Tichys Einblick
Olympia 2024

Neues deutsches Medaillen-Tief: Spiegelbild für den Zustand unseres Landes

Mit so wenig Edelmetall wie seit 72 Jahren nicht mehr in der Geschichte der Olympischen Spiele schnitten die deutschen Athleten ab. Ihre bescheidenen Ergebnisse trotz Trainingsfleißes zeigen, wie schlecht es um die Leistungsbereitschaft einer einst führenden Wirtschafts- und Sportnation bestellt ist.

picture alliance/dpa | Sven Hoppe

Ja, es waren schöne Spiele unterm Eiffelturm und an der Seine von Paris. Besonders schön für die USA, China oder Frankreich, doch viel weniger schön für Deutschland. Dabei erstrahlt Olympia nur alle vier Jahre als das Fest des Sports. Dafür trainieren die noch vorhandenen deutschen Spitzenathleten wie verrückt, opfern ihre Freizeit, aber es reicht lediglich für 33 Medaillen, so wenig wie seit 1952 nicht mehr in Deutschlands Olympiageschichte. In Tokio 2021 erkämpften deutsche Sportler noch 37 Medaillen. 2024 gewinnen 429 Athleten im Team D nur etwas mehr als ein Drittel des Edelmetalls von Barcelona vor 32 Jahren. Was für ein Niedergang.

Deutschlands Olympia-Bilanz von Paris 2024 mit 12 goldenen, 13 silbernen und 8 bronzenen Medaillen ist so schwach wie noch nie seit der Deutschen Einheit. 1992 erkämpfte Team D noch 82-mal Edelmetall

ARD und ZDF ficht das eklatante Formtief nicht an. Hurra: „Wir sind einstellig“, freut sich Sportschau-Kollegin Esther Sedlaczek noch am späten Samstagabend. Doch der Jubel hielt nur ein paar Stunden. Am Ende bleibt nur der zehnte Platz unter ferner liefen. Eine ARD-Radioreporterin framt aus dem dürftigen Abschneiden: „Das deutsche Team beendet die Olympischen Spiele von Paris unter den besten zehn Nationen im Medaillenspiegel.“ Dabei war früher „einstellig“ weit oben für Deutschland normal. Stattdessen liegen unsere kleinen holländischen Nachbarn mit 15 goldenen Medaillen vier Plätze vor uns auf sechs (siehe Tabelle unten).

Doch Deutschlands Spitzenathleten laufen, radeln, schwimmen, schießen, werfen, springen und rudern der Weltspitze wie selten zuvor meist nur noch hinterher. Das kann auch nicht der vergangene Medaillen-Freitag mit siebenmal Edelmetall übertünchen.

Bei den Olympischen Sommerspielen 1996 in den USA stellte Deutschland mit 65 Medaillen noch das drittbeste Team der Welt. Nach der deutschen Einheit errang Deutschland bei den Sommerspielen 1992 in Barcelona sogar 82-mal Gold, Silber, Bronze. Heute holt Team D nur noch 33-mal Edelmetall. Nur zum Vergleich: Die Insulaner aus dem kleinen Neuseeland erkämpfen sich mit 20 Medaillen Platz elf.

Selbst während des kleinen deutschen Zwischenhochs mit 44 Medaillen bei Olympia 2012 in London reichte es im weltweiten Ranking nur noch für Platz sechs. Bereits nach dem Krieg holten deutsche Sportler bei den Sommerspielen 1952 in Helsinki immerhin 24 Medaillen. Und wir wollen hier gar nicht erst die 142 Medaillen von DDR (102) und BRD (40) bei den Sommerspielen in Koreas Seoul 1988 ins Feld führen. Obendrein waren in Paris die Spitzenathleten der Sportnation Russland ausgeschlossen.

