Als ich 2009 gemeinsam mit Norbert Tofall, Michael von Prollius und Thorsten Polleit in der FAZ in der Rubrik „Ordnung der Wirtschaft“ einen ganzseitigen Artikel unter der Überschrift „Die Überwindung der Krise durch gutes Geld“ platzieren konnte, und wir zur Überwindung der Finanzkrise einen Geldwettbewerb staatlicher und privater Währungen vorschlugen, war das für viele Leser schwere Kost. Viele hielten und halten das nach wie vor für eine verrückte Idee. Es ist doch so viel einfacher, immer nur mit einer Währung zu rechnen und zu bezahlen – egal was es kostet.
Als ich im Frühjahr 2011 bei einer Veranstaltung in Hamburg war, und einen Vortrag zur Überwindung der Euroschuldenkrise hielt, meldete sich im Anschluss der Diskussion Prof. Bernd Lucke, damals noch CDU-Mitglied, und sagte sinngemäß, es sei alles richtig, was ich zur Eurokrise gesagt hätte, aber den Passus mit dem Geldwettbewerb solle ich doch lieber weglassen, das sei nicht realistisch. Nun, ich habe seinen Rat anschließend nicht befolgt, sondern bin immer noch ein Freund der Hayekschen Idee des Geldwettbewerbs.
Entnationalisierung des Geldes
Der Wirtschaftsnobelpreisträger Friedrich August von Hayek hatte 1976 in seinem Buch „Die Entnationalisierung des Geldes“ vorgeschlagen, Geld wie jedes andere Gut zu behandeln und dem privaten Wettbewerb auszusetzen. Das erfordert, dass der Staat andere Währungen nicht diskriminiert, indem er sein eigenes Geld nicht mehr als gesetzliches Zahlungsmittel definiert und mit einem Annahmezwang verbindet. Wäre dies der Fall, dann würde das gute, also das knappe und werthaltige, Geld das schlechte, nämlich das staatliche und inflationäre, verdrängen oder zur Solidität zwingen. Denn niemand will dauerhaft schlechtes Geld behalten. Hayek glaubte, dass dadurch ein evolutorischer Übergang zu gutem Geld möglich sei, der sonst nur durch schwere ökonomische Verwerfungen gelingen kann. Denn jede klassische Währungsreform hat schwerwiegende Folgen für die Geldhalter, insbesondere dann, wenn die alte Währung am Ende ist.
Die Zeit mancher Idee kommt spät
Viel entscheidender sind derzeit jedoch die Übergangsprobleme, die bei den verschiedenen Lösungsvorschlägen meist keine Rolle spielen. Sie sollten jedoch in den Blick gerückt werden. Nicht nur die Frage der Target-Salden in den Zahlungsbilanzen der Notenbanken sind hier entscheidend, sondern auch die Forderungen von heimischen Bürgern und Unternehmen gegenüber Bürgern und Unternehmen im übrigen Euro-Raum. Sie müssten auf einen Schlag abgeschrieben und wertberichtigt werden, was viele wirtschaftlich nicht überleben würden.
Die Wurzel des Übels ist die ungedeckte Kreditausweitung
Der Begründer der Österreichischen Schule der Nationalökonomie Carl Menger war es, der 1883 den Methodenstreit mit Gustav von Schmoller, dem langjährigen Vorsitzenden des Vereins für Socialpolitik, führte. Schmoller vertrat die Auffassung, dass die Ökonomie quasi wie in der Naturwissenschaft durch die Beobachtung von Vorgängen zu einem Ergebnis kommen könne. Menger hielt das für falsch und behielt letztlich recht. Dennoch prägte Schmoller mit der „Historischen Schule“ über viele Jahrzehnte die Volkswirtschaftslehre und die entsprechenden Lehrstühle im deutschsprachigen Raum Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts – und vielleicht noch heute.
Wettbewerb als Entdeckungsverfahren
Wie es anders geht, hat Hayek dargelegt. Sein Modell startet nicht einen neuen Großversuch, sondern ermöglicht ein Entdeckungsverfahren im Kleinen. Einzelne gehen einen neuen Weg auf eigenes Risiko. Scheitern sie, dann verschwinden sie vom Markt. Haben sie Erfolg, dann finden sie Unterstützer, Nutzer und Nachahmer. Selbst staatliche Notenbanken werden dadurch gezwungen, gutes Geld zu produzieren, die Geldmenge also nicht übermäßig auszuweiten. Ansonsten steigen die Zinsen für die Nutzer des staatlichen Geldes, weil die Nachfrage danach sinkt und Alternativen genutzt werden. Nimmt die Regierung Kredit in dieser staatlichen Währung auf, muss sie so lange mehr Zinsen bezahlen, bis sie wieder eine seriöse Finanzpolitik macht. Ein Aufschieben der Anpassung kann nicht passieren, der Markt bestraft unsolides Handel sofort und entschlossen. Das hilft am Ende allen: Den Regierungen, die für solide Finanzen belohnt werden, und den Bürgern, die nicht mehr Gefangene eines währungspolitischen Großversuches sind.