Das war sie also, die COP27 im ägyptischen Badeort Sharm El Sheikh, großspurig als Weltklimakonferenz tituliert. Rund 40.000 Menschen sollen zu diesem Zweck an das Rote Meer gepilgert sein; dorthin, wo auf dem geografisch zu Asien gehörenden Sinai sehr viel Wüste ist und das beliebte Reiseziel vor allem durch die Unterwasserschönheit besticht.
Das 1,5-Grad-Ziel bleibt eine Illusion
Wer es nicht schon vor COP27 wusste: Die Nummer mit dem 1,5-Grad-Klimaziel ist nichts als ein gigantischer Bluff. Einmal ganz abgesehen davon, dass jeder halbwegs realistisch denkende Mensch selbst dann, wenn er einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Industrieproduktion und Existenzfolgegasen zur Klimaveränderung annimmt, sich selbst sagen müsste, dass das, was wir gegenwärtig erleben, in diesem Falle das Ergebnis von Vorgängen sein wird, die bereits Jahrzehnte zurückliegen, wird „das Klima“ kaum so nett sein, selbst bei sofortigem Ende jeglicher menschlicher Treibhausgasemission die offensichtlichen Veränderungen auf dem Status Quo einzufrieren, vielleicht sogar zurückzudrehen.
Selbst unterstellt, die „Modellierungen“, auf denen die Klima-Voraussagen beruhen, wären wissenschaftlich unfehlbar: Die Erwartung einer menschengemachten Temperaturanstiegsbegrenzung auf 1,5 Grad hat eher etwas von Selbsthypnose denn von realistischer Erwartung. Deshalb muss auch gelten: Wenn ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen menschlichem Emissionsverhalten und Entwicklung der klimatischen Bedingungen bestehen sollte, dann wird ein Totalverzicht auf jegliche Emission diese Entwicklung bestenfalls strecken, nicht aber unmittelbar verhindern können.
Die aufrechten Ritter der klimatischen Kokosmuss
Das Meeting am Roten Meer hat nun jedoch ein Weiteres bewiesen, was eines Beweises allerdings überhaupt nicht mehr bedurft hätte, weil man weder Sarkast noch Zyniker, sondern einfach nur Realist sein muss, um den Beweisschluss auch vor Sharm El Sheikh gekannt zu haben. Deutschland, das mit seinen vielleicht gerade einmal zwei Prozent am Weltemissionsgeschehen weder das Klima retten noch einen ernst zu nehmenden Beitrag zu einer solchen Rettung leisten wird, steht insgesamt recht einsam da. Selbst die EU-Partner denken auch beim Klima erst einmal an sich selbst, bevor sie an den Nachbarn denken. Wenn dieser zudem noch in die Wahnidee verfällt, sichere und hochleistungsfähige Kernkraftwerke aus ideologischen Gründen abzuschalten und stattdessen lieber wieder Kohlekraftwerke anzuwerfen, kann das mitleidige Lächeln des Nachbarn kein ernsthaftes Unverständnis erzeugen.
Es gibt kein humanglobales Kollektivbewusstsein
Russland, das sich gegenwärtig mit seinem imperialistischen Überfall auf das Nachbarland überhebt, müsste ohne den Export von Gas und Öl haushaltstechnisch zusammenbrechen. Die Volksrepublik China, die vermutlich auch den Kohlausstieg eher nur des Burgfriedens Willen unterzeichnet hat, wird bei seiner industriellen Dynamik noch lange Zeit auf die günstigen Öl- und Gasimporte aus Sibirien angewiesen sein. Nicht minder Indien, dessen immer noch wachsende Bevölkerung ebenfalls auf dem Weg zur Industrienation ist. Und dann sind da noch die kleinen Tiger wie Vietnam, das das Wohlstandsversprechen an seine Bürger maßgeblich sogar über die Energie aus Kohle erfüllen will.
Der Mensch ist, wie er ist
In der woken Selbstkasteiungsindustrie, in der die weißen Europäer die Schuld an allem tragen – was, ganz nebenbei, den geschichtslosen Fifa-Chef zu der abstrusen Aussage verleitete, die Europäer müssten sich für das, was sie dem Rest der Welt 3.000 Jahre lang angetan hätten, nun die nächsten 3.000 Jahre entschuldigen – wurde der Schwerpunkt des vergeblichen Bemühens um irgendetwas Greifbares nun auf einen globalen Schuld- und Sühnefond gelegt, über den die armen Klimaopfer von den reichen Klimatätern finanziell entschädigt werden sollen.
Nein, es soll an dieser Stelle nicht darauf hingewiesen werden, dass die Menschheit in ihrer Dummheit und Unwissenheit stets schon die fatale Neigung hatte, Schäden anzurichten, deren spätere Folgen während des eigentlichen Verursachungsvorgangs nicht nur nicht bedacht wurden, sondern mangels entsprechenden Wissens auch nicht bedacht werden konnten. Zudem galt – und daran wird sich nichts ändern – stets die Erkenntnis, dass das individuelle Wohlergehen – manche nennen es Profit, andere Wohlstand, dritte vielleicht auch nur Überlebenswillen – zu allen Zeiten wenig Rücksicht darauf nahm, welche Konsequenzen darauf ausgerichtetes Verhalten lang- und mittelfristig haben würde.
Nicht nur in Brasilien und Indonesien wird nach wie vor rücksichtslos der Urwald abgeholzt. Im Kongo und anderswo wird im großen Stil das Land auf der Suche nach Bodenschätzen vergiftet. Die Meere werden leergefischt und manch einer wundert sich darüber, dass Quallen und Kalmare überhandnehmen, weil deren natürliche Feinde in den Mägen des Homo sapiens landen, bevor sie ausreichend Nachwuchs zeugen konnten.
