Die Weltmeisterschaft endete mit einem spannenden Finale und einer faszinierenden wie hochmodernen Abschlussveranstaltung im größten WM-Stadion Lusail Iconic mitten in der Wüste bei Doha. Das konnte die öffentlich-rechtlichen Dauernörgler jedoch nicht davon abhalten, selbst vor dem Endspiel den Austragungsort der FIFA-Weltmeisterschaft sowie das Gastgeberland Katar weiter schlecht zu reden. Sicher gibt es im Orient Menschrechts- und Demokratieprobleme, zudem starben Gastarbeiter beim Bau der Stadien, doch die positiven Seiten des Sportereignisses kehrten politische wie journalistische Empörer lieber regelmäßig unter den Tisch.
Ein WM-Stadion aus 974 Containern wird schon abgebaut
Doch entgegen allem deutschen Gemecker haben die Kataris für ihre Stadien nach der erfolgreichen WM nachhaltige Pläne entwickelt. Drei der acht Arenen sind nach dem Achtelfinale nicht mehr Austragungsstätte von Spielen.
Wie zum Beispiel im Fall des Ras-Abu-Aboud-Stadions, das die Gastgeber zu großen Teilen aus Standard-Schiffscontainern errichten ließen. Der Sportpalast ist ein attraktiver Blickfang und gleichzeitig Symbol für eine gut durchdachte Stadion-Bauweise – fertig gestellt am 20. November 2021. Offiziell listeten die Veranstalter die Arena unter Stadion 974, denn es besteht aus 974 Containern und 974 ist obendrein die internationale Vorwahl für Katar.
Der pfiffige Plan für die Sportanlage mit 40.000 Plätzen stammt von spanischen Architekten des Büros Fenwick Iribarren, die dem Stadion nicht nur einen zeitgeistigen Container-Look verpassten, sondern es tatsächlich modular aus Containern bauen ließen.
Bereits am Dienstagmorgen des 6. Dezember, wurden rund um das Stadion mit seinen 974 Containern schon sämtliche Planen und Gitter zur U-Bahn-Linie abgebaut, zahlreiche Bauarbeiter räumten und werkelten auf dem Vorplatz.
Rund zwölf Stunden vorher hatte hier noch Brasilien mit 4:1 gegen Südkorea gewonnen. Nach diesem letzten WM-Spiel im Ras-Abu-Stadion begann daher die Demontage, um die Arena bei Bedarf anderenorts wieder aufzubauen. Falls in Deutschland neuerdings wieder mal vieles technisch nicht klappt, könnte der DFB eine Stadion-Container-Miete für die Fußballeuropameisterschaft 2024 schon mal vorsorglich anmelden.
Goldene WM-Arena mutiert zu einem Stadtteilprojekt
Damit nicht genug: Noch mehr Nachhaltigkeit bietet die WM-Krone und der Ort des tollen Finales zwischen Argentinien und Frankreich – das „Lusail-Iconic-Stadium“.
Denn Lusail City ist eine am Reißbrett entworfene nachhaltige Stadt 20 Kilometer nördlich von Doha. Dort bauten die Gastgeber das schönste Stadion der WM. Künftig sollen hier rund 200.000 Menschen einmal leben. Die Fertigstellung erwarten die Stadtplaner nach 2030.
Am 9. September fand die Einweihung des offiziell 88.500 Zuschauer fassenden Stadions statt. Zu diesem Anlass im neugebauten Lusail-Iconic-Stadium organisierten die Kataris den Lusail Super Cup, bei dem im Rahmen eines Freundschaftsspiels der Meister der saudi-arabischen Pro League auf den Sieger der ägyptischen Premier League traf.
Wegen Barrieren, Werbebanden sowie Sicherheitsauflagen durften zur WM 2022 jedoch nur 80.000 Zuschauer ins architektonisch anspruchsvolle Stadion strömen.
Der prächtige Neubau thront im Herzen der neuen Planstadt Lusail City von Doha und verbindet arabische Tradition mit modernster Technik. Das Design des Lusail-Iconic-Stadions erinnert mit seiner filigranen goldfarbenen Fassade an die arabische Handwerkskunst und die klassischen Fanar-Laternen des Orients. Dazu ließen die Architekten schüsselähnliche Elemente einbauen. Obendrein lässt ein Zusammenspiel von Licht und Schatten die traditionellen Laternen darstellen und bei Nacht in verschiedenen Farben leuchten. Angestrahlt wird die Arena mit einem Lichtsystem, das die goldene Erscheinung der Fassade untermalt.
