollektivierung statt Individualität
Die Dynamik von Massen, die der Franzose Gustave LeBon bereits im 19. Jahrhundert beschrieben hat – zu einer Zeit, als von Mensch als Masse kaum die Rede sein konnte – entwickelt nun eine politische Dimension, die bislang kaum einer Untersuchung wert schien. Während die europäischen Kulturen sich immer noch der Idee der durch das Individuum geprägten Demokratie der Selbstbestimmung hingeben, scheint die aktuelle Entwicklung zunehmend mehr darauf hinaus zu laufen, die in ihrer Individualität unkontrollierbare Masse diktatorisch zu lenken. Im modernen China war das zu keinem Zeitpunkt anders – und die chinesische Führung kann angesichts der von ihr zu versorgenden und zu kontrollierenden Menschenmengen dem menschenrechtlich erhobenen Zeigefinger europäischer Gäste nur ein mitleidiges Lächeln abgewinnen. In Russland oder der Türkei sind ähnliche Tendenzen unübersehbar: Kleine Herrschaftseliten schaffen sich die Instrumentarien, mit denen sie diktatorisch ihre Völker zu lenken gedenken. Der Widerspruch des Einzelnen, sein Aufbegehren gegen die Allmacht der Eliten wird zum Störfaktor – er selbst zum im Zweifel zu beseitigendem Element.
Schauen wir genau hin, so ist auch in der Bundesrepublik dieser Trend unübersehbar. Der Staat entwickelt sich zu einem Organ der Reglementierung des alltäglichen Lebens und des Denkens. Widerspruch gegen diese Entwicklung wird stigmatisiert und durch das Einhämmern von simplen Denkschablonen ausgegrenzt.
Galt in den Hochkulturen des 19. Jahrhundert noch das hehre Ziel, den Menschen zur Selbstbestimmung und Eigenverantwortung durch Intellekt und Leistung zu befähigen, so befinden wir uns seit gut einem Jahrhundert in einem Stadium schleichender Kollektivierung und Ent-Individualisierung. Das logische Ende solcher Kollektivierungen, die scheinbar einem sozialistischen Gleichheitsgebot folgen, ist unvermeidbar der Führungsstaat, in dem eine kleine Elite über das Schicksal der Masse bestimmt. Es spielt hierbei am Ende keine Rolle, ob diese Kollektivierung ethno-nationalistisch oder internationalistisch begründet wird – die dahinter stehende Philosophie ist in beiden Fällen identisch.
Da der Trend zum Kollektiv als Beherrschungsinstrumentarium der Masse unabdingbar ist, verliert sich nicht nur der ideelle Wert des Individuums – es findet auch eine ökonomisch unsinnige Selektion statt. Denn statt Leistungsfähigkeit zu schaffen, wird Massentauglichkeit produziert. Wo der klerikal-sozialistische Ansatz von Quantität statt Qualität herrscht, verliert sich die Bildung von Eliten, die mit ihren geistigen und technischen Qualitäten Gesellschaften voranbringen können, im Nichts. Das, was zur scheinbaren Elite wird und letztlich lediglich ein Produkt von Zufälligkeit und Durchsetzungsfähigkeit ist, rekrutiert sich selbst aus den Niederungen der Masse – außerstande die ererbte Hochkultur zu erhalten und gezwungen, im Diktat über die Masse den eigenen Selbsterhalt zu garantieren.
Es ist dieses ein Phänomen, das in allen Hochkulturen der Gegenwart zu beobachten ist. Ob es in Deutschland die Frauen mit Hochschulbildung sind, von denen 2012 jede Dritte kinderlos die Menopause erreichte, oder in Israel der überdimensionale Anteil der Kinder von in archaischen Denkmustern verfangenen, glaubensorthodoxen Haredim und bildungsfernen Muslimen ist, die laut einer Studie des Sozialforschers Nahum Balas mittlerweile 42 Prozent der Erstklässler in Israel stellen – die Geisteseliten werden durch Plebejer im wahrsten Sinne des Wortes „an die Wand“ geboren.
Die Eindimensionalität des Denkens
Die Eindimensionalität des Denkens in der Verwaltung der Masse offenbart sich nicht nur mit dem Blick auf den Zustand der eigenen Gesellschaft und der Unfähigkeit, die als Folge menschlicher Überproduktion unvermeidbar gewordene Völkerwanderung sogenannter Armutsflüchtlinge in die scheinbaren Paradiese der Hochkultur, die längst eingesetzt hat und von Nichtdenkern als „Menschengeschenk“ gefeiert wird, wirkungsvoll zu unterbinden oder zumindest zu kanalisieren.