Wer sich über Trumps „America First“ erregt hat, sollte seinen Blick ganz schnell auf den Rest der Welt werfen. China hat zu keinem Zeitpunkt etwas anderes als „China First“ betrieben. Indien musste darauf nur verzichten, als das Vereinigte Königreich über das „India First“ ein „Empire First“ gestellt hatte. Wer wollte es den Indern und den anderen, die unzweifelhaft zum Wohlstand der Eliten beitrugen, verdenken, heute erst einmal an sich selbst zu denken?
Ein Ablassfond ohne Inhalt
So ist auch der aus dem europäischen Mea-Culpa-Komplex geborene Versuch eines klimatischen Ablasshandels nichts als ein Placebo ohne Wert. China und Indien werden einen Teufel tun, dorthinein Geld zu spenden – auch dann, wenn sie heute zu den weltgrößten Emittenten gehören. Russland, dessen Industrie immer noch auf dem Umweltstandard der Sowjetunion arbeitet? In dieser Generation nie – und in den nächsten auch nicht. Da bleiben nur die gefühlt reichen Europäer und bei denen nur die einzig wirklich reichen Deutschen, die Taler in das Ablasskörbchen werfen werden. Und die dabei verkennen, dass diese Reichtumsfantasie selbst längst im Äther der Illusionen entschwindet, weil die ideologisch bedingte Selbstzerstörung diesem Land mangels Rohstoffen das einzige raubt, worauf es seinen Wohlstand hat aufbauen können: dem technisch-wirtschaftlichen Vorsprung, der an den woken Universitäten gezielt durch Gender- und Identitätsideologien ersetzt wird, deren Studienabbrecher mangels Alternative ihr Heil in der Politik suchen.
Dieses angesichts des Fehlens anderer Trophäen mühsam als irgendetwas Erfolgähnliches gefeierte Schlussdokument sagt nichts und bewirkt nichts außer jener Hoffnung, sich damit ein wenig mentalen Ablass erschlichen zu haben. Weder steht geschrieben, wer und konkret wieviel in diesen Fond zahlen soll, noch steht geschrieben, wer und konkret wofür er der Empfänger sein soll. Emissionsgiganten wie China haben sich zudem von vornherein verweigert und sie werden es weiter tun, denn ihnen war schon immer das eigene Hemd näher als die Hose des Afrikaners oder Insulaners.
Den rückwärtsgewandten Ansatz aufgeben
Alles in allem: Viel Schaumschlägerei in Ägypten und null Output. Und die Erkenntnis: Wenn es so sein sollte, wie die Klimamodellierer meinen, dann wird „die Menschheit“ diesen Prozess nicht aufhalten, geschweige denn abwenden. Dann wäre es vielmehr das Gebot der Stunde, nicht über Abschalten und Ausstieg nachzudenken, sondern Innovation und Fortschritt zu forcieren.
Wenn CO2 und Methan ein Problem sind, dann muss die Menschheit Wege finden, dieses entweder zu binden, bevor es in die Atmosphäre gerät – oder es aus dieser zu entfernen. Wenn die Abholzung der Wälder und die Zerstörung der Weltmeere zu einer erwartbaren Katastrophe beitragen, dann muss sie Wege finden, diese Prozesse zu verhindern, bevor sie eingetreten sind. Solche Maßnahmen anzugehen macht allemal mehr Sinn als nach einer klimabedingten Katastrophe Geld zu verteilen, das letztlich nur dazu beitragen wird, genau diese Katastrophe wiederholen zu lassen.
Das Kernproblem der gesamten Klimadebatte ist, dass sie sich samt all ihrer Aktivisten und Fanatiker rückwärts orientiert. Die deshalb zurecht als Klimareligiöse zu bezeichnenden Personenkreise, die bis ganz oben in die Regierungen reichen, denken nicht nach vorn, sondern von hinten. Statt sich die Frage zu stellen, wie „die Menschheit“ mit dem offenbar Unvermeidlichen umgehen muss, versteigt sich die Politik in die Vision, einen früheren Zustand wiederherstellen zu können, der unwiederbringlich verloren ist.
Das Problem all jener Klimastreiker, Klimakleber und Klimakulturbarbaren ist, dass sie sich im klimatischen Nirvana verlaufen. Die scheinbar progressiven Neubauers und Konsorten sind derart reaktionär, dass all ihr Tun nur darauf ausgerichtet ist, einen Zustand pro ante zu retten, der heute schon das Gestern ist. Wer sich ernsthaft und wahrhaftig mit den Konsequenzen der Klimaveränderung beschäftigen will, der sollte sich als erstes von der Vorstellung lösen, er könne durch was auch immer einen Zustand wiederherstellen, an den er sich aus seiner Jugend zu erinnern glauben meint.
Wenn COP27 etwas gelehrt hat, dann die Erkenntnis, dass, wenn es tatsächlich eines kollektiven Leidensdrucks bedürfte, dieser noch lange nicht stark genug ist und es auch niemals sein wird – und dass der eigentliche Antrieb menschlichen Handelns schon immer der Egoismus und nicht der Altruismus ist. Solang diese Erkenntnis verweigert und der daraus unvermeidbare Schluss nicht gezogen wird, sind all die Klimakonferenzen nichts anderes als unwirksames Augenpulver für reaktionäre Geister, die in ihrer Lebensangst nach dem Vergangenen als Zukunft flehen und darüber denen im Weg stehen, deren technischer Verstand am ehesten in der Lage wäre, sich den Herausforderungen zu stellen, ohne sich ständig in religionsgleicher Erlösungseuphorik im Irrgarten des Irrealen zu verlaufen.