Bei der anstehenden Fußball-WM werden wir es wieder einmal erleben. Die Spiele, bei denen 22 erwachsene Männer mindestens 90 Minuten hinter einem Ball herlaufen, werden in den öffentlich-rechtlichen Medien der Republik angeboten werden. Ob das dem Bildungsauftrag entspricht, dem diese Staatsmedien vorgeblich dienen sollen, darf angezweifelt werden. Ob damit eine informelle Grundversorgung garantiert wird, steht ebenfalls als eher unwahrscheinlich im Raum: Ein paar Tage lang raufen die Herren in unterschiedlichen Teams gegeneinander, am Ende gibt es einen Weltmeister – und das Ding ist gelaufen, weil jeder schon auf das nächste Event schaut, bei dem wieder viel Geld in die Taschen ausgesuchter Funktionärsbrigaden fließen wird.
Vereinswerbung mit dem Geld der Gebührenzahler
Damit sind wir beim Eigentlichen. Es spräche ja nichts dagegen, beispielsweise in den Nachrichtenblocks die Ergebnisse der Spiele dieser privatwirtschaftlich organisierten Vereinsmeisterschaft mitzuteilen. Grundversorgung gewährleistet – und mit Bildungsauftrag hat das alles ohnehin nichts zu tun.
Vielleicht könnte man auch darüber nachdenken, das eine oder andere Spiel im ÖRR live zu übertragen. Mehr so spaßeshalber, denn ein realer Nutzwert leitet sich daraus nicht ab. Aber es unterhält – so auf dem Niveau der Samstagabendshows, deren öffentlich-rechtlicher Nutzen angesichts der Geldvernichtung durch die Anstalten ebenfalls einer Sinnfälligkeitsprüfung unterzogen gehörten.
Doch das ist es nicht. Die ÖRR-Medien bekommen hier keine Bilder vom Veranstalter geliefert, die sie ohne Kostenaufwand ihren Usern zukommen lassen könnten. Ganz im Gegenteil: Um diese im Sinne der Nachhaltigkeit sinnbefreiten Inhalte über das verbreiten zu können, was wir früher „den Äther“ nannten und was heute durch irgendwelche Kupfer- oder Glasfaserkabel angeliefert wird, müssen die Medien ganz tief in die Tasche greifen. Wobei – nein! Falsch! Die Medien – also die öffentlich-rechtlichen – greifen nicht in die Tasche. Zumindest nicht in die eigene. Vielmehr greifen sie in meine Tasche. Über zwangseingezogene „Gebühren“, die unentrinnbarer sind als Sekt- oder Hundesteuer, denen ich durch Verzicht ausweichen kann. Diese Chance besteht bei der Zwangsabgabe nicht – egal, ob ich auch nur eine Sekunde im Jahr das dort erstellte Angebot nutze oder nicht.
Dennoch greifen die ÖRR-Medien in meine Tasche. Und das nicht nur, damit ich mir bei Bedarf die einseitigen Talkshows von Will und Co, die seichte Unterhaltung à la Silbereisen oder die woke Belehrungen durch die Tatorte im umfangreichen Krimiangebot einschalten kann, sondern eben auch, um mir diese Spielchen der 22 Verzweifelten im Kampf um einen Ball anzubieten.
Rund 220 Millionen allein für Katar
Und das kostet richtig. Im Jahr 2014 legten unsere von Gebührenzahlern Finanzierten dafür laut Statista 210 Millionen auf den Tisch. Damals konnte die Nation nach einem Glückstreffer dafür immerhin in einen kurzen Siegestaumel fallen und die entnationalisierte „Mannschaft“ sich einen weiteren Stern aufs Trikot malen. 2018, in Putins Russland, das schon damals einen mehr als hybriden Krieg gegen die Ukraine führte, waren es sogar 218 Millionen. Mehr als rausgeschmissenes Geld, denn Jogis Abrisstruppe durfte schon nach der Gruppenphase den Heimflug antreten. Für das aller Wahrscheinlichkeit nach gekaufte Event am Golf sollen es nach gegenwärtigem Stand 214 Millionen Euro allein für die FIFA sein. Hinzu kommen die Kosten für den Tross der Moderatoren und sonstigen Anstalts-Pilger, die am Ort des Vereinsevents anscheinend unverzichtbar sind.