Bürokraten auf höchsten Ebenen der Vereinten Nationen haben das grundsätzliche Problem schon längst erkannt. Sie haben gleichzeitig erkannt, dass sie sich selbst um ihre eigenen Pfründe bringen würden, entwickelten sie die Bereitschaft, die eigentliche Problematik beim Namen zu nennen. Auch wissen sie, dass alle Appelle an Vermehrungsenthaltsamkeit an den Klippen von Traditionen und Glaubensdiktaten zerschellen müssen. Denn die Lende bestimmt den Kopf mit dem Denken aus einer Zeit, in der Vermehrung dem Arterhalt diente, während sie sich heute zum entscheidenden Faktor des Artuntergangs zu entwickeln scheint.
In der Erkenntnis des „Torrent of Faces“ hat sich die „Abteilung Bevölkerungsfragen“ der Vereinten Nationen mit der Problematik beschäftigt und eine statistische Lösung ersonnen. Unter dem Begriff „Bestandserhaltungsmigration“ werden Szenarien entwickelt, mittels derer „Bevölkerungsrückgang, das Schrumpfen der Erwerbsfähigenbevölkerung sowie die allgemeine Überalterung der Bevölkerung auszugleichen“ seien. Dort finden sich in der jüngst veröffentlichten Zusammenfassung bemerkenswerte Feststellungen.
Die Bevölkerungsverschiebungsthese der UN
So seien, um den Bevölkerungsanteil an erwerbsfähigen Personen einigermaßen zu halten, die Zahlen der Zuwanderer in den schrumpfenden Staaten deutlich höher anzusetzen, als darüber lediglich den gegenwärtigen Bevölkerungsstand zu erhalten. Soll heißen: Verfügt beispielsweise die Bundesrepublik derzeit über rund 80 Millionen Bürger, so müsse diese Zahl durch Zuwanderung derart gesteigert werden, dass statt Bevölkerungsrückgang oder Stagnation ein spürbares Anwachsen der Gesamtzahl erreicht wird.
Gleichzeitig müsse das Renteneintrittsalter deutlich erhöht werden. Die UN nennen hier die Marke des 75. Lebensjahres statt einer Diskussion über Rente mit 67. Parallel dazu müssten bestehende Sozialsysteme grundsätzlich neu gedacht werden – indirekt stellt die UN der sozialdemokratischen Politik der faktischen Herabsetzung des Renteneintrittsalters ebenso wie der ständigen Schaffung neuer Sozialhilfeempfängergruppen das schlechtest denkbare Zeugnis aus.
Faktisch läuft das, was die UN unter anderem für Europa und Japan vorschlägt, darauf hinaus, die bestehende Bevölkerungsmenge durch massive Zuwanderung zu „stabilisieren“ – tatsächlich könnte hier der Begriff der Bevölkerungsverschiebung genutzt werden, denn das frühere Staatsvolk wird schrittweise durch kulturfremde Zuwanderung ersetzt. Die daraus resultierenden, unvermeidbaren sozialen und kulturellen Konflikte blendet die UN aus. Sie verharrt in der Mathematik der Statistik, in der gewachsene kulturelle Eigenarten unbedeutend sind und Fragen der Integration keinerlei Bedeutung haben. Die „Faces“, gleich ob sie als „Torrent“ oder in zahllosen „Streamlets“ wandern, sind für die UN-Bürokraten ebenso entindividualisiert wie die „Faces“ jener in einer irrigen Idee einer individualistischen, kulturspezifischen Lebensführung verfangenen Relikte früherer Epochen, die fassungslos dem Strom der Zuwanderer gegenüber stehen und ihre eigene Welt zerbrechen sehen.
