Tichys Einblick

Trump vs. Women of Color – der Clash of Civilizations hat die USA erreicht

Mit Trumps Kampagne gegen die besonders Linken innerhalb der insgesamt linken Demokraten scheint der Clash of Civilizations nicht mehr nur auf globaler Bühne ausgefochten zu werden, sondern auch durch die Küchentür ins US-amerikanische Heim eingedrungen zu sein.

Alex Wroblewski/Getty Images

Für den politisch korrekten Mainstream, angefangen bei Angela Merkel bis irgendwo im ganz tief rotgrünroten politisch-medialen Komplex, ist Donald Trump so etwas wie ein Gottseibeiuns. Alles, aber auch wirklich alles, was er tut, versetzt die Szene in blanke Panik. Und dieses umso mehr, als es einfach nicht gelingen will, diesen was-auch-immer wegzuschreiben und am besten ungeschehen zu machen.

Regelmäßig ist vor allem in den Blättern des Medienwaldes des gefühlt 51. US-Bundesstaates mit der Bezeichnung Bundesrepublik Deutschland der ungeliebte US-Präsident am Ende. Doch irgendwie will er nicht weichen. Alles perlt an ihm ab wie an einer Ente: Donald The Duck Trump!

Auch ein anderes Axiom bundesdeutscher Politikbetrachtung scheint bei dem Mann mit den Wurzeln in der Pfalz nicht zu greifen: Die Vorstellung, mit dem Amt schleife sich das Ungehobelte und das Weiße Haus werde aus dem Beelzebub schnell einen halbwegs verträglichen Hellboy machen. Nichts davon ist zu spüren – scheinbar ohne Rücksicht auf Verluste überrollt der Selfmademan alles, was an guten Sitten und politischer Korrektheit Geltung zu haben scheint. Mehr noch: Dieser gegenwärtig 73 Jahre alte Trump meint es derart ernst, dass er sogar noch eine zweite Amtszeit abliefern will. Da steht dann – bislang ungestellt – die Frage im Raum: Wenn er jetzt schon das reinkarnierte Rumpelstilzchen gibt – was geschieht dann erst, wenn er sich angesichts der Amtszeitbegrenzung keine Gedanken mehr um eine weitere Wiederwahl machen muss?

Waren schon seine bisherigen Aktionen – genannt seien hier nur die Aufkündigung des sogenannten Iran-Atomdeals, gleiches hinsichtlich des INF-Vertrages, die Abschottung der US-Südgrenze gegen die nicht abreißenden Ströme der Wirtschaftsmigranten aus Lateinamerika und anderswo, Zollkrieg mit China und dem Rest der Welt  – für den linken Mainstream mehr als eine Zumutung, so hat er der gutmenschelnden Agenda nun die Krone des Unerträglichen aufgesetzt. Wagte er es doch, sich einige weibliche Abgeordnete der oppositionellen Democrats vorzunehmen, die er in Anlehnung an die Offenbarung der Bibel als „Die vier Reiterinnen der Apokalypse“ bezeichnet und denen er empfiehlt, doch die USA zu verlassen „in Richtung Heimat“, wenn ihnen dieses Land nicht gefalle.

Die vier Reiterinnen der Apokalypse

Potentiell totalitär
Positive Diskriminierung spaltet
Seitdem schlagen die Wellen des offenen Kulturkampfes zwischen den europäischen Traditionalisten und der One-World-One-People-Gemeinde noch höher als gewohnt. Die beliebte Nazikeule ist es noch nicht ganz, die auf den US-Präsidenten niederknüppelt. Aber fast. Denn nun hagelt es den Vorwurf, Trump sei Rassist. Also ein böser, alter weißer Mann, der aus ethnischer Arroganz heraus auf alle Nicht-Weißen (will sagen: Nicht-Europäer) herabschaut. Wobei zumindest das mit dem böse, dem alt und dem weiß nicht aus der Luft gegriffen ist, Trump den mittlerweile zum vernichtenden Allerweltsvorwurf mutierten Rassismus allerdings vehement auch dann von sich weist, wenn seine Anhänger auf einer öffentlichen Veranstaltung Richtung missliebige Democrats ein unmissverständliches „Schickt Sie zurück!“ skandieren.

Die hier Angesprochenen gelten sämtlich als von nicht-weißer Hautfarbe, drei von ihnen sind allerdings in den USA geboren, weshalb das mit dem „Zurückschicken“ kaum Chancen hätte. Lediglich Ilhan Omar (37), bekennende Muslima, ist als Kind aus Somalia in die USA eingewandert und erhielt die Staatsbürgerschaft.

