Es ist das Problem der Kopfmenschen, dass sie in der gefühlsschwangeren Politik der Gegenwart kaum Chancen haben und deshalb schnell in die Emotions-Falle tappen. Das muss gegenwärtig auch jener Friedrich Merz erleben, der sich einst aufmachte, CDU-Vorsitz und Kanzleramt vom Drachen befreien zu wollen.
„Die Antwort ist ja“
Was ist geschehen? Merz, durch einen geschickten – in Bayern würde man vielleicht von „hinterfotzig“ sprechen – Schachzug des frisch gebackenen Tandems Laschet-Spahn erst der Dritte in der Reihe der offiziellen Bewerber um das schönste Amt der CDU, stellte sich in der Berliner Bundespressekonferenz der versammelten Merkel-Presse. Dort wollte einer der Anwesenden in der Fragerunde von jenem Ritter Merz wissen, ob dessen Ansinnen, die zur AfD abgedrifteten Wähler zurück zu gewinnen, wie folgt zu verstehen sei:
„Schließe ich daraus richtig, dass Ihre Antwort auf das Problem des Rechtsradikalismus die stärkere Thematisierung von Clankriminalität, Grenzkontrollen und so weiter ist? Und wenn nicht: Was wäre sie dann?“
Merz antwortete – und dadurch unterscheidet er sich grundlegend von den weitschweifigen, nichtssagenden Aussagen des Armin Laschet, der irgendeine Mitte verteidigen will, die die CDU schon längst verlassen hat – kurz und knapp: „Die Antwort ist ja.“
In die Gutmenschenfalle getappt
Oje – hätte dieser Merz doch bloß etwas mehr Empathie für die bundesdeutsche Wohlfühlgesellschaft! Das war einfach zu deutlich – und viel zu direkt. So überhaupt nicht mainstreamig, völlig wider das Fühldiktat der rotgrünen politmedialen Gesellschaft. Und so soll, folgen wir mangels persönlicher Anwesenheit den entsprechenden Berichten, bereits der Merkel gewogenen Presse gleichsam das blanke Entsetzen in die Glieder gefahren sein. Von „betretenem Schweigen“ ist die Rede. Wie konnte er nur? Clanstrukturen sollen die Schuld am Erstarken der „Nazis“ und „Faschisten“ sein? Das geht ja nun gar nicht!
Es folgte, was in solchen Fällen immer folgt. Ein sogenannter Shitstorm blies jenem ins Gesicht, der die CDU mit neuen oder alten Ansätzen wieder mehrheitsfähig machen möchte und in Laschets „Weiter-so“ den Untergang seiner Union vorprogrammiert sieht.
Es shitstormed
„Genau mit so einem Gerede hat Seehofer zum Aufstieg der AfD beigetragen und ist dann mit der CSU – zu Recht – voll abgestürzt“, meinte der Parlamentarische Geschäftsführer der Bundestags-Kommunisten.
Ein offenbar eher im Lager Laschet-Spahn einzuordnender CDU-Abgeordneter namens Matthias Hauer befand: „Damit will Merz also die AfD halbieren? Wird so nicht klappen.“
Im ZDF-Moma meinte eine Autorin der Zeit, solche Aussagen seien angesichts des Terroranschlags von Hanau „unsensibel“ und war im Übrigen mit Dunja Hayali der Auffassung, dass die CDU-Bewerber ja sämtlich Männer seien – was irgendwie auch nicht ginge.
Sehen wir vom Pawlowschen Reflex des SED-Nachfolgers einmal ab, der selbstverständlich außerstande ist zu verstehen, dass eine permanente Linksverschiebung der Gesellschaft zwangsläufig einen zunehmend radikaleren, rechten Rand erzeugt – wir erinnern uns, dass es in der wertebewussten, konservativen Gesellschaft der BRD der 60/70er Jahre umgekehrt war -, haben sowohl Hauer als auch die Schreiberin nicht einmal unrecht. Letztere deshalb, weil Merz eben tatsächlich nicht die haltungsbedingten Sensibilitätsanforderungen der veremotionalisierten Gutmenschen bediente – der andere, weil allein mit Bekämpfung der Clankriminalität und Grenzkontrollen sicherlich die Halbierung der AfD-Wählerschaft nicht gelingen wird.