Früher zählten deutsche Sportler in der Leichtathletik bei den Wurfdisziplinen Kugel, Speer, Diskus und Hammer zur Weltspitze, heute sind sie meist nur noch Durchschnitt. Deutsche Kugelstoßer, welche Kugelstoßer? Team D hatte keine mehr bei Olympia. Udo Beyer, Oliver Sven-Buder, Ralf Bartels oder David Storl gibt’s nicht mehr. Dreisprung oder Hammerwurf der Frauen, wie jetzt? Darüber kann auch überraschendes Frauen-Gold im Kugelstoßen nicht hinwegtäuschen.

Der Speer erreicht wie der Diskus der Männer nur noch Platz sechs und der Männer-Hammer landet noch weiter hinten auf Platz zehn, weit von den Medaillen entfernt. Speer werfen heute Pakistani und Inder in der Welt voraus.

Überhaupt laufen unsere Leichtathleten seit Jahren dem Weltniveau hinterher. Die 4x100m-Staffel der Frauen mit Bronze erscheint wie eine Ausnahme. Stabhochsprung ist auch keine Domäne mehr. Weitspringerin Maleika Mihambo hüpft zu Silber statt zu Gold, und wird von den Mainstream-Medien gerne wegen ihres Migrationshintergrunds gefeiert – ihr Vater stammt aus Sansibar –, da fällt der flächendeckende Sporteinbruch nicht so sehr auf. Ausscheiden in Vorläufen und Halbfinals gehört zum deutschen Repertoire von Team D. Finalteilnahmen feiern Medien schon wie Medaillen.

Viel mehr Schatten als Licht bei Team Deutschland

Für einen Lichtblick kann zwar beim Schwimmen Olympiasieger Lukas Mertens (400 m Kraul) sorgen, aber für weitere Medaillen bei anderen Wettbewerben reicht es bei ihm dann nicht mehr. Zumindest rettet noch eine Randsportart mit Silber des Mixed-Teams im Bogenschießen die Ehre der deutschen Sportschützen, die früher Medaillen fest einplanen konnten.

Deutschen Fußball spielen bei Olympia nur noch die Damen, dafür gerne in den ladypink Trikots mit Regenbogenkapitänsbinde, das reicht für Bronze.

Die rudernde Goldflotte made in Germany ist nur noch ein Kapitel in der deutschen Sportgeschichte ebenso wie Franzi-van-Almsick-Festspiele in Olympias Schwimmbecken. Den deutschen „Magnum“ des Zehnkampfs Jürgen Hingsen gibt’s auch nicht mehr. Leon Neugebauer versucht es zwar, und ARD-Reporter trösten sich, er habe nicht Gold verloren, sondern Silber gewonnen. Auch ein Diskus-Titan wie Robert Harting, der sich für seinen Sport und Deutschland sogar sein Trikot zerreißt, bleibt eine Legende. Eine Medaillenschmiede wie im Fechten à la Tauber-Bischofsheim ist perdu, genauso wie große Flaute bei früher so erfolgreichen deutschen Seglern herrscht. Deutsche Turner firmieren bis auf eine Goldene in Rhythmischer Sportgymnastik meist unter ferner liefen. Ein neuer Fabian Hambüchen ist nicht in Sicht.

Heute kommentieren ARD-Reporter selbst bei einer deutschen Domäne wie dem Mannschaftsspringreiten „Platz fünf ist kein Weltuntergang“. In vier Jahren kann man es ja nochmal versuchen. Na gut, in Tokio 2021 reichte es nur zu Platz neun, das ist schon ein Fortschritt.
Immerhin kann Christian Kukuk mit seinem Einzelgold nach 28 Jahren im Springreiten die Delle noch ausbügeln.

Nur die Dressurreiter der deutschen Equipe sichern wie gewohnt Medaillen mit ihren Pferden und stellen mit Isabell Werth nun die erfolgreichste deutsche Olympionikin (14 Medaillen) aller Zeiten.

