Tichys Einblick
Warum keine Asyleinwanderer als Pflegekräfte?

Jens Spahn wirbt Pflegekräfte in Mexiko an

Statt in Deutschland vom Sozialsystem alimentierte Asylbewerber zu qualifizieren, schaut sich der Gesundheitsminister lieber im Ausland nach Abhilfe um.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Im Rahmen der Uebergabe der Einladungsschreiben an mexikanische Ausbilder von Pflegepersonal zu einer Seminarreise nach Deutschland. Mexiko-stadt, 20.09.2019.

imago images / photothek

Was macht Deutschland, wenn Personalmangel in Pflegeheimen herrscht? Start einer Qualifizierungskampagne für geflüchtete Asylbewerber? Ach was, wozu, die haben doch sowieso keine Lust dazu! Die Regierenden holen lieber willige Pflegekräfte aus dem fernen Mexiko oder den Philippinen nach Deutschland.

Das ist kein Witz, sondern politische Realität. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), von Hause aus eigentlich ein Konservativer, geht wie die gesamte Regierung unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht den Weg der Vernunft, sondern den, der in den verbleibenden zwei Amtsjahren am wenigsten Ärger macht und zudem vom linksgrünen Medientross beklatscht wird. Denn es ist der bequeme Weg, anderen Ländern Fachkräfte abzuwerben und sie schnell für deutsche Standards nach zu qualifizieren.

Im fernen Mexiko beklagt dieser Tage Spahn das Fehlen von 50.000 bis 80.000 Pflegekräften in Deutschland. Alles offene Stellen, die nicht besetzt werden könnten, weil der Markt leergefegt sei. „Ich freue mich über jede Pflegekraft, die kommt“, lockt Spahn in Mexiko-Stadt. Deutschland könne ja so viele Arbeitskräfte gebrauchen. Hunderte, Tausende, die alle gerne als Helfer fürs Gesundheitssystem kommen sollen.

Für einen schnellen Zuzug nach Deutschland unterschrieb Spahn in Mexiko eine Absichtserklärung mit der Deutsch-Mexikanischen Handelskammer CAMEXA. Sie soll die Anwerbung der Pflegekräfte unter einer zu gründenden Dachgesellschaft steuern, die Anerkennung der Ausbildung großzügig handhaben und die Visa-Ausstellung im Schnellverfahren vereinfachen. Das alles läuft natürlich unter dem guten Label Entwicklungshilfe.

Warum nicht arbeitslose Jugendliche Europas qualifizieren?

Die positive und nicht nachdenkende Presse ist Spahn sicher. Entwicklungshilfe gilt immer als gut. Statt in Deutschland vom Sozialsystem alimentierte Asylbewerber zu qualifizieren, damit sie endlich einen Beitrag für ihr großzügiges Gastgeberland leisten, schaut sich der Gesundheitsminister lieber im Ausland nach Abhilfe um. Im Kosovo und auf den Philippinen hat sein Ministerium dieses Jahr bereits entsprechende Anwerbeabkommen unterzeichnet.

Potentielle Arbeitskräfte in Europa spielen für Merkels Kabinettsmitglieder scheinbar keine Rolle mehr. Dabei grassiert in Ländern wie Griechenland, Spanien, Italien, Kroatien, Portugal und selbst Frankreich eine extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit – allein in Griechenland bis zu 39,6 Prozent. Wieso kann man nicht die heimische, europäische Jugend an medizinische Pflegeberufe heranführen und dafür qualifizieren? Was ist los in Deutschland und Europa?

Wo bleibt der Qualifikationsdruck auf Europas Asyleinwanderer?

Viel mehr noch: Warum gibt es keinen Qualifikationsdruck auf die Millionen Asylbewerber in Europa, die nicht wieder zurück und angeblich hier arbeiten wollen? Allein nach Deutschland sind von 2014 bis zum Juli 2019 laut Statista exakt 1.933.797 Asyleinwanderer geströmt. Noch in diesem Jahr wird wohl die Zwei-Millionen-Grenze von den Asyleinwanderern überschritten. Kosten für den Steuerzahler sowie das Verwaltungs- und Sozialsystem in Bund, Ländern und Kommunen: 30 Milliarden Euro jährlich. Obendrein sind dreiviertel aller Syrer von der Hartz-IV-Versorgung abhängig. Das musste die Bundesagentur für Arbeit auf eine Anfrage eines AfD-Bundestagsabgeordneten jetzt mitteilen: Denn es seien exakt 74,9 Prozent der Syrer ganz oder teilweise auf Hartz IV angewiesen.
Die Frage vieler Bürger ist also berechtigt: Wann leisten die Hunderttausenden von Gästen im besten Sozialsystem der Welt endlich etwas für ihr Gastgeberland?

Bundesregierung nur noch ein Witz

Bundesgesundheitsminister Spahn scheint das nicht zu interessieren. Schließlich bekommt er für sein Ausländer-Anwerbeprogramm sogar noch die Rückendeckung der weichgespülten Lenor-Partei von CSU-Chef Markus Söder. Sein Landesgruppenchef Alexander Dobrindt (CSU) übt sich jedenfalls in Unions-Solidarität: „Wir unterstützen die Initiative von Jens Spahn, um qualifizierte Pflegekräfte zu gewinnen.“ Sie sei ja auch ein Förderprogramm für die Ausbildung in der Welt.

Na klar, Ausbildung von arbeitslosen Jugendlichen und Asyleinwanderern in Europa macht ja keinen Sinn, sondern nur Mühe. Interessant war jedoch Dobrindts Bemerkung am Ende: Man müsse ja auch Pflege-Kräfte gewinnen, „die diesen Beruf auch ausüben wollen.“ Damit deutet er nur an, was unter Unionsabgeordneten durch Hinweise aus Handwerker- und Unternehmerkreisen schon länger die Runde macht: Asylbewerber drängt es nicht in hart arbeitende Berufe – schon gar nicht in die Pflege.

Merkel, Spahn und Co. müssen sich also nicht wundern, wenn ihre Politik immer mehr zur Lachnummer verkommt. Selbst TV-Schnösel und Porsche-Werber Klaas Heufer-Umlauf macht sich jetzt in seiner Montagabendshow darüber lustig: Jens Spahn wolle angeblich sogar 200.000 Mexikaner zu uns rüber holen, damit die bei uns in der Pflege arbeiten. „Da bekommt der Spruch „Finger im Po, Mexiko“ eine ganz andere Bedeutung“, feixt der wohl situierte TV-Clown.

Was er dabei gerne vergisst: Die Steuerzahler bezahlen die Party der Bundesregierung.

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