Tichys Einblick
Fußball-Nationalmannschaft

Der DFB hat gelernt – Die Kapitänsbinde soll wieder Schwarz-Rot-Gold werden

Der Deutsche Fußball-Bund hat offensichtlich Lehren aus seiner blamablen Politikposse bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar gezogen. Lächerliche Gesten und Regenbogen-Binden sollen wohl der Vergangenheit angehören. Die Fangemeinde darf gespannt sein, wie lange dieses Bekenntnis zu Deutschland hält.

Kapitänsbinde am Arm von Philipp Lahm beim Länderspiel gegen Bosnien am 03.06.2010

IMAGO / DeFodi

Gut hundert Tage nach dem katastrophalen Ausscheiden Deutschlands bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar, scheinen die zum Teil neuen DFB-Verantwortlichen halbwegs zur Vernunft gekommen zu sein. Vor den am Samstag und Dienstag anstehenden Testspielen gegen Peru und Belgien will die deutsche Nationalmannschaft sich mit neuen, besser altbekannten Gesichtern zeigen. Als Gastgeber der Europameisterschaft 2024 muss sich Deutschland nicht qualifizieren, aber neue Spieler auf dem Rasen testen. Damit nicht genug: Ab sofort wird der 28-jährige Spielführer Joshua Kimmich wieder mit klassischer Kapitäns-Binde in Schwarz-Rot-Gold auflaufen. Regenbogen- und One-Love-Binden bleiben im Schrank.

Der größte Sportfachverband mit seinen rund sieben Millionen Mitgliedern geht so auf die Empfehlung des neuen Sportdirektors Rudi Völler ein. Der 62-jährige Ex-Nationalstürmer hatte vorgeschlagen: „Wir sollten mit einer Kapitänsbinde in den Deutschland-Farben auflaufen. Ich verstehe zwar, dass man ab und zu ein Zeichen setzen muss. Aber jetzt geht es wieder um Fußball.“ Aha. Das hätte der DFB-Präsident und SPD-Politiker Bernd Neuendorf lieber beachten sollen, bevor er seine Elf bei der Weltmeisterschaft in Katar in einen Politzirkus verwandelte.

Zunächst schien es nach der WM-Blamage nicht so, als ob die DFB-Führung um Neuendorf etwas substanziell ändern wollte. Schließlich durfte sogar der Verlierertrainer Hansi Flick Bundescoach bleiben, nur Sportdirektor Oliver Bierhoff musste endlich gehen.

Doch das heftige Echo in der deutschen Fangemeinde hat wohl selbst den SPD-Politiker Neuendorf an der DFB-Spitze zu Recht hart getroffen. Eine Person des Vertrauens musste her. Weil das Image des DFB und seiner Nationalelf völlig ramponiert war, konnte der Verband in letzter Sekunde noch einen Hoffnungsträger für das Management gewinnen – wenn auch nur für kurze Zeit.

Schließlich gibt es „nur ein’ Rudi Völler“. Die Berufung von Bayer Leverkusens Manager als neuen DFB-Sportdirektor sollten wir daher mit Blick auf die kommende Heim-EM 2024 lediglich als akute Rettungsmission betrachten. Völler muss dem Team wieder schnell einen neuen Geist einhauchen, der darf jetzt auch wieder Schwarz-Rot-Gold sein.

Neue Hoffnung? Weniger Politik, mehr Sport

Denn schon die Umbenennung in „Die Mannschaft“ – eine Idee von Ex-Kanzlerin Dr. Angela Dorothea Merkel (CDU) – kam bei den Fans überhaupt nicht an. DFB-Vize Hermann Winkler wies schon im Juni 2022 im TE-Interview daraufhin: Er fände „eine treffende Bezeichnung wie ‚Deutsche Fußballnationalmannschaft‘ gut“. Winkler sprach offen aus, was Millionen Fußballanhänger dachten: „Der Name ‚Die Mannschaft‘ kam bei den Fans nie richtig an.“ Mehr noch: „Die Fans konnten sich nicht mehr wie früher mit ihren deutschen Nationalspielern identifizieren.“

Die Wiederausrichtung der DFB-Kicker auf ihre deutsche Heimat findet der Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes Winkler daher völlig richtig. „Rudi Völler setzt einen guten Kurs“, betont der Verbandsmanager jetzt im Gespräch mit Tichys Einblick. „Wir können den Stolz auf unser Land auch mit Schwarz-Rot-Gold auf der Kapitänsbinde zeigen.“ Das schaffe die wichtige Verbindung mit den deutschen Fußballfans.

Natürlich sei Sport mitunter politisch, räumt Winkler ein. „Aber entscheidend ist auf dem Platz immer die Leistung.“ Denn: „Zeichen kann man auch mit guten sportlichen Ergebnissen setzen.“

Weniger Politik, mehr Sport, könnte künftig das Motto lauten. Na, die Hoffnung jedenfalls stirbt zuletzt.

Letztlich war doch die Hauptursache für die erneute Blamage bei einer WM nach Russland 2018 und nun Katar 2022 eine erzwungene SPD-Politik für Spieler wie Funktionäre. Eingefleischte Sozialdemokraten wie DFB-Präsident Bernd Neuendorf, Bundesinnenministerin Nancy Faeser mit One-Love-Binde am Oberarm in Katar als Zuschauerin oder SPD-Anhänger Leon Goretzka als Spieler setzten die Nationalelf gegen den Widerstand in den eigenen Reihen unter Druck. Bayern-Profi Goretzka, schon seit einiger Zeit für die SPD aktiv, hatte den Plan für die peinliche Mund-zu-halte-Posse mit professioneller Hilfe ausgeheckt.

Das Ergebnis: erneutes, blamables Ausscheiden in der Vorrunde für die frühere Turniermannschaft, vernichtende Kritik und Vertrauensentzug durch die deutsche Fangemeinde.

So wurde „Diversity Wins“ zu „Diversity Loses“. Diversität gewinnt, so lautete 2022 die politische WM-Botschaft auf dem Rumpf des DFB-Fliegers der Fanhansa. Denn der Deutsche Fußballbund ließ seine Kicker vor allem als politische Botschafter für die Bewegung von Schwulen, Lesben und Transsexuellen bei der WM in Katar auftreten. Balltreten war für sie offensichtlich nicht mehr „entscheidend auf’m Platz“. Was zu beweisen war – q.e.d.

Doch wird es jetzt besser? Die Anzahl der leeren Sitze in den Stadien von Mainz und Köln an den kommenden Spieltagen könnten einen ersten Hinweis darauf geben. 

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