Lehrer sind im Idealfall gute Pädagogen. Sie haben sich im Rahmen eines Studiums Wissen angeeignet und können es vermitteln. Lehrer sind aber meist keine guten Manager. Wären sie es, dann hätten sie womöglich nicht Pädagogik, sondern Betriebswirtschaftslehre oder ähnliches studiert. In unserem Schulsystem müssen Pädagogen aber häufig beides sein: Pädagogen und Manager. Insbesondere, wenn Pädagogen zu Schulleitern oder stellvertretenden Schulleitern berufen werden, denn dann dreht sich das Verhältnis um. Sie sind dann in erster Linie Manager und in zweiter Linie Pädagogen. Sie müssen sich um neue Lehrer, Vertretungsregelungen und das Schulessen kümmern; aber auch für eine gute IT-Ausstattung sorgen und deren Betreuung organisieren. Sie müssen sich mit ihrem Schulträger, meist der Kommune, auseinandersetzen, um die Instandhaltung, die Sanierung und die Erweiterung der Gebäude und Ausstattung zu erreichen. Und sie müssen sich mit dem Schulministerium und den Schulämtern über Personal und Inhalte auseinandersetzen. Eigentlich ist eine weiterführende Schule, sei es Gymnasium, Gesamt-, Real- oder Hauptschule, ein mittelständische Bildungsunternehmen, das aber leider oft unprofessionell gemanagt wird.
Dies liegt an der mangelnden Autonomie der Schule. Sie verfügt nicht über ein eigenes Budget, mit dem sie Personal- und Sachausgaben bezahlen könnte. Jeder öffentlichen Schule wird diese Aufgabe von der Kommune und dem Land abgenommen. Um die Mittelverwendung zu kontrollieren, regiert ein Schulministerium mit Rundschreiben, Erlassen und personeller Aufsicht in den Bezirksregierungen und Schulämtern meist bis in die einzelne Schule hinein. Fehlentscheidungen sind so vorprogrammiert, da das Land nicht individuell auf jede Schule eingehen kann. Aber auch Eigeninitiative wird so vor Ort untergraben und verhindert.
Gleichzeitig könnte über Bildungsgutscheine die Nachfrageseite gestärkt werden und Schüler und Eltern als Kunden verstanden werden. Doch in vielen Bundesländern existieren sogar Schuleinzugsbezirke, die die Auswahl der Schule zusätzlich erschweren.
Anders als im derzeitigen System würde so nicht nur Mittelmaß erzeugt, sondern größere Differenzierung würden möglich und damit die jeweiligen Talente zielgenauer gefördert werden. Ein besseres Management, bessere Pädagogen und eine bessere Mittelverwendung würden die eine Schule gegenüber der anderen attraktiver machen. Es würden Leuchttürme entstehen, an denen man sich orientieren könnte. Es würde sich ein Wettbewerb zum Guten entwickeln. Auch für die Lehrer wäre dies attraktiv. Sie könnten sich auf das konzentrieren, was sie gelernt haben und was sie eigentlich machen wollen: Kinder und Jugendliche bilden, erziehen und möglichst Vorbilder sein.
Beste Bildung ist auch eine Frage der Investitionen. In den letzten 10 Jahren sind die Bildungsausgaben relativ zur Wirtschaftsleistung allerdings nicht gestiegen, sondern sogar gefallen. Das ist ein Armutszeugnis für ein Land, das für seine Dichter und Denker, Tüftler und Techniker international gerühmt wird. Doch der Bildungserfolg ist nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch des effizienten Mitteleinsatzes. In der deutschen Bildungsbürokratie herrscht das Denken des Zentralismus. Computer und Software werden zentral bestellt und die Leistung beim Abitur über eine zentrale Prüfung abgefragt. Lehrer werden nicht nach Leistung bezahlt, können nicht entlassen werden und die Schulleitung hat keine disziplinarischen Möglichkeiten bei Minderleistung. Alles das führt dazu, dass Deutschland als Bildungsnation zurückfällt. Vielleicht sollte das Bildungsideal Wilhelm von Humboldts wieder eine stärkere Rolle spielen. Er sagte über die Rolle von Staat und Bildung: „Die Staatseinrichtung an sich ist nicht Zweck, sondern nur Mittel zur Bildung der Menschen.“