Das ist schon bitter. Da arbeiten die politisch Linken in Deutschland über 50 Jahre beharrlich daran, die Formel „Rechts ist die Hölle – links ist der Himmel – in der Mitte ist nichts“ in das instinktsteuernde Stammhirn des Volkes zu pflanzen.
Da sind sie nicht durch die, sondern in die Institution, Kirchen, Universitäten und Schulen marschiert, haben sich in den Parlamenten breit gemacht und selbst ehedem bürgerliche Parteien ins „linke“ Spektrum verschoben.
Da haben sie im Sinne Huxley‘scher Erziehungsmethoden den Bürgern erfolgreich einen konstanten, antirechten Reflex anerzogen, der jeden nicht ganz auf vorgegebener Mainstream-Linie denkenden Menschen – gleich ob Normalbürger bei der Erstaufführung eines Filmes über die islamische Gewalt an den Jesiden, gleich ob altgedienter, altlinker NDR-Redakteur, dem die redaktionelle Gleichschaltung auf die Nerven geht – seine Kritik am Bestehenden mit der Standardformel „Ich bin kein Rechter, aber …“ beginnen lässt.
Da hat die linke Ideologie es nun also endlich erreicht, dass „Links“ schon fast als rechte Mitte wahrgenommen wird – und dann geschieht Hamburg. Und mit einem Male wird vielen jener seit Kindesbeinen indoktrinierten Bürgern bewusst: Links ist ja auch nicht besser als Rechts! Nur noch aggressiver und unberechenbarer!
Welch‘ Wunder, dass der in seiner 68er-Schleife festgehakte, selbsterklärte „Linksprogressive“ Ralf Stegner in Panik gerät. Welch‘ Wunder, dass von linkem Bundespräsidenten über den linken Möchtesogern-Kanzler bis zum linken Stadtbürgermeister von Hamburg alle Linken unisono den Ajman Mazyek machen und fast wie im Chor verkünden: Der linke Terror hat nichts mit Links zu tun! Links ist gut und Terror ist böse! Und weil das Böse nicht gut sein kann, ist der Terror nicht links!
Das hätten sie wohl gern, die linken Schönredner. Links ist gut und was links ist, bestimme ich?
Gleichzeitig hatte diese sitzgeographische Zuordnung den großen Vorteil der ständigen, das ideologische Selbstverständnis stärkenden Abgrenzung gegen „Rechts“. Denn „Rechts“ war zwangsläufig alles, was in der Sitzordnung rechts von den Linken zu verorten war: Liberale, Bürgerliche, Konservative, Reaktionäre. Weshalb es auch ein besonders perfider Trick der deutschen Kommunisten gewesen ist, sich in „Partei Die Linke“ umzutaufen – denn damit waren aus dieser Sicht der Dinge nun auch die rechts von „Der Linken“ sitzenden Sozialdemokraten Rechte – und sie haben es nicht einmal bemerkt.
„Links“ – das wurde dem Volk spätestens seit jenem sozialistischen Berufsrevolutionär Rudi Dutschke eingebläut – ist moralisch gut. „Rechts“ hingegen moralisch schlecht, gegen die „wahren Interessen der Menschen“ gerichtet – kurz: schädlich.
Das in ideologischer Verblödung gehaltene Volk folgte willig. Es konnte auch nicht anders – denn von der Krippe bis zur Bahre, nur Sozialismus ist das Wahre! Bis nun plötzlich „die Linke“ mit einem Schlag aus der Hamburger Schanze selbst genau mit dieser, ihrer Ideologie konfrontiert ist – und es mit einem Male nicht mehr wahrhaben möchte, was sich dahinter verbirgt.
Ursprünglich – und insofern bis heute – gab es zwei maßgebliche Fraktionen, die auf den linken Parlamentssitzen Platz nehmen durften. Es waren dieses die Sozialisten und die Kommunisten, die wir der Einfachheit halber als „Sokoms“ bezeichnen werden. Diese Sokoms hatten ein gemeinsames ideologisches Fundament, welches im Wesentlichen ein gewisser Karl Marx in der Mitte des 19. Jahrhunderts niederschrieb.
Dieser Karl Marx war wie jeder Autor und Denker geprägt von der Situation seiner Zeit. Und diese Zeit war die eines großen, gesellschaftlichen Umbruchs. Bis hinein in das 19. Jahrhundert waren auch die europäischen Gesellschaften im Schwerpunkt agrarisch geprägt. Bis die Erfindung von Dampfmaschine, Stahl und anderem technischen Höllenwerk wie Eisenbahn und motorgetriebenes Dampfschiff die traditionelle Welt aus den Fugen gerieten ließ.
