Tichys Einblick
Grüner Gründungsmythos Atomkraft

Das Zittern der Grünkirche

Es ist das typische Problem religiöser Sekten: Lieber gehen sie in die kollektiven selbstgewählten Untergang, als dass sie eingestehen würden, den falschen Götzen angebetet zu haben. Nun trifft es die Grünen – knallhart und im Kern ihres Glaubensgebots.

IMAGO - Collage: TE

Vermutlich bangen gegenwärtig zahllose grüne Eventagenturen um den größten Auftrag ihrer Geschäftsgeschichte. Denn am 31. Dezember 2022 sollte es soweit sein: Mit dem Glockenschlag zum neuen Jahr hätte sich der Gründungsmythos der grünen Glaubensgemeinschaft erfüllt.

Der große Belzebub Atom, der der kleinen, neomarxistischen Sekte einst Zusammenhalt und Zukunftsperspektive gegeben hatte, sollte mit einem großen Fest zu Grabe getragen werden. Nun allerdings könnte es sein, dass stattdessen die grüne Sekte selbst am Abgrund steht. Das aber gilt es zu verhindern. Um jeden Preis und egal wie. Mit allgemeiner Mobilmachung der Gläubigen, mit Lügen und mit Durchhalteparolen.

Die Predigt der Magna Mater der Grünen

Beginnen wir mit einer gewissen Ricarda Lang. Wie einst die Magna Mater von Tarxien aktuell Hohepriesterin der Grüngläubigen, behauptete sie bei ntv: „Die Fakten sprechen gegen Atomkraft! Es wird so getan, als würden sich damit die Probleme im Herbst und Winter lösen lassen. Das ist unverantwortlich!“

Tatsächlich tut niemand so, als würden sich mit „Atomkraft“ – Sektensprech für Kernenergie – die Probleme im Herbst und Winter lösen lassen. Tatsächlich wird lediglich – wissenschaftlich und mathematisch nachgewiesen – festgestellt, dass eine Laufzeitverlängerung der drei noch in Betrieb befindlichen sowie die Wiederinbetriebnahme der drei kürzlich abgeschalteten und noch uneingeschränkt funktionsfähigen Kernkraftwerke einen Teil des Gasverbrauchs, der zur Stromproduktion eingesetzt wird, ersetzen kann.

Die Probleme, die die Grünsekte durch ihren Kampf gegen Hochleistungsenergieumwandler seit ihrer Gründung erzeugt hat, wären damit ohne Zweifel nicht gelöst, nachdem die Abhängigkeit von russischem Gas die Bundesrepublik erpressbar gemacht hat. Aber es bestünde die Chance, jenen 15,2 Prozent großen Anteil, den das Erdgas in 2021 an der Stromerzeugung hatte, künftig nicht weiter erhöhen zu müssen, weil der 11,8 Prozent große Anteil, den die Kernenergie an der Stromerzeugung hatte, ab 2023 ausfallen soll.

Wahrheiten und Unwahrheiten

Doch das ficht die Hohepriesterin der Grünkirche nicht an. Lügen für den Glauben ist so alt wie Religion – und so schreckt auch Lang nicht davor zurück. „Was wir haben ist eine Gasmangellage“, stellt sie fest. Das ist zutreffend, denn infolge des Sektenfeldzuges gegen umweltfreundliche Kernenergie und gegen immer emissionsärmere Stromerzeugung aus Kohle ist die Bundesrepublik in eine unverantwortliche Abhängigkeit vom fossilen Energieträger Gas geraten.

55 Prozent des verbrauchten Gases kamen 2021 aus Russland. Dreht Putin den Gashahn zu, fehlen diese. Der Begriff „Gasmangellage“ ist insofern gerechtfertigt, wenn nicht sogar untertrieben.

Dann holt die Hohepriesterin zur nächsten Behauptung aus – immer nach dem Motto: Eine starke Behauptung ist allemal besser als ein schwacher Beweis. „Unter ein Prozent des Gases könnten nur ersetzt werden“, behauptet Lang bei ntv und bezieht diese Aussage auf die Situation, dass die Kernenergie weiter zur Stromerzeugung beitrüge. Da heißt es Rechnen.

7,63 Prozent statt nur einem

Die Stromerzeugung lag 2021 bei 582.000.000.000 Kilowattstunden (kWh). Davon entfielen 15,2 Prozent oder 88.500.000.000 kWh auf das Gas und 11,8 Prozent oder 68.700.000.000 kWh auf Kernenergie. Laut GASAG werden für zehn Kilowattstunden ein Kubikmeter Gas benötigt. Das bedeutet: Um jene 88.500.000.000 kWh Gasstromerzeugung zu generieren, werden 8.850.000.000 oder 8,85 Milliarden Kubikmeter Gas benötigt.