Nun mag man argumentieren, dass solche rund 220 Millionen doch Peanuts sind angesichts eines Gesamtaufkommens an Zwangsgebühren in Höhe von 8.422.080.636,04 Euro allein im vergangenen Jahr. Schließlich sind das nur 2,6 Prozent dessen, was die öffentlich-rechtlichen Anstalten im Jahr insgesamt verpulvern – und was angeblich immer noch nicht reicht. In gewisser Weise also Peanuts. Andererseits: Wie viele Schulen könnte man mit 220 Millionen Euro derart ausstatten, dass die junge Generation zu Schulabschlüssen kommt, die sie weniger anfällig macht für die Propaganda letzter Generationen? Vor allem aber: Warum muss ein bundesdeutscher Zwangsgebührenzahler überhaupt Geld an eine NGO namens FIFA überweisen, damit die ihre Privatveranstaltung an Mann/Frau/Divers bringen kann?
Normalerweise müsste die FIFA pro Spiel rund 4 Millionen überweisen
Üblicherweise ist es so, dass Privatleute und Unternehmen, wenn sie in TV oder Radio ihre Botschaften verkünden möchten, dafür tief in die Tasche greifen müssen. So stellt beispielsweise ARDMedia bereits beim ersten Anklicken fest: „Je länger der Spot, umso höher die Kosten.“ Bedeutet: Die 90 plus X Minuten, die die FIFA gern gesendet haben möchte, dürften allein schon der Länge wegen richtig teuer sein.
Dann kann es geschehen, dass die Ballspiele genau in die Primetime, also den Zeitraum zwischen 20.00 und 23.00 Uhr fallen. Das gibt dann einen weiteren Aufschlag. Auch die Jahreszeit spielt eine Rolle: Winter ist teurer als Sommer – also noch ein Aufschlag. Und dann soll zudem die Zuschaueranzahl eine Rolle spielen. Aber das vernachlässigen wir hier, weil entsprechende Prognosen derzeit schwer zu treffen sind.
Nun ist der ARD-Tarifrechner etwas kryptisch, doch nehmen wir als Beispiel die Kosten, die eine Minute bei „Watzmann ermittelt“ kostet. Das ist eine relativ junge ARD-Serie, die als Konkurrenz zum ZDF-Noch-Erfolgsmodell „Die Rosenheim-Cops“ auf den Mittwoch platziert wurde und im Vorabendprogramm läuft. Dort kostet eine Minute Sendezeit im November 43.680 Euro. Rechnen wir das ohne die Sonderaufschläge für Länge, Zuschauerzahl und Primetime hoch und unterstellen wir weiterhin, dass das Spiel tatsächlich nach exakt 90 Minuten beendet ist, so müsste die FIFA folglich für jedes Spiel 3.931.200 Euro an die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten zahlen. ARD und ZDF übertragen 48 Spiele – macht also 188,7 Millionen Euro, die die FIFA an die Anstalten zu überweisen hätte.
Aber genau das geschieht nicht – stattdessen werden aus den Zwangsgebühren rund 220 Millionen an den Werbetreibenden gezahlt.
Das perfekte Geschäftsmodell
Man muss es eingestehen: Das ist ein perfektes Geschäftsmodell. Für die FIFA selbstverständlich – nicht für den Zwangsgebührenzahler. Der ist der Depp, der ausgenommen werden darf. Dabei müsste die Rechnung tatsächlich genau andersherum laufen.