Also formte jener Karl Marx gemeinsam mit dem Unternehmersohn Friedrich Engels ein Konzept zur Überwindung der vorhandenen, gesellschaftlichen Ungleichheiten – und vermengten dabei geschickt einen normativen Begriff der Juristerei mit einem soziologischen Anspruch, indem alles, was nicht dem sozialistischen Gleichheitsanspruch entsprach, als „ungerecht“ und alles, was dem Sozialismus diente, als „gerecht“ bezeichnet wurde.
Der chinesische Revolutionär Mao Zedong, eine Ikone der „Linken“, hatte es auf den sozialistischen Punkt gebracht: „Alle Kriege, die dem Fortschritt dienen, sind gerecht, und alle Kriege, die den Fortschritt behindern, sind ungerecht.“ Kurz: Gerecht ist alles, was Fortschritt bringt – ungerecht alles, was Fortschritt behindert.
„Fortschritt“ – dieses ebenfalls höchst fragwürdige Schlagwort deshalb, weil Individuen recht unterschiedliche Auffassungen dessen vertreten können, was tatsächlich für sie ein „Fortschritt“ ist – wiederum wird von der „Linken“ pseudointellektualistisch von „Progress“ abgeleitet. Deshalb wiederum ist jeder echte Linke zwangsläufig progressiv, also fortschrittlich. Und alle anderen, welche nicht der Linken angehören, sind ebenso zwangsläufig regressiv, was in der Sprache der Linken durch den sinnverwandten Begriff reaktiv den Nicht-Linken und damit zwangsläufig Rechten zum „Reaktionär“ macht: Einem den vorsozialistischen, „ungerechten“ Vorstellungen einer bösen, zu überwindenden Weltanschauung anhängenden Bösmenschen.
Diese Vergewaltigung eines Rechtsbegriffes erwies sich in seiner unkonkreten Schwammigkeit als derart wirkungsvoll, dass einmal mehr jener Möchtesogern-Kanzler aus Würselen darauf seine Wahlkampagne aufbaute – wohl wissend, je emotionaler der Einzelne konkrete Inhalte durch persönliche Ansprüche ersetzen kann, desto eher ist er geneigt, den Rattenfängern der Gerechtigkeit zu folgen.
„Von der Sozialdemokratie nicht legitimierte Gewalt“? Da werden sie aufschreien, die sozialen Demokraten, die demokratischen Sozialisten, die Progressiven, denn sie verstehen sich doch als gewaltfrei, tragen den Pazifismus als Banner ihrer Selbstverklärung voran. Doch auch das ist nichts als Tarnung. Befragen wir dazu doch einfach jene Ikonen der politischen Linken, die sich zu allen Zeiten auch mit der Frage der politisch motivierten Gewalt beschäftigt haben.
Bereits der Vordenker des Sozialismus Karl Marx, stellte fest: „Die Waffe der Kritik kann allerdings die Kritik der Waffen nicht ersetzen, die materielle Gewalt muss gestürzt werden durch materielle Gewalt, allein auch die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift.“
Der bereits zitierte Mao befand: „Die Arbeiterklasse und die übrigen werktätigen Massen können nur mit der Macht der Gewehre die bewaffneten Bourgeois und Grundherren besiegen; in diesem Sinne können wir sagen, daß die ganze Welt nur mit Hilfe der Gewehre umgestaltet werden kann.“
Auch Wilhelm Liebknecht, Gründungsvater der SPD im 19. Jahrhundert und Vater des späteren Kommunistenführers Karl Liebknecht, wusste: „Durch Ängstlichkeit und Zahmheit entwaffnet man den Feind nicht, ermutigt man ihn nur.“ Soll heißen: Nur keine Rücksicht, keine Zurückhaltung bei der Wahl der Mittel der Revolution.