Die vier Frauen und NGO-Aktivistinnen, die dem sozialistischen Flügel der Democrats angehören, werden von Trump als „Linksradikale“ bezeichnet.

Die stets mit islamisch inspirierter Kopfbedeckung auftretende Omar hat Trump ganz besonders im Visier. Ein Grund: Die gebürtige Somalierin hat Israel wiederholt als Apartheid-Staat bezeichnet, forcierte eine Resolution, die den Boykott Israels forderte und den Staat der Zionisten ausgerechnet mit dem Deutschen Reich der Jahre 1933 bis 1945, der Sowjetunion und dem anglo-holländisch geführten Südafrika verglich.

Alexandria Ocasio-Cortez (29), radikal linksgrüne Abgeordnete mit Wurzeln in Puerto-Rico, verkörpert wie kaum eine andere das nicht-weiße Amerika, reitet auf der klimamarxistischen Welle und wird dafür auch in bundesdeutschen Medien hochgeschrieben.

Im früheren Land der Dichter und Denker eher unbekannt sind Ayanna Pressley  (45) und Rashida Harbi Tlaib (43). Pressley ist klassische Afro-Amerikanerin, Tlaib das in den USA geborene, älteste Kind einer 16-köpfigen, arabischen Einwandererfamilie aus dem Westjordanland und ebenfalls Agitatorin gegen Israel. Anlässlich ihrer Amtseinführung bezeichnete sie Trump als „Mutterficker“ und erklärte, dass die Demokraten dessen Amtsenthebung durchsetzen würden.

Alle vier Damen, die ihre gegen das europäische Amerika gerichtete Agitation messianisch betreiben, haben sich zusammengeschlossen in der Kongress-Gruppe „Women of Color“ und sind als solche deutlich sichtbarer Teil der Zerrissenheit der US-Gesellschaft, in der einerseits scheinbar die Selbstkasteiung der Nation durch vorgeblich unterdrückte Minderheiten eine Mehrheitsströmung zu bilden scheint, während andererseits das europäische Amerika nicht länger bereit ist, sich seine technisch-wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Leistungen von eben diesen nicht-europäischen Amerikanern absprechen zu lassen. „The Squad“ (der Kader), wie die vier Damen auch genannt werden, sind Teil eines anderen Amerika, in dem der weiße Mann nebst seiner weißen Frau den anderen den Vortritt zu lassen hat.

Der anti-rassistische Rassismus hat Hochkonjunktur

Die alte und die neue Linke
Identitätsgerechtigkeit fragmentiert die Gesellschaft
Die US-Gesellschaft ist in gewisser Weise ein Spiegelbild der bundesdeutschen. Alles, was von den weißen Europäern rund um den Globus geleistet wurde, gilt als grundsätzlich verwerflich – alles, was Nicht-Europäer fordern, ist sakrosankt. Ähnlich wie in Deutschland treibt diese Selbstvernichtung der europäischen Zivilisation obskure Blüten, wenn beispielsweise anlässlich des 50. Jahrestages der Mondlandung in der New York Times folgender Satz zu lesen ist: „America may have put the first man on the moon, but the Soviet Union sent the first woman, the first Asian man, and the first black man into orbit.“ Der anti-rassistische Rassismus, der den vorgeblich von Natur aus rassistischen Weißen rassistisch ausgrenzt, hat Hochkonjunktur – diesseits und jenseits des Atlantiks.

Trump greift diese Entwicklung gern und offensiv auf. Und spricht damit jenen aus der Seele, die sich seit Jahrzehnten vom politisch-medialen Komplex des linken Mainstreams ausgegrenzt und diffamiert fühlen. Wenn die Masse skandiert „Send her back!“, dann meint sie damit nicht nur Omar und ihre Squad. Sie meint dieses andere Amerika des Multikulti, das nicht ihr eigenes ist und das ihnen nur Verachtung entgegenbringt. Dieses andere Amerika wiederum schließt die Reihen – auch diesseits des Atlantiks.

Die Anti-Trump-Front schließt sich

Angela Merkel, seit Trumps für sie unerwarteter Wahl auf Kriegsfuß mit dem US-Präsidenten, sah sich umgehend genötigt, sich an die Seite der Women of Color zu stellen: „Ich distanziere mich und fühle mich solidarisch mit den attackierten Frauen!“ Als die attackierten Frauen ihrerseits den US-Präsidenten als rassistischen „motherfucker“ geschmäht hatten, gab es weder Distanzierung noch Solidarität.