Zu sachlich gedacht
Das allerdings hatte Merz auch nicht gesagt. Er hatte lediglich auf eine Frage, die zwei Schwerpunktbereiche mit einem „und so weiter“ in der Menge der zu treffenden Maßnahmen offen ließ, mit einem kurzen „Ja“ geantwortet. Und in seinem emotionslosen Kopf, der ihn mit einer inhaltsschweren, aber gefühlsbefreiten Rede bereits im Dezember 2018 knapp um den CDU-Vorsitz gebracht hatte, selbstverständlich die denknotwendigen Schritte der Logik von Abläufen und Ursachen als zwangsläufig vorhanden unterstellt.
Da aber liegt genau das Problem, weshalb Merz nicht CDU-Chef werden wird. Er denkt nüchtern und sachlich vom Ursprung – was allein noch kein Hindernis wäre. Er denkt aber auch, dass alle anderen ebenso denken. Und das ist tödlich. Denn das Denken in logischen Zusammenhängen ist nicht nur Vielen eine große Unmöglichkeit, weil es sachanalytische Fähigkeiten voraussetzt – es ist in der durchgegenderten, pseudoemanzipierten Gesellschaft auch etwas, das derart „macho“ ist, dass es bei der breiten Masse der Zeitgenossen eben nicht nur nicht erwartet werden kann, sondern quasi bereits einen Straftatbestand darstellt.
Denn das logische Denken könnte ja in seiner nüchternen, an Tatsachbeständen orientierten Herangehensweise zu Ergebnissen kommen, die und unvermeidlich aber gänzlich gegen die Intentionen einer Zeit sprechen, in der juristische Straftatbestände durch undefinierbare Emotionswallungen ersetzt werden, die unter dem 2H-Narrativ („Hass und Hetze“) in den Bauch der Bürger gepaukt werden.
Sachliche Betrachtung von Ursachen? Nicht in der alternativlosen „Wir-schaffen-das“-Gesellschaft einer Angela Merkel, in der bereits die Frage, wer eigentlich dieses „wir“ sein soll und was dieses „das“ darstellt“, einer Gotteslästerung gleich kommt.
Kontrollverlust schafft „Rechte“
Kopfmensch Merz hat selbstverständlich Recht. Wer den Zulauf nach „rechts“ beenden, vielleicht sogar rückgängig machen will, der muss die Ursachen, die dafür verantwortlich sind, beseitigen.
Nun sind Clankriminalität und Grenzkontrollen sicherlich nicht die einzigen Ursachen. Aber sie stehen exemplarisch für etwas, das maßgeblich der Merkel und ihrem Kabinett und mit diesem dem linksgrünen Mainstream anzulasten ist – und das vor allem seitens der verunsicherten Bürger, denen die AfD vielleicht tatsächlich sogar zu viel „Nazi“ ist und die diese Partei dennoch wählen, dem politmedialen Establishment angelastet wird.
Es geht dabei um nichts anderes als um Kontrollverlust. Ein Kontrollverlust, den die Regierung Merkel für das Jahr 2015 sogar eingestehen musste, als die staatlichen Organe jegliche Kontrolle darüber verloren, wer und was in jenem Sommer der illegalen Masseneinwanderung tatsächlich in das Land kam. Das geschah – wer wagt es heute noch, daran zu erinnern – zu einem Zeitpunkt, als eine damals tatsächlich noch bürgerlich-konservative AfD in den Umfragen auf dem besten Wege war, in der Bedeutungslosigkeit zu entschwinden, weil sie einerseits mit sich selbst beschäftigt war und ihr andererseits die Themen ausgingen, mittels derer wiederum sie den Bauch der Bürger hätte berühren können.