Die EU folgt den Vereinten Nationen
Das aber spielt auch für die EU-Kommission keine Rolle. Die stählernen Fesseln der Quantität prägen den Vorschlag eines „EU-Neuansiedlungsrahmens“, den die Kommission am 13. Juli des Jahres vorgelegt hat. Offiziell verpackt als Maßnahmen für „schutzbedürftige Menschen“ folgt die EU letztlich den Vorstellungen der UN, wenn sie schreibt: „Durch den heute vorgelegten Vorschlag soll ein dauerhafter Rahmen mit einem einheitlichen Verfahren für die Neuansiedlung innerhalb der EU geschaffen werden.“
Zwar entscheide noch das einzelne Mitgliedsland darüber, wie viele „Neuansiedler“ es aufnehme, aber durch „die Koordinierung der nationalen Anstrengungen und durch ein gemeinsames Vorgehen wird die EU als Ganzes mehr bewirken können. Der künftige Neuansiedlungsrahmen soll durch jährliche EU-Neuansiedlungspläne umgesetzt werden, die vom Rat auf Vorschlag der Kommission angenommen und durch gezielte, von der Kommission angenommene EU-Neuansiedlungsprogramme in die Praxis umgesetzt werden. In den jährlichen EU-Neuansiedlungsplänen sollen die allgemeinen geografischen Prioritäten, auf deren Grundlage die Neuansiedlungen erfolgen sollen, sowie die Gesamtzahl der im folgenden Jahr im jährlichen Neuansiedlungsplan auf Basis der Mitwirkung und der Beiträge der Mitgliedstaaten und assoziierten Schengen-Länder neu anzusiedelnden Personen festgelegt werden.“
Kein Mitspracherecht der Bürger
Hier ist nicht mehr von „Asyl“ die Rede – denn wenn es „nur“ um ein paar Hunderttausend echte Flüchtlinge beispielsweise aus Syrien ginge, wären derart umfassende, alljährlich neu zu fassende Maßgaben unnötig. Hier geht es darum, die „Torrents“ beherrschbar in die EU fluten zu lassen, um so die in den Etagen der Bürokraten erkannte Ausblutung der überalterten Bevölkerungen abfangen zu können.
Dabei werden die parlamentarischen Gremien gezielt umgangen. Rat und Kommission entwerfen, beschließen und führen durch. Die Parlamentarier in EU und Länderparlamenten werden zur ungefragten Staffage. So gewinnt auch Katrin Göring-Eckardts Spruch von den geschenkten Menschen eine neue Dimension, denn sie sind ein Geschenk der europäischen Herrschaftseliten an die zu lenkenden Massen, die sich dafür zu bedanken haben. Unkontrollierte Einwanderung als vorgeblicher Flüchtlingsstrom erfährt tatsächlich eine europäische Dimension und lässt damit die Bedeutung der von der EU organisierten, gefahrlosen Transfers von endlos fließenden „streamlets“ über das Mittelmeer in einem völlig anderen Licht erscheinen.
Tatsächlich geht es nicht darum, Schutzbedürftige aufzunehmen. Es geht auch nicht darum, eine über Einwanderungsgesetze geregelte Zuwanderung von Hochqualifizierten zu organisieren. Es geht darum, auf den Grundlagen alles beherrschender Statistik einen scheinbaren Mangel, eine sich auftuende Menschenlücke zu füllen. Wie bei der UN spielen bei der EU kulturelle und religiöse Eigenarten keine Rolle. Es geht nicht mehr darum, ob ein in archaischem Denken verharrender Muslim aus Marokko oder Pakistan einen Asylanspruch nachweisen kann. Es geht auch nicht mehr darum, ob ein Schwarzafrikaner aus Eritrea oder Niger die in den noch bestehenden Hochkulturen definierten Ansprüche erfüllt. Es geht nur noch um eines: Die Überproduktion an Faces dorthin zu lenken, wo Wohlstand und Kultur in der behutsamen Umkehrung des Quantität statt Qualität einen Unterschuss an Menschenmasse haben entstehen lassen. Es geht um globale Bevölkerungspolitik, die den Versuch unternehmen soll, die Fehler zu heilen, die daraus entstanden sind, dass man Meadows Anfang der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts nicht ernst genommen hat.
Kurz: Die UN, die sich als eine Art Weltregierung verstehen, will Menschen verschieben. Und die EU wirkt daran mit.
Die Physikerin denkt mit
So liegt denn auch der Verdacht nahe, dass Merkels scheinbares Versagen angesichts der Völkerwanderung alles andere als ein solches ist. Eine Physikerin, die durch die eigene Kinderlosigkeit wie jene 30 % ihrer akademischen Geschlechtsgenossinnen selbst ihren kleinen Anteil am Populationsniedergang der Hochkulturen hat, wird der statistischen Logik von UN und EU geistig folgen können. Das neuwissenschaftliche Dogma der Statistikgläubigkeit ersetzte längst schon den Ansatz aristotelischer Wissenschaftsperspektive. Wenn es das statistische Ziel sein muss, die Bevölkerung Deutschland an Quantität statt an Qualität spürbar nach oben zu korrigieren, weil eben nicht Ideen sondern Zahlen die Statistik bestimmen, dann ist eine Massenzuwanderung gleich von wem tatsächlich „alternativlos“.