An Deutlichkeit sparte vor allem jener ewige Held der politischen Linken nicht, der dereinst Hand in Hand mit Fidel Castro Kuba übernahm um dann den revolutionären Kampf gegen Rechts nach Südamerika zu tragen. Che Guevara, der auf T-Shirts gebannt Generationen der politischen Linken gleich einem neuen Jesus auf der Brust prangte, ist quasi die Inkarnation linker Gewalt: „Ein gnadenloser Hass, der uns vorantreibt und über die natürlichen vererbten Grenzen des Menschen hinausgehen lässt, ihn in eine effektive, gewalttätige, unwiderstehliche und eiskalte Killermaschine verwandelnd. … Gerichtsverhandlungen sind nicht nötig, wenn man einen Menschen erschießen will. Dies ist eine Revolution. Und ein Revolutionär muss eine kalte Tötungsmaschine werden, angetrieben von purem Hass.“
Und es ist nicht nur diese ewige Ikone der Linken, immer wieder als glorioses Vorbild zitiert auch von Sozialdemokraten, für die der Mord am Klassenfeind Kampfauftrag ist. Von Mao finden sich dutzendweise Zitate, mit denen er den Mord am politischen Gegner nicht nur rechtfertigt, sondern einfordert. Welch Wunder also, dass er allein in der von ihm initiierten „Großen Proletarischen Kulturrevolution“, mittels derer er die Jahrtausende alte Kultur der Chinesen zu vernichten suchte, um vom Totalversagen seiner KP abzulenken, nach Erkenntnissen des Sinologen Daniel Leese zwischen 1,5 und 1,8 Millionen Menschen ermordet wurden, ebenso viele lebenslange Misshandlungsfolgen zu ertragen hatten und bis zu 30 Millionen als „Konterrevolutionäre“ um ihre Existenz gebracht worden sind.
Der chinesische Menschenschlächter handelte da ganz im Sinne seines Vordenkers Marx. In seinen gesammelten Werken, in denen er en passant mit der Feststellung, das „Judentum ist ein allgegenwärtiges, asoziales Element“ die Grundlage für den manifesten, linken Antisemitismus legte, schrieb er: „Es gibt nur ein Mittel, die mörderischen Todeswehen der alten Gesellschaft, die blutigen Geburtswehen der neuen Gesellschaft abzukürzen, zu vereinfachen, zu konzentrieren, nur ein Mittel – den revolutionären Terrorismus.“
Sozialismus basiert – daran lassen nicht nur die hier zitierten Vordenker keinen Zweifel, denn die Reihe der Gewaltzitate ließe sich beliebig fortsetzen – nun einmal auf der Idee, das alte, das verhasste System des Kapitals und der Bourgeoisie auszurotten, es mit Stumpf und Stiel zu vernichten. Gewalt, gleich ob „materiell“ wie beispielsweise beim Erschlagen von Staatsbütteln wie Polizisten oder als mit Waffengewalt durchzusetzende, politische Ideologie, ist von Anbeginn an integraler Bestandteil des sozialistischen Kampfes.
So befand einst Rudi Dutschke, eine weitere Ikone der „Linken“: „Die Möglichkeit, die sich durch größere Demonstrationen ergibt, ist unter allen Umständen auszunützen. Genehmigte Demonstrationen müssen in die Illegalität überführt werden. Die Konfrontation mit der Staatsgewalt ist zu suchen und unbedingt erforderlich.“
Jeder gute Sozialdemokrat weiß dieses. Zumindest dann, wenn er nicht irgendwann aus persönlichen Karriereerwägungen das SPD-Parteibuch ergriffen hat, sondern in der sozialistisch-demokratischen Kaderschmiede der Jungssozialisten „links“ sozialisiert wurde. Wahre Sozialdemokraten sind eben immer auch echte Sozialisten. Und echte Sozialisten – daran lassen deren Vordenker keinen Zweifel – sind gewaltbereite Polittäter auch dann, wenn sie sich wie der Kommunist Jan van Aken, der eine dieser Hamburger Demonstrationen angemeldet hatte, hinter einem gewaltfreien Mäntelchen zu verstecken suchen.
Sie alle kennen als ideologisch gut geschulte Sozialisten die hier nur auszugsweise niedergelegten Zitate ihrer Vordenker. Sie stehen als Glaubenskrieger für eine vorgebliche bessere, weil angeblich gerechtere Welt fest und unverrückbar auf den gewalttätigen Fundamenten ihrer Bewegung. Deshalb dulden sie Gewaltzentren wie die Hamburger „Rote Flora“. Deshalb verschieben sie Millionen an Steuergeldern an dubiose Vereine, die ihren „Kampf gegen Rechts“ genau in diesem Sinne des Kampfes gegen alles, was nicht der gewaltbasierten Systemänderung folgt, richten.
Wenn nun die regierenden Sozialdemokraten von Sigmar Gabriel über Olaf Scholz bis Ralph Stegner aufheulen und die Mär davon erzählen, die im Sinne der sozialistischen Vordenker agierenden Straßenkämpfer seien keine „Linken“, keine „Sozialisten“, dann ist dieses in seiner Qualität noch absurder als jene Bandschleife, die Obermuslim Mazyek regelmäßig durchlaufen lässt, wenn wieder einmal tiefgläubige Muslime in der wortgetreuen Befolgung ihres Heiligen Buches zu Massenmördern werden.