Beim Frauen-Rudern hingegen wird eine schwer errungene Bronzemedaille in ARD und ZDF wie einst eine „normale“ Goldene bejubelt. Lediglich mit einem Hoffnungslauf erreichte der sonst so erfolgreiche Deutschlandachter der Männer noch das Finale, wird dort zum ersten Mal nach 16 Jahren nur vierter, aber der ZDF-Reporter lobt die „tolle Leistung“. Im Einer kann wenigstens der dreimalige Weltmeister Oliver Zeidler mit Gold eine große Blamage vermeiden.

Bei Olympia in Sydney 2000 ruderten die Deutschen noch sechs Medaillen nach Hause (2 Gold, 1 Silber, 3 Bronze). Zumindest unsere paddelnde Kanu-Flotte fuhren in ihren pinken Kajaks noch Gold und Silber im Vierer bei Männern und Frauen sowie Gold im Männer-Zweier und Bronze im Frauen-Zweier ein.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt bei Team D

Immerhin rechnen Sportler aus Ost und West einmal mit den politischen Zaungästen bei Olympia ab. Die beiden Kajak-Olympiasieger Max Rendschmidt und Tom Liebscher-Lucz kritisierten Bundeskanzler Olaf Scholz bei dessen Besuch zu den Olympischen Spielen scharf: „Wichtig ist nicht, dass Politiker nur fürs nächste Wahlergebnis hier sind, sondern dass Familie und Freunde dasitzen“, stellte der Bonner Rendschmidt klar. „Er soll lieber Entscheidungen für den Sport treffen. Die Liebe zum Sport wird immer dann entdeckt, wenn es Medaillen gibt.“ Genauso ist es.

Sein Teamkollege aus dem Gold-Vierer, Liebscher-Lucz aus Dresden, redete bei Scholz’ Besuch im Stade nautique in Vaires-sur-Marne minutenlang auf den Kanzler ein. „Ich würde ihn gern nicht nur bei Olympia, sondern auch mal bei einer WM oder DM sehen. Stattdessen wird uns das Geld weiter gekürzt, wenn wir Erfolge feiern“, beklagte Liebscher-Lucz.

Doch damit die Bilanz nicht ganz so düster ausfällt, sollten wir uns wenigstens noch an den Erfolgen unserer deutschen Handballer um Bundestrainer Alfred Gislason erfreuen und auch die Hockeyspieler einschließen, selbst wenn es für beide nur mit Silber endete. Sport frei!

Qualität kommt von quälen, aber nicht mehr in Deutschland

Doch wer will sich in Deutschland noch quälen, wo Work-Life-Balance wichtiger wird als Arbeit und Leistung? Nicht nur im Sport kommt Qualität von quälen. Außerdem soll es im einstigen Land der Ingenieure, Dichter und Denker möglichst keine Zensuren oder Kopfnoten mehr geben, wenn es nach rot-grünen Transformatoren geht. Kinderfußball wird ohne Ergebnisse gespielt. Im DFB-Jugendbereich bis zur U11 schaffen die rot-grünen Ideologen Tore und Titel ganz ab. Stattdessen sollen Spiele ohne Ergebnis eingetragen werden und so wird es damit keinen Meister mehr geben.

Selbst die Bundesjugendspiele finden seit diesem Jahr nur noch „als bewegungsorientierter Wettbewerb“ und nicht mehr „als leistungsorientierter Wettkampf“ statt. Bundesjugendspiele ohne Sieger – das ist der neue rot-grüne Schulsport für Deutschlands Schüler. „Endlich!“, jubelt die SPD-nahe Lehrergewerkschaft GEW darüber.

So viel Gleichmacherei und Leistungsfeindlichkeit gab es nicht einmal in den sozialistischen Staaten, dort setzte man auf Leistungssport und Leistung in der Schule. Und ja, um es auch gleich noch zu sagen, ebenso auf Staatsdoping, das der Westen aber mit Privatdoping konterte. Leistung soll sich heute jedoch nicht mehr lohnen. Wundert Sie der wirtschaftliche und sportliche Abstieg Deutschlands noch?