Die FIFA ist ein privatwirtschaftlich organisierter Verein. Der kassiert allein schon mit Eintrittsgeldern und Marketingrechten rund 36 Prozent seiner Einnahmen. Da diese NGO zudem laut Focus im Jahr 2019 mit einem Vermögen in Höhe von 3,9 Milliarden Euro zu den weltweit reichsten Vereinen gehörte, reichten zu deren wohliger Existenz locker allein diese 36-Prozent-Einnahmen, um immer noch ein Vermögen von über einer Milliarde zu generieren.
Allerdings – diese 36 Prozent sind unmittelbar abhängig davon, dass die FIFA ihr Produkt – also jene Rasenballspiele – an den Mann bringt. Für die Eintrittsgelder, die rund zehn Prozent der aktuellen Einnahmen ausmachen, muss jedes normale Wirtschaftsunternehmen Werbung machen. Ohne die vollen Stadien wiederum gibt es keine Marketingrechte. Jeder gewöhnliche Werbetreibende kennt die Situation – und drückt deshalb gern seine Tausenderscheinchen an die ÖRR-Werbezeitanbieter ab.
Die genialen Herren der FIFA aber haben es tatsächlich geschafft, den Spieß umzudrehen. Sie müssen nicht nur nichts für ihre Fernsehwerbung bezahlen – sie bekommen dafür sogar noch Geld! Und das – siehe oben – nicht gerade wenig. Solch eine Chuzpe sucht wirklich ihresgleichen.
Allerdings funktioniert eine solche Kostenumkehr nur, wenn sich genug finden, die dieses Spiel mitspielen. Da scheint die FIFA bei den ÖRR-Verantwortlichen genau auf die Richtigen getroffen zu sein: Menschen, die von Zwangsgebühren leben und diese weitgehend unkontrolliert verschleudern dürfen. Warum also nicht auch ein paar Millionen abdrücken an den reichsten Verein dieses Planeten, dem es tatsächlich gelungen ist, aus quasi nichts eine Goldgrube zu machen?
Ohne ÖRR kein Fußballvergnügen?
Fußballvernarrte mögen jetzt entgegenhalten, dass sie ohne diese zum Fenster herausgeworfenen 220 Millionen doch keine Chance hätten, diese Spiele zu sehen! Erstens ist das Unsinn und zweitens ist es falsch.
Unsinn ist es allein schon deshalb, weil jemand, der sich diese 22-Mann-Ein-Ball-Events antun möchte, gern zum Veranstaltungsort reisen und dort Eintrittskarten kaufen kann. Dann hat alles seine Richtigkeit: Wem das Gekicke ein Pläsier ist, dem ist dieses ein privates. Also kann er privat dafür so viel Geld ausgeben, wie es ihm beliebt – oder wie viel er dafür entbehren kann. Aber: Es gibt keinen grundgesetzlichen Anspruch darauf, dass solche Events staatlicherseits bereitzustellen sind. Ein privater Verein bietet etwas an – wer es haben möchte, kann dafür privat bezahlen.
Womit wir nun auch beim „falsch“ sind. Falsch nicht nur deshalb, weil die FIFA wie jeder andere Werbetreibende die Sendezeit kaufen könnte. Sicherlich ließe sich eine Rabattregelung finden, wenn es dann tatsächlich 48 Übertragungen sein sollen. Aber so weit müssen wir es überhaupt nicht treiben. Denn selbstverständlich kann eine NGO wie die FIFA den Versuch unternehmen, ihr Vereinsangebot an willige Kunden zu verkaufen. Das können dann auch Unternehmen sein, die sich darauf spezialisiert haben, über Werbeeinnahmen oder Kundenabos ihr Sendeangebot zu finanzieren mit dem Ziel, darüber wirtschaftlichen Gewinn einzufahren. Und hier nun wird das gegenwärtige Verfahren abschließend nicht nur zum Ärgernis, sondern absurd. Denn die zwangsgebührenfinanzierten Anstalten treiben durch ihre Teilnahme am Kampf um die „Übertragungsrechte“ sogar noch dazu bei, die Kassen der FIFA – und auch des DFB – unnötig zu füllen.