Der Kontrollverlust, der sich durch die Masseneinwanderung offenbarte, war die entscheidende Frischzellenkur, die eine dahinsiechende AfD benötigte, um ihre Bedeutung als Sammelbecken der Besorgten zurück zu erlangen. Und die ihr damit gleichzeitig abschließend die neue Richtung vorgab: Weg von der verkopften Kritik an EU und Euro, hin zum Anti-Zuwanderungs-Klub. Sollte man es nicht besser glauben, so könnte man sogar zu der Auffassung gelangen, dass Merkels Kontrollverlust gar keiner gewesen ist, sondern dieser von ihr ganz bewusst herbeigeführt wurde, um die AfD als „rechtes“ Hasselement langfristig zu sichern.
Denn, sollte die Dame aus der Uckermark tatsächlich „vom Ende her“ denken, so muss sie bereits im Sommer 2015 gewusst haben, dass es Teile der Bevölkerung geben wird, die diese Massenzuwanderung nicht widerspruchslos hinnehmen und sich mangels anderer Alternativen der AfD zuwenden werden. Weshalb wir zu Merkels Ehrenrettung an dieser Stelle vorsorglich auch dieses EndDenk-Narrativ als unsinnige Erfindung sie überbewertender Wohlmeinender abräumen, denn wäre es so, dann wäre letztlich Merkel die eigentliche Ursache dessen gewesen, was sie heute vehement bekämpft.
Ursachenbenennung versus Gutmeinend
Doch bleiben wir beim Kontrollverlust. Dieser manifestierte sich nicht nur bei der Masseneinwanderung, sondern er manifestiert sich im Bewusstsein jener Bürger, deren Sorge um sich, ihre Kinder und ihre Gesellschaft sie nach „rechts“ treibt, eben auch darin, dass in der Bundesrepublik weitgehend unbehelligt kriminelle Banden agieren konnten (und können), die ihren Ursprung unabweisbar in Großfamilien haben, welche wiederum vorrangig aus dem Nahen Osten in die BRD umgesiedelt waren. Nicht nur deren unüberbietbare Dreistigkeit in ihrem kriminellen Vorgehen, sondern auch in den seltenen Fällen, in denen Mitglieder ihrer Familien vor Gericht standen, konnte beim denkfähigen Bürger durchaus die Erkenntnis wachsen lassen, dass etwas grundlegend faul war im Staate Deutschland.
Dieses im Fachjargon als „Clankriminalität“ bezeichnete Phänomen der Bildung hochkrimineller Banden korrespondierte – denkende Menschen nennen das Logik – mittelbar mit Zuwanderergruppen, die sich strikt der westeuropäischen Kultur verweigerten und mit ihren archaischen Traditionen sich nicht nur in sogenannten „Parallelgesellschaften“ einmauerten, sondern auch zunehmend dazu übergingen, ihre frühmittelalterlichen Kulte als realgesellschaftliches Must-have etablieren zu wollen. Der Logiker kam folglich nicht umhin, hier irgendwelche Zusammenhänge zu erkennen – was zumindest für einen denkfähigen Menschen keinesfalls zu dem Kurzschluss führen konnte, in jedem deutschen Mitbürger oder ausländischen Gast, dessen Vorfahren nicht im zentraleuropäischen Kulturkreis geboren waren, nun einen illegalen Zuwanderer, Kulturüberwinder oder sogar Bandenkriminellen zu erkennen.
Diese Verknüpfung allerdings organisierte für jenen Teil der Besorgten, die ebenfalls lieber mit dem Bauch als mit dem Kopf dachten, die Medien und die mit diesen verbrüderten MultiKulti-Politiker. Dazu wurden unter dem Banner der Emotion simple und intellektuell deshalb dumme, weil jedweder menschlichen Logik widersprechende Gleichungen aufgemacht.
Sie lauten:
- Wer bei mafiösen Banden aus dem nahöstlichen Raum von „Clankriminalität“ spricht, weil deren Mitglieder sich weitgehend aus Großfamilien rekrutieren, der unterstellt automatisch allen Zuwanderern und deren Kindern, dass sie kriminell sind.