Deutschland ist der kranke Mann und für die Woken die kranke Frau Europas. Der Niedergang manifestiert sich in Zahlen und Fakten: steigende Arbeitslosenzahlen im Sommer, wo doch angeblich Facharbeiter gefragt sind. Die Baubranche bricht ein, wo wir doch unter Wohnungsmangel leiden. In der deutschen Kernindustrie für Automobile und ihre Zulieferer gibt es Massenentlassungen, teuren Stromimport bedeutet die grüne Energiewende. Das Verkehrsnetz ist marode, die Deutsche Bummelbahn fährt so unpünktlich wie noch nie und auch der deutsche Frohsinns-Indikator „Bierabsatz“ bricht im Land des Reinheitsgebots beim Gerstensaft dramatisch ein.

Der olympische Sport oder die mangelhaften deutschen Leistungen im Nationalsport Fußball spiegeln nur die gesellschaftliche Lage wider. Es geht ans Eingemachte selbst beim Nationalgetränk Bier. Der Absatz ist Mitte des Jahres um rund 26 Millionen Liter gesunken. Sogar bei der Fußball-EM blieb der Bierabsatz im Mai (-1,0 Prozent) und Juni (-11,2 Prozent) weit hinter den Erwartungen der Brauereien zurück.

Die Fußball-Europameisterschaft war trotz eines guten Spiels der Deutschen gegen Spanien ein Desaster. Schwarz-rot-goldene Fahnen waren ohnehin weder bei der Berliner Polizei noch bei den Fans, laut grüner und linker Politiker, erwünscht. Das Sommermärchen erfanden nur die journalistischen Aktivisten in Presse, Funk und Fernsehen.

Deutschlands Wirtschaft wie Sport längst ohne Glanz

Doch das Medaillentief bei Olympia 2024 in Paris und die schwachen Leistungen von Team Deutschland folgen unerbittlich. Alles untrügliche Zeichen für den Niedergang einer einst führenden Wirtschaftsnation. Die Party ist dank grüner Transformation vorbei, die gute Laune dahin und die Aussichten düster – siehe Grafik.

Wie weit die spätrömische Dekadenz und Wokeness des Westens fortgeschritten ist, zeigen die Olympischen Spiele von Paris 2024 auch nach der Eröffnungsfeier. Dort darf im Boxen ein algerischer Mann, der in seinem Pass als Frau eingetragen ist, eine italienische Boxerin regelrecht verprügeln. Der skandalöse Kampf musste nach nur 46 Sekunden sowie Verletzungen der Italienerin abgebrochen werden.

Ein ZDF-Reporter redet den offensichtlichen Geschlechterfake schön: „Sie ist“, also der algerische Boxer, „allenfalls intersexuell“. Algeriens Boxer Iman Khelif dekoriert mit Gold hat ja nur XY-Chromosomen wie ein Mann. Zudem berichten die deutschen Einheitsmedien von ARD und ZDF bis Springers Welt zunächst über den Männervorfall im Frauenboxen nicht. Zu viel Testosteron scheint für sie kein Problem. Genauso wenig, wie sie Dramatik und Ursachen des olympischen Abstiegs von Team Deutschland wahrhaben wollen – weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Wird schon wieder.

Ab und zu stirbt jedoch die Hoffnung zuletzt. Ausgerechnet die umstrittene Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), die unsere Gesellschaft spaltet, plädiert jetzt für eine Olympiabewerbung Deutschlands zu den Spielen im Jahr 2040. „Wir wollen die großen Chancen nutzen, die Olympische Spiele für unseren Zusammenhalt, für unsere Wirtschaft und den Sport bieten“, verbreitet Faeser in Paris dem offensichtlichen Niedergang zum Trotz. Es klingt wie das Pfeifen im Walde. Auf die „Volksabstimmungen“ in den rot-grünen Bewerberstädten wie Berlin, Hamburg, Leipzig, München oder Ruhrgebiet für die Spiele sollten wir jetzt schon gespannt sein.

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