Der Bundeskanzler einer scheinbar aussterbenden Republik bewegt sich in der Vision der quantitativen Rettung Deutschlands, nicht aber in den Kategorien der Qualität einer deutschen Hochkultur, deren Kulturträger ein deutsches Volk ist, das in den Traditionen der westeuropäischen Aufklärung steht und dessen Definition gleichwohl nur dann in der Fehlinterpretation einer weißen, germanischen Rasse missverstanden werden kann, wenn es als germanischer Volkskörper und nicht als Nation an gleichen Idealen wirkender Menschen begriffen wird. Merkel versteht ihren Amtseid als Auftrag für ein Deutschland, in dem eine multikulturelle Nation der Zukunft jenseits der Errungenschaften des das Land prägenden Geistes Bestand haben soll. Sie wird dabei – ob vorsätzlich oder aus eigenem Übereifer – flankiert von den Volkserziehern in Medien, Politik und Kirche, denen die von ihnen empfundene Deutschtümelei ein Graus ist und die dieses Deutschland wie die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages für „ein mieses Stück Scheiße“ halten. So stellt sich bei dieser Betrachtung nicht zuletzt die Frage, was an der Alternativlosigkeit der statistisch unvermeidbaren Massenzuwanderung in den Köpfen der bayerischen CSU nicht verfangen hat, dass diese zunehmend mehr auf Konfrontation zum scheinbar einzig wissenschaftlich-logischen Weg geht.
Denn die Entscheidung scheint gefallen. Deutschland soll künftig nicht mehr ein Land sein, das sich durch die Qualität seiner Menschen auszeichnet, sondern welches statt dessen seinen im Maßstab der UN „gerechten“ Anteil an der menschlichen Überproduktion trägt. Damit die Statistik feststellen kann: Deutschland hat wieder genug junge Menschen, um sich seinen Überhang an unproduktiven Alten leisten zu können.
Flankierung durch den Club of Rome
Das ergänzen nun die beiden Protagonisten des seinen Zenit überschritten habenden Club of Rome perfekt, wenn sie beispielsweise die Frau der Industriestaaten für Kinderlosigkeit prämieren und das Erbe abschaffen wollen. Denn sie wissen wie UN, EU und Bundeskanzler: Der Versuch, die lendengesteuerten Massen in Afrika, Asien und Lateinamerika dazu bewegen zu wollen, ihre menschliche Überproduktion wirksam und auf humanem Wege begrenzen zu wollen, steht mangels Bildung und mangels der Möglichkeiten des rechtzeitigen Erreichens einer hochentwickelten Industriegesellschaft außerhalb jeder Realität.
Um die sozialistische Gleichheit zwischen dem aussterbenden Europäer und dem zuwandernden Afrikaner oder Asiaten zu befördern, sollen nach Wunsch der Cluberer nicht nur alle Einwohner bis kurz vor ihr natürliches Ende arbeiten – es sollen auch die Vermögen aller Mitglieder der künftigen europäischen Gesellschaft auf Null gestellt werden, indem Privateigentum nur noch in einem Rahmen zulässig ist, den die Eliten den Mitgliedern des Kollektivs zubilligen.
The Torrent of Faces wird zur Realität
The Torrent of Faces, in dem das Individuum nur noch eine ziellos dahinvegetierende Ameise in der Masse ist, die ohne Besitz und ohne Produktivfähigkeit ihr Leben in staatlich zugewiesenen, vollautomatisierten Zimmern verbringt, scheint tatsächlich die Vision nicht nur der vermeintlichen Vordenker vom Club of Rome zu sein.
Der Mensch als Individuum wird zum unbedeutenden Nichts in der Masse des zu ernährenden und zu steuernden Menschenproletariats. Und so gewinnen auch die ständigen Hirnwäschen, die aus Politik und Medien in die Köpfe der aussterbenden Europäer gepflanzt werden, ebenso eine neue Dimension wie die ständig neu entstehenden Instrumentarien zur Kontrolle jener vielleicht immer noch etwas zu aufmüpfigen Individualisten.
Ich schrieb hier vor Kurzem vom Ende des Europäischen Zeitalters. Die Dimension dieses Endes, die sich aus den Konzepten von Vereinten Nationen, Europäischer Kommission und den Herren vom Club of Rome ableiten lässt, wagte ich seinerzeit noch nicht einmal zu denken.
The Torrent of Faces, dieser Menschheit als Sturzbach nicht mehr unterscheidbarer Gesichter, wird zur Realität des 21. Jahrhunderts, aus der es kein Entrinnen mehr zu geben scheint.