- Wer die illegale Zuwanderung in die bundesdeutschen Sozialsysteme ablehnt, der ist automatisch „ausländerfeindlich“.
- Wer sich gegen die Schlepperhilfe für illegale Einwanderer wehrt, der ist automatisch Menschenfeind.
Selbstverständlich: Keine dieser narrativ-gebetsmühlenartig behaupteten Thesen basiert auf Logik und Verstand. Aber das sollen sie auch nicht, denn sie dienen dazu, jene Teile der Bevölkerung erst zu stigmatisieren und dann mundtot zu machen, die es wagen, Zweifel an dem Ziel der globalen Gleichheitsgesellschaft zu äußern. Weshalb hier nun – der Shitstorm kann gern kommen – auch festgestellt werden darf, dass jener „dunkeldeutsche“ Sumpf maßgeblich von der politischen Linken gezüchtet wurde. Was wir vorsorglich ebenfalls nicht als Vorsatz unterstellen, sondern auf den schlichten Mangel an logischer Denkfähigkeit zurückführen.
Zu schlicht gedacht
Des Merzens Vergehen nun war es, genau diese Erkenntnisse – wenn auch nicht in dieser Deutlichkeit – verkündet zu haben. So richtig traut er sich ja auch nicht. Als „Steher“ ist er ja nicht bekannt geworden. Aber seine nicht zu widerlegende Behauptung lautet: Unkontrollierte Grenzöffnung und das Gewährenlassen von Clankriminalität offenbaren staatlichen Kontrollverlust. Staatlicher Kontrollverlust wiederum treibt besorgte Bürger in die Arme jener, die mit plakativ-demonstrativ vorgetragenen Maßnahmekatalogen und unkonkreter Ablehnung diesen staatlichen Kontrollverlust zu beenden versprechen.
Wenn nun jene, die derartige Maßnahmen versprechen, sich bei der AfD versammeln, dann werde ich als Politiker Merz deren Zuwachs nicht dadurch beenden, indem ich diese Bürger als Rechtsextremisten, Faschisten oder Nazis diffamiere, sondern indem ich den staatlichen Kontrollverlust beende. Das wiederum bedeutet: Ich lasse nur noch Zuwanderer ins Land, denen ich als Staat und Gesellschaft die Genehmigung dazu erteile – und ich gehe mit allen Mitteln des Rechtsstaates gegen jene kriminellen Banden vor, die sich als Clankriminalität aus Menschen rekrutieren, die sich der Integration in die zivilisierte Gesellschaft des Abendlands vorsätzlich verweigern.
Das und nichts anderes hat Merz zum Ausdruck gebracht, als er auf die gestellte Frage mit einem kurzen „Ja“ antwortete. Denn das entspricht der Logik eines denkfähigen Geistes.
Des Merzens Angriff auf die schöne, neue Welt
Aber Merz hat dabei eben nicht bedacht, dass Logik und Denkfähigkeit in der Bundesrepublik des frühen 21. Jahrhunderts nicht nur nicht mehr gefragt ist, sondern sie als Angriff auf die Vision einer schönen, neuen Welt betrachtet wird, in der klimabewusste Gleichmenschen glücklich vor sich hinveganisieren und von feminisierten Bauchmenschen in das sozialistische Paradies geführt werden. Da ist der Armin aus Aachen viel geschickter und mainstreamiger. Der redet viel und sagt nichts. So macht man das, wenn man nicht anecken will. Und deshalb wird der Armin L. künftig die CDU führen. Wobei der Vollständigkeit halber erwähnt werden soll, dass auch der Norbert Röttgen chancenlos ist. Denn der ist ähnlich wie der Friedrich gestrickt und glaubt, man könne Parteien und Völker mit dem Kopf führen. Dabei hat Merkel ihnen allen doch die vergangenen 20 Jahre nachvollziehbar bewiesen: Bauch ist Trumpf.