2021 lag laut Statista der Gasverbrauch insgesamt bei 90,5 Milliarden Kubikmeter. Das bedeutet, dass knapp zehn Prozent des in Deutschland benötigten Gases in die Stromerzeugung flossen. Diese wiederum – siehe oben – entsprechen 15,2 Prozent dessen, was zur Stromerzeugung benötigt wird. Gleichzeitig wurden 11,8 Prozent durch Kernenergie erzeugt.

Angenommen, der Kernenergieanteil ersetzt den Erdgasanteil. Dann wären 11,8 von 15,2 abzuziehen – es verbliebe ein Erdgasaufkommen von 3,4 Prozent an der Stromerzeugung. Die Erdgaseinsparung von 11,8 Prozentpunkten entspricht bei jenen 8,85 Milliarden Kubikmeter Gas für Strom einer Menge von 6,9 Milliarden. Bei dem Gesamtgasverbrauch von 90,5 Milliarden Kubikmeter sind diese 6,9 Milliarden Kubikmeter Gas exakt 7,62 Prozent – und nicht jenes EIN PROZENT der grünen Hohepriesterin.

Eine Lüge ist eine Lüge …

Nun mag dagegen argumentiert werden, dass 2021 noch sechs KKW am Netz waren, also – grob geschätzt – der KKW-Anteil für 2022 halbiert werden müsse. Das allerdings lässt die Rechnung kein bisschen besser aussehen. Ganz im Gegenteil. Denn dann fallen aufs Jahr 2022 gesehen rund 6 Prozent Stromerzeugung durch Kernenergie weg, die bereits durch andere Energieträger ersetzt werden mussten.

Allein diese entfallenden rund sechs Prozent Strom aus Kernenergie zu ersetzen, ließe, proportional gerechnet, den Gas-Anteil sogar auf rund 16,2 statt 15,2 Prozent steigen. Selbst dann, wenn es gelingt, durch Mehrbetrieb der Kohlekraftwerke den Gasanteil zu halten und vielleicht sogar durch die Umwandler, die ihre Energie unmittelbar der Atmosphäre entziehen, den Gasanteil zu verringern, bleibt Ricarda Langs „ein Prozent“ eine Lüge.

Denn Tatsache bleibt: Verzichtet die Grünsekte auf die Abschaltung und werden die drei bereits abgeschalteten KKW weiterbetrieben, so entspricht deren Stromerzeugung exakt dem, wofür 6,9 Milliarden Kubikmeter Gas benötigt werden. Es spielt dabei keine Rolle, ob diese 6,9 Milliarden Kubikmeter tatsächlich durch andere Energieerzeuger ersetzt oder andernorts eingesetzt werden können – gespart ist gespart.

Deshalb noch einmal: Die Einsparung entspricht 7,63 Prozent – nicht EINEM! Mit anderen Worten: Auf Grundlage der öffentlich zugänglichen und hier herangezogenen Zahlen verbreitet die Hohepriesterin des Grünglaubens eine Lüge – ob aus Unwissenheit oder mit Vorsatz, das spielt keine Rolle. Denn eine Lüge ist eine Lüge ist eine Lüge …

Die Untersektenführer treten auf den Plan

Damit das aber nicht auffällt und die grünen Eventagenturen dennoch die Möglichkeit bekommen, zum Jahreswechsel das Hochamt der erfolgreichen Satansaustreibung ausrichten zu können, kommen notwendig auch all die kleinen Untersektenführer aus ihren Löchern, um flankierend der Abbetung ihres Antigottes zu huldigen.