Ralf Stegner, der sich ohnehin seit geraumer Zeit als Stichwortgeber der linkspopulistischen Hetzer zu verstehen scheint, twitterte prompt: „Wenn an der Spitze der westlichen Führungsmacht ein Rassist+notorischer Lügner,ein Prahlhans+intellektuell minderbemittelter Millionär steht,darf man sich nicht wundern,welche Ausstrahlung das auf andere Länder+Systeme hat.“

Einmal mehr beweist der Sozialist aus dem hohen Norden damit, dass er weder das US-System verstanden hat, noch etwas von Wahlkampf versteht. Wer Trump unterstellt, er sei ein „intellektuell minderbemittelter Millionär“, der stellt sich damit selbst ein Armutszeugnis aus.

Trump verkörpert das weiße Amerika

Wann ist ein Rassist ein Rassist?
Identitätslinke Läuterungsagenda manipuliert Politik und Gesellschaft
Wir erinnern uns: Trump hat die Präsidentschaftswahlen nicht gewonnen, weil eine Mehrheit der US-Wahlbürger ihm seine Stimme gab – er wurde Präsident, weil er in den Bundesstaaten trotz unionsweit weniger Stimmen die meisten Wahlmänner auf sich vereinen konnte. So ist das US-Demokratiemodell: In der Union, die ein echter Bundesstaat ist, entscheiden in den jeweiligen Staaten die Wähler mit Mehrheit. Dann greift ein ausgeklügeltes System, welches vor allem das Ziel verfolgt, die weniger bevölkerungsreichen Bundesstaaten nicht vom politischen Prozess auszuschließen. So konnte die Vertreterin des linken Amerika, Hillary Clinton, zwar eine Wählermehrheit in den „liberalen“ Staaten mit ihren Metropolen gewinnen, gleichwohl gaben die Flächenländer den Ausschlag.

Diese Flächenländer aber sind zumeist noch weiß. Will sagen: Hier lebt das klassische Amerika der Frontiers – die Kinder und Kindeskinder jener Europäer, die vor allem in 19. Jahrhundert ihre Heimat in Irland, Deutschland, Polen und Skandinavien verließen, um im „Land der Freien und Tapferen“ ihr Glück zu suchen.

Dieses „weiße“ – besser wäre „europäische“ – Amerika gilt nicht nur den linken US-Demokraten als reaktionär, faschistoid und politisch erbarmungslos rückständig. Die Spiegel-Relotius-Story über Fergus Falls lebte als BigFakeNews davon, dass auch das linksgrüne Milieu der Bundesrepublik diese Weltsicht teilt.

Eingeräumt: Aus Sicht der linken Schickeria der Globalisten ist es das auch. Denn es ist wertorientiert, führt die Vormachtstellung der USA auf die Dynamik und den Erfindungsgeist der europäischen Einwanderer zurück – und fühlt seine Stellung nicht nur durch die massive Einwanderung der Hispanos aus Lateinamerikas „failed states“  bedroht, sondern fremdelt auch mit jenen farbigen US-Damen der Demokraten, die im Sinne linker „Identitätspolitik“ den weißen Mann für alle Unbilden menschlicher Geschichte in die Verantwortung nehmen wollen. Und für die jeder Angriff gegen sie selbst automatisch rassistisch sein muss, weil sie in der Pflege ihres eigenen, anti-europäischen Rassismus grundsätzlich jedem Weißhäutigen, der Kritik an den Positionen Nicht-weißhäutiger äußert, die Rassismuskeule entgegen halten.

Traditionell auch können die White Americans mit dem Kommunismus, den beispielsweise Ocasio-Cortez pflegt, nicht das Geringste anfangen. Der Film „Red Dawn“ (deutsch: Die rote Flut) aus 1984 war für die USA mehr als einer jener damals üblichen Katastrophenfilme. Er war der Reminder an den Patriotismus jener US-Bürger in der Weite des Landes, denen nicht wie den Deutschen der Stolz auf ihren Ursprung und die Leistungen ihrer Vorfahren ausgetrieben wurde. Die Kernbotschaft von Red Dawn war es, dass die sozialistische Weltidee den American Way of Life nicht nur bedroht, sondern ihn notfalls auch gewaltsam überrollt – und dass der amerikanische Patriotismus dieser Bedrohung am Ende stand hält. Kein Wunder, dass dieser Film in politisch linken Kreisen ein absolutes No-go ist. Denn jene Widerständler gegen die rote Flut um den früh verstorbenen Patrick Swayze – das sind jene, die sich heute durch Trump aufgefordert fühlen, die Übernahme ihres Lands durch einen Feind, den sie längst im Land sehen, abzuwehren.