Da sie nur wenig Rücksicht nehmen müssen auf haushalterische Voraussetzungen, können die Fußballveranstalter fröhlich pokern. Dieses Pokerspiel wird ohne Zweifel weniger lukrativ ausfallen, wenn die Öffentlich-Rechtlichen aus dem Spiel wären. Doch statt den Geldfluss für die Spieleverkäufer auf dem Boden des Vertretbaren zu halten, sorgen unsere bürgergeldfinanzierten Anstaltsherren dafür, den Sportfunktionären das Geld des kleinen Mannes millionenfach zuzuschustern.
Privat-TV kann gern „Übertragungsrechte“ kaufen
Dabei gilt: Es spricht nichts dagegen, dass DFB oder deren Kollegen in Österreich und der Schweiz ebenso wie die FIFA den Versuch unternehmen, das Rasengedaddel ihrer überbezahlten Jungs verkaufen zu wollen. Finden sich dafür privat finanzierte Sendeanstalten, so mag das gern so sein. Finden sie diese nicht, wäre das eben Pech. Aber Sender wie Sky oder Dazn werden schon bereit sein, dafür, dass sie für DFB und FIFA Werbung betreiben, sogar noch zu zahlen. Denn damit finden sie wiederum Fußballnarren, die ihr sauer verdientes Geld dafür ausgeben, bei den entsprechenden TV-Anbietern per Abo ihrem Hobby zu frönen. Alles wäre gut, denn wer sein Geld für die 22 Ballläufer ausgeben möchte, der kann das gern tun. Nur muss es eben sein Geld sein – und nicht Geld, das über ein Zwangseinzugssystem allen Bürgern aus der Tasche gezogen wurde.
ARD und ZDF, die mit diesen Zwangseinnahmen für die reichsten NGOs des Landes und des Planeten sogar noch deren Werbeveranstaltungen finanzieren, müssten sich eigentlich wegen Veruntreuung verantworten. Denn, wie gesagt: Das ist nicht ihr Job. Dieses Unterwerfen unter trickreiche Vereinfunktionäre können und müssen sie jenen privaten Unternehmen überlassen, die sich von freiwillig bezahlten Abos und eigenen Werbeeinahmen finanzieren müssen. Und sollten FIFA und DFB tatsächlich darauf angewiesen sein, zum Zwecke ihrer Eigenfinanzierung das eine oder andere Angebot ihrer Vereine im ÖR-Free-TV zu senden, dann müssen sie allein schon aus Gründen der Chancengleichheit ihre Sendezeiten über die Media-Abteilungen der ÖR-Anstalten buchen.
So könnte nicht nur locker auf die nächste „Anpassung“ der Gebührenhöhe verzichtet werden – so könnten die Zwangseinnahmen vielleicht sogar gesenkt werden. Wobei – zu diesem Zwecke ist die Verkehrung der Kostensituation im Sport nur ein Feld. Auch bei all den überbezahlten Pfiffikussen, die ihr Angestelltenverhältnis mit Festgehalt gegen die Leitung eines eigenwirtschaftlich betriebenen Formatanbieters mit ÖR-Abnahmegarantie ohne Controlling getauscht haben, wäre dringend ein Grundreinemachen angesagt. Doch vermutlich gilt auch hier: Systeme sind aus sich selbst heraus nicht reformierbar. Und da die ÖR-Anstalten längst Teil des polit-medialen Komplexes im postdemokratischen Parteienstaat sind, dürfte sich bis auf Weiteres nichts daran ändern, dass die Bürger durch eine Funktionärselite kräftig für nichts gemolken werden.
PS: In diesem Zusammenhang noch eine Anmerkung in der Rubrik „Eine Partei, die keiner braucht“: In der FDP, Kollektivismus-unterstützendes Hilfsinstrument in der aktuellen Bundesregierung, gab es jüngst ein kurzes Aufmucken zum Thema Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Aber wie immer bei dieser Partei blieb es beim kurzen Magnesium-Blitz. Geflasht wurde davon niemand – und nachhaltige Wirkung war noch nie das Ding der Umfallerpartei.