Die eigentliche Kampftruppe des Sozialismus
Diese Streetfighter sind die eigentliche Kampftruppe des Sozialismus. Sie sind die Speerspitze der sozialistischen Systemüberwindung gegen das verhasste System. Sie sind die Humunculi aus dem Fleisch jenes Glaubensbekenntnisses einer vorgeblich besseren Welt, das als „Sozialismus“ die Ideen sozialer Politik vergewaltigt. Wenn die Staatssozialisten heute angesichts der von ihnen nicht nur geduldeten, sondern durch Duldung und Unterstützung geförderten Gewalt den verzweifelten Versuch einer Distanzierung unternehmen, dann kann es dafür nur zwei Erklärungen geben.
Entweder, es ist so, wie es schon Rosa Luxemburg beschrieb: „Es ist freilich Tatsache, daß die Sozialdemokratie, um praktisch zu wirken, alle erreichbaren Positionen im gegenwärtigen Staate einnehmen, überall vordringen muß. Allein als Voraussetzung gilt dabei, daß es Positionen sind, auf denen man den Klassenkampf führen kann.“
Dann verbreiten die führenden Sozialdemokraten nun einmal mehr grandiose FakeNews, eine Lüge der Superlative um das dumme Volk zu beruhigen. Und es gilt, was Karl Liebknecht feststellte: „Was nützte es der Sozialdemokratie, wenn sie eine ganze Welt aller erdenklichen Reförmchen gewänne und nähme doch Schaden an ihrer Seele, das heißt: würde verwirrt, verkleinlicht, kleinmütig und selbstzufrieden, verlöre ihr Edelstes und Bestes, den Elan ihrer revolutionären Energie, die auch den Boden für Reformen am fruchtbarsten düngt.“
Oder aber die Sozialdemokraten – zumindest Teile jener Sozialdemokraten, die sich in Regierungsverantwortung befinden – sind keine Sozialisten mehr. Dann wären sie eben Büttel des Systems, Steigbügelhalter des Kapitalismus – Renegaten wider den wahren Sozialismus. Dann aber sollten sie auch dazu stehen und sich von den wirren Ideen ihrer geistigen Vordenker definitiv und aus Überzeugung lösen. Und sie wären für die Sozialisten der Beweis dafür, dass jener geistige Etikettenschwindel der Kommunisten von der „Linkspartei“ ein solcher doch nicht gewesen ist und der ständige Vorwurf, die Sozialdemokratie habe sich von ihren eigenen Vorstellungen verabschiedet, zutreffend ist.
Am Ende aber scheint das doch unwahrscheinlich. Denn es gilt eben für einen rechten Sozialdemokraten doch, was Francois Hollande kategorisch für sich deklamierte: „Ich bin kein gemäßigter Sozialist, auch nicht mäßig sozialistisch – ich bin einfach Sozialist.“
Wer sich so versteht – und wer einen Blick auf die Webseiten nicht nur der Jungsozialisten wirft, wird verstehen, dass sie sich so verstehen – der muss dann auch bekennen, dass ihn von jenen Straßenkämpfern nur die Ehrlichkeit trennt. Möglich, dass ihm seine Zöglinge partiell unangenehm sind, wenn sie kurz vor Wahlen das wahre Gesicht der sozialistischen Revolution offen demonstrieren. An der unmittelbaren, ideologischen Gemeinsamkeit jedoch kann diese temporäre Peinlichkeit nichts ändern. Wer einem politischen Glaubensbekenntnis anhängt, der kann nun einmal nicht das, was ihm daran vorübergehend unangenehm ist, aus der Welt leugnen. Zumindest dann nicht, wenn die ideologische Basis derart offenkundig zu greifen ist, wie es das kommunistisch-sozialistische Weltbild seit Generationen ohne jeden Selbstzweifel bekennt.
Und deshalb wird sich die deutsche Sozialdemokratie – von den bekennenden Kommunisten ganz zu schweigen – einmal mehr im Sinne Stegners mit einer weiteren Erkenntnis seiner ideologischen Vordenker aus der Bredouille ziehen. Denn schon jener Wilhelm Liebknecht stählte die Sokoms gegen jeden Angriff seitens der „Reaktion“ mit der hübschen Erkenntnis: „Der Tadel des Feindes ist das schönste Lob, die Verleumdungen des Feindes die schmeichelhafteste Anerkennung.“
Ein Satz übrigens, den Obersozialist Stegner nicht müde wird, immer dann zu zitieren, wenn die böse „Reaktion“ ihn wieder einmal seiner Lügengeschichten überführt. Ein wahrer Sozialist kennt eben seine Vordenker.