Die Democrats zu Vaterlandsverrätern machen

Die durchinszenierte Ablehnung der nichteuropäischen Kulturübernahme  ist die Klaviatur, auf der Trump nun spielt. Sich dabei vier Damen mit mehr oder weniger ausgeprägtem Migrationshintergrund herauszupicken, mag für manchen auf den ersten Blick perfide wirken. Auch wenn sie nicht ganz unschuldig daran sind, bei Trump ganz oben auf die Liste der Idealgegner geraten zu sein.

Trumps scheinbar irrational-rüpelhaftes Vorgehen ist wohl kalkuliert. Denn nicht nur, dass die Damen mit ihrer Vita und ihren Aussagen tatsächlich kaum dem Lebensgefühl des einfachen US-Bürgers in der Weite des Landes entsprechen – sie eignen sich auch perfekt, um einen Keil in die bisherige Wählerschaft der US-Demokraten zu treiben. Denn auch deren Wähler sind immer noch überwiegend weiß – und im Zweifel auch traditionell jüdisch. Und vielleicht sogar patriotisch.

Omars und Tlaibs Anti-Israel-Initiativen eignen sich perfekt, um selbst liberale (also im US-Verständnis linke), jüdische Demokraten abzuschrecken. Die in Deutschland gefeierte Ocasio-Cortez wiederum bietet das perfekte Hassobjekt für jene Demokraten, die immer noch auch überzeugte Anti-Kommunisten sind.

Keine Meinungsfreiheit
Die Linke hat sich vom Projekt der Aufklärung längst verabschiedet
Wenn die Women of Color die Auflösung der US-Migrationsbehörde fordern – und damit ähnlich den deutschen Weltnaiven die US-Grenzen für jedermann öffnen wollen – dann verletzen sie ein Kernelement US-amerikanischen Selbstverständnisses. Mit seinen vier apokalyptischen Reiterinnen hat Trump deshalb nun das perfekte Spielzeug, um nicht nur seine Kernwählerschaft in der Fläche des Landes zu begeistern – er hat auch gute Chancen, immer noch patriotische Demokraten aus der Anhängerschaft des politischen Gegners herauszubrechen.

Deshalb fährt Trump, der schon längst auf Wahlkampfmodus geschaltet hat, diese vier Damen ein ums andere Mal hoch, macht sie in der öffentlichen Wahrnehmung zum eigentlichen Wesenskern der Demokraten. Deren Parlamentschefin Nancy Pelosi hat die Gefahr, die in Trumps gezielter Kampagne steckt, längst erkannt, Und doch ist sie hilflos gegen die Aktivistinnen in den eigenen Reihen und konnte nur sicherstellen, dass ein unausgegorenes Absetzungsverfahren im Ansatz steckenblieb.

Trump fährt die vier Damen hoch, weil sie für ihn perfekt sind als Migranten oder deren Kinder ohne europäischen Kulturhintergrund, politisch links und anti-jüdisch. Aus Sicht Trumps und seiner Anhängerschaft bedeutet das: anti-amerikanisch. Und damit: unpatriotisch.

Deswegen empfiehlt er ihnen, doch zurück in „ihre Heimat“ zu gehen, sollte ihnen das weiße Amerika nicht gefallen. Was wiederum jene Linksliberalen respektive Rotgrünen als in unerträglichem Ausmaße als rassistisch-faschistisch empfinden.

Als ein deutscher Politiker feststellte: „Wer diese Werte nicht vertritt, kann dieses Land jederzeit verlassen.“, erregte dieses von jenen aufgeregten, deutschen Anti-Trumpisten niemanden. Warum auch: Tatsächlich stellen es die USA wie die BRD einem jedem frei, das Land zu verlassen, wenn es ihm dort nicht gefällt. Aber auch hier gilt: Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht das Selbe.

Trump schließt die Reihen, indem er sich dem seit geraumer Zeit betriebenen Kulturkampf gegen das europäische Amerika entgegenstellt. Er macht das auf die Art und Weise, die er gelernt hat: Brutal und direkt und beleidigend. Offensichtlich scheint es ihm der einzige Weg, um das, was er als sein Amerika begreift und was so überhaupt nichts mit dem Amerika der gendernden Lefties aus den urbanen Strukturen gemein hat, vor dem Untergang zu bewahren.

Da will es fast so scheinen, als ob der Clash of Civilizations nicht mehr nur auf globaler Bühne ausgefochten wird, sondern längst auch durch die Küchentür ins US-amerikanische Heim eingedrungen ist.


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