So lässt sich beispielsweise der BUND vernehmen, der doch als angeblicher „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“ um seiner Reputation Willen viel besser daran täte, die Umweltzerstörung durch Windenergiebauten zu verhindern, statt bereits bestehende, umweltunschädliche Kernkraftwerke zu bekämpfen. Doch da fest integriert in die klerikalen Strukturen der Grünkirche, wird erbarmungslos das Hohelied der Abschaltung gesungen und selbst vor der Diffamierung abtrünniger Sektenmitglieder nicht Halt gemacht. Sich in der Rolle eines Hohepriesters wähnend, erklärt Olaf Bandt als „BUND-Vorsitzender“:

„Die Forderungen nach einem Weiterbetrieb der deutschen Atomkraftwerke sind populistisch. Energie aus Atomkraft ist unsicher, unrentabel und unnötig. Wer angesichts der drohenden Gasengpässe behauptet, nur mit Atomkraft einen warmen Winter ermöglichen zu können, führt eine Scheindebatte und rechnet die Leistungsfähigkeit der AKW schön. Sowohl die Opposition als auch die Regierungsparteien stellen leichtfertig den vor elf Jahren von einem breiten Konsens getragenen gesamtgesellschaftlichen Vertrag zum Atomausstieg zur Disposition. Damit riskieren sie auch die Verlässlichkeit und Tragfähigkeit langfristiger politischer Entscheidungen in diesem Land. Einige Grüne Politker*innen stellen mit ihrer Öffnung für verlängerte Atomlaufzeiten den Gründungskonsens der Grünen in Frage.“ (Originalgetreu nebst Tippfehler bei „Politker*innen“)

Die Argumentation mit Unwahrheiten

Auch hier wird mit Unwahrheiten scheinargumentiert. Doch zuvor kommt die beliebte Cancel-Culture-Keule. Da „populistisch“ im Sektensprech gleichbedeutend ist mit „rechts“ gleich „nazi“, wird zum Einstieg jeder, der es auch nur wagt, am Heiligen Gral der Grünkirche zu zweifeln, prophylaktisch zum Nazi erklärt. Nachdem das erledigt ist, werden diverse Unwahrheiten behauptet:

Der Bannstrahl gegen Abtrünnige

Besonders hübsch in der Bandt’schen Orchestrierung ist dann noch der kirchenübliche Umgang mit Abtrünnigen. Sind die Ungläubigen bereits als „Nazi“ gebannt, trifft es nun die Häretiker. Hier muss Priester Bandt so viel Blut in den Kopf geschossen sein, dass er vor lauter Erregung sogar ein „i“ bei „Politiker“ unterschlug. Möge sein ewiger Bannstrahl nun also jene treffen, die es wagen, „den Gründungskonsens der Grünen in Frage“ zu stellen!

Wobei: „Gründungsmythos“ träfe es vermutlich besser. Denn nur und ausschließlich darum geht es: Um das gemeinsame Singen dummer Sektenlieder, intoniert von den holländischen „Bots“ im kollektiven Angstwahn gegen den bösen Satan Atom, den der Teufel Kapitalismus wider die göttliche Ordnung in die Welt der Menschen gesetzt hatte. In eine Welt, in der die Wissenschaft (die echte, nicht die gefühlte und dem Genderwahn-verfallene) mit der Nutzung der Kernenergie eben jener Urgewalt zu nahe gekommen ist, die im Innersten ihrer gequälten Seelen für die Grünsektierer der unantastbare und heilige Plan Gottes ist.

Nun zittern sie, die Hohepriester der Grünkirche, dass das Heilige Atom, dessen Abbetung ihnen Kraft und Sinn gegeben hat, doch noch sein Werk für das Wohl der Menschheit entfalten könnte. Das darf nicht sein – und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, lügen sie und fallen zurück in die Mechanismen der Heiligen Inquisition gegen Abtrünnige, wie dieses einst die christliche Kirche im Mittelalter tat.

Denn tatsächlich – es könnte sein, dass die Erkenntnis einer Wirklichkeit, die außerhalb der Kreise der sektiererischen Selbsterfüllung immer schon das Handeln bestimmt hat, die Grünkirche in sich erschüttern lässt.

So, wie der russische Überfall auf die Ukraine und die immer noch explodierende Menschheit weltweit jede Vorstellung einer durch Menschen erwirkten Änderung der Klimaentwicklung zu einer wirren Paradiesvorstellung werden lässt, so schaltet Putin mit dem Gas die Idiotie der energiepolitischen Selbstzerstörung der Bundesrepublik ab.

Doch weil Sektierer es zu allen Zeiten vorzogen, lieber selbstkasteiend in den Untergang zu ziehen, als ihren Glauben aufzugeben, werden sie auch jetzt alles daran setzen, mit der Monstranz des von ihnen auf dem Altar ihrer Selbstgefälligkeit abgeschalteten Atoms lieber die deutsche Wirtschaftsnation mit in den Niedergang zu nehmen, als Abbitte zu leisten für ein halbes Jahrhundert gezielter Volksverblödung. Sektierer können nicht anders. Sie konnten es noch nie – und sie werden es nie können.

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