Nachhaltiger wie architektonischer Glanzpunkt der WM
Verantwortlich für die Gestaltung und Bau zeichnete eines der bekanntesten Architektur-Büros der Welt „Foster+Partner“. Das britische Unternehmen wurde von Norman Foster gegründet. Zu den berühmtesten Aufträgen der Londoner Architekten zählen die Neugestaltung des Berliner Reichstags, der Bau des Millau-Viadukts in Südfrankreich, der Apple Park in Kalifornien sowie die Neugestaltung des Londoner Wembley-Stadions. Kaum beachtet in Deutschland blieb die Leistung eines deutschen Unternehmens:
Das deutsche Büro von AS+P Albert Speer + Partner GmbH, hervorgegangen aus dem Architektur- und Städtebauunternehmen von Albert Speer, hat die Bewerbungsunterlagen Katars für die FIFA Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2022 erarbeitet. Auf den mehr als 700 Seiten des Bewerbungsdokuments und in weiteren Anlagenbänden wurden das WM Konzept mit den Themen Beherbergung, Verkehr, Trainingsstädten, Stadien und anderer bewerbungsrelevanter Themen dargestellt. Insbesondere das Klimatisierungskonzept ist ursprünglich in Frankfurt erarbeitet worden. Das WM Konzept zeichnet sich durch eine sehr innovative kompakte Anordnung der Spiel- und Trainingsstätten, der Mannschaftsquartiere, Fan Hotels und FIFA Tagungsorte aus, und die Funktionsfähigkeit wurde tatsächlich bewiesen: Alles klappte in Katar. Die ästhetische Erscheinung der Stadien sind an für Katar prägende Motive angelehnt und sollten die Vielfalt des Landes symbolisieren – ein Konzept, das dann umgesetzt wurde und dessen Projektskizzen eine Vorwegnahme der tatsächlichen Bauten ist. Allerdings wurde die Speer-Gruppe nicht an der Umsetzung der Pläne beteiligt und so geriet das Konzept in Vergessenheit, weil die deutsche Politik sich auf den Konflikt mit dem Land konzentrierte statt die eigene Leistung mit darzustellen. Auch das heutige Planungsbüro will nicht gerne damit in Verbindung gebracht werden: Offensichtlich fürchtet man den publizistischen Gegenwind bei künftigen Aufträgen, statt auf die Leistung stolz zu sein. Wem der eigene Erfolg aus politischen Gründen peinlich ist kann damit die eigene Leistung vergeigen. Oder besteht damit sogar ein heimlicher Zwang zum canceln? Katar wurde der Umgang mit ausländischen Arbeitern angelastet. Fürchtet das Büro damit in Verbindung gebracht zu werden, dass Albert Speers Vater immerhin Hitlers Rüstungsminister war und auch für den Einsatz von Fremdarbeitern bei den Nürnberger Prozessen zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt wurde?
Im April 2017 begannen die Bauarbeiten zu Erstellung des Stadionkomplexes. Kosten am Ende offiziell 662 Millionen US-Dollar und mit dem Drumherum knapp eine Milliarde. Zehn WM-Spiele fanden hier statt, darunter das erste in dieser Arena mit der sensationellen Niederlage des späteren Weltmeisters Argentinien mit 1:2 gegen Saudi-Arabien.
Lusail-Iconic ist ein nachhaltiges Stadion
Zwar ist die Arena des Finales wie alle Stadien der WM 2022 klimatisiert, damit die um diese Jahreszeit rund 40 Grad Celsius warme Außenluft auf 27 Grad heruntergekühlt wird. Doch rund um das Stadion ließen die Londoner Architekten viele Sonnenkollektoren auf den Dächern der Parkhäuser und anderer Einrichtungen installieren, um die Klimaanlagen mit nachhaltiger Solarenergie zu versorgen. Finden keine Veranstaltungen statt, wird der erzeugte Strom an die Häuser in der näheren Umgebung weitergeleitet.
Darüber müssten sich in Deutschland selbst die Grünen freuen, jedoch ließen sie in Tateinheit mit den öffentlich-rechtlichen von ARD und ZDF stets kein gutes Haar an der erfolgreichen Weltmeisterschaft in Katar.
Im Gegensatz dazu gefiel FIFA-Generalsekretärin Fatma Samoura am Endspielstadion besonders, „dass die Kultur der Region sich im Lusail Stadium und anderen Entwürfen niederschlägt“, und „die Fußballfans aus aller Welt die Kultur und Geschichte der Region entdecken.“
Da das große Lusail-Iconic-Stadion nach der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2022 nicht mehr für den Sport gebraucht wird, sollen, wie auch aus anderen Stadien bekannt, ein Großteil der Sitzschalen abmontiert und an andere Sportprojekte im Ausland gespendet werden. Dieser solidarische und nachhaltige Gedanke ist den meisten Westjournalisten bislang noch nicht über die Lippen gekommen.
Schließlich hat sich Katar für die gesamte Planstadt Lusail City grüne Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. So sollen die Grünflächen ausschließlich mit recyceltem Wasser bewässert werden. Zudem befindet sich das Lusail-Iconic-Stadion direkt neben einer Haltestelle der Doha Metro und ist somit leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.
Nach der Weltmeisterschaft wird die Sportanlage sogar umgebaut. Doha will die Final-Arena in eine Gemeinschaftszone für die Stadt Lusail mit Gesundheitszentren, Cafés, Schulen und Sporteinrichtungen umwandeln. Dafür müssen die meisten der Zuschauerplätze entfernt werden, um Platz für die neuen Bauten und Sportprojekte zu schaffen. Somit stellt das Endspielstadion eine Analogie zur Lusail City dar, denn auch diese ist am Reißbrett entworfen und die Infrastruktur wird auf 35 Quadratkilometer stetig ausgebaut.
Zum Abschluss ist Messi auch noch WM-Rekordspieler
Bei der WM erlebten rund 80.000 Zuschauer und zwei Milliarden an den Bildschirmen am 18. Dezember im Lusail-Iconic-Stadion das spannende Finale der FIFA-Fußballweltmeisterschaft zwischen Argentinien und Frankreich, das die Südamerikaner mit 7:5 nach Elfmeterschießen verdient gewannen.
Nach dem Endspiel gab es nicht nur einen neuen Weltmeister mit Argentinien, sondern auch einen neuen Weltrekordspieler. Der überragende Akteur der WM 2022, der 35-jährige Lionel Messi, übertraf in seinem letzten Spiel für Argentinien den bisherigen Einsatzrekord von Lothar Matthäus mit 25 Spielen um ein weiteres. Messi stand zum Ende seiner Karriere 26 Mal auf einem WM-Rasen.