Es war ein wirklich schöner kulinarischer Termin. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) lud am Montag, dem 12. Juni ihre sechsköpfige „Berichterstattergruppe Bürgerräte“ zu einem Dinner in ihre noble Berliner Dienstvilla ein. Ein frisch eingesetzter Bürgerrat soll sich in nächster Zeit um die künftige Ernährung der Deutschen kümmern. Immerhin hatte sich die Berichterstattergruppe bereits mehr als zehn Mal getroffen. Warum also nicht einmal bei Speis und Trank ein geselliges Beisammensein?
Pikante Details dazu, die Bundestagsmitarbeiter Tichys Einblick berichten, lesen Sie weiter unten. Aber Sie ahnen es schon, es geht uns wohl ans geliebte Fleisch, an Süßigkeiten, Salz im Vollkornbrot und vieles mehr. Alles andere wäre illusorisch, wenn Grüne im Bundestag einen Beschluss für einen Bürgerrat zu „Ernährung im Wandel“ durchdrücken – mit willfähriger Hilfe von SPD, FDP und Linken.
Eine exquisite Parlamentariergruppe wird diesen Ratsprozess nun begleiten. Wir können schon eins vorweg verraten: Fast alle Gäste aßen beim Empfang in der Residenz der Bundestagspräsidentin gerne und mächtig viel Fleisch statt Vegetarisches, selbst wenn ihre Parteien wie Grüne, SPD und Linke dem Volk oft das Gegenteil predigen.
Ohnehin ist das gesellschaftliche Klima am Esstisch durch grünen Dirigismus derzeit ziemlich verdorben. Vor allem der grüne Landwirtschaftsminister Cem Özdemir will bis auf unsere Teller regieren und noch mehr vegane Gerichte in Kantinen auftischen. Er möchte das Volk mit seiner Ernährungsstrategie zum Fleischverzicht drängen. Zudem findet Özdemir auch noch: „Weniger Fleisch zu essen, wäre ein Beitrag gegen Putin.“ Und natürlich auch gegen den Klimawandel.
Solche Sottisen hätte auch das sozialistische Lager vor 35 Jahren gerne zum Besten gegeben.
Obendrein warnt Özdemirs füllige Grünen-Chefin Ricarda Lang, wohl aus eigener Jugenderfahrung wörtlich vor Werbung, die Kinder wahrnehmen, „für Süßigkeiten, Snacks und Fastfood, für ungesundes Essen“. Sie will jetzt „verhindern, dass es langfristigen Einfluss auf die Kinder hat“. Soso.
Wenigstens ARD-Kabarettist Dieter Nuhr, der über die gut genährte Grüne bislang keine Witze gemacht hatte, gestand daraufhin in einer Talkshow: „Aber wenn Ricarda Lang sich hinstellt und uns versucht, als Volk sozusagen in Ernährungsfragen pädagogisch zu betreuen, da bekomme ich Zweifel, ob ich es mit einem Experten zu tun habe.“
Wasser statt Wein, das ist Rot-Rot-Grünen nicht fein
Doch solche Zweifel halten die Grünen nicht ab, wie beim Heizungsgesetz, bei der Transformation von Menschen beim Essen weiter voll durchzuziehen. Umso erstaunlicher ist es, wenn grüne, rote, und linke Umerzieher dann bei abendlichen Terminen frei nach dem Motto leben: Dem Volk Wasser predigen, aber selbst lieber Wein trinken. Ja, so trug es sich zu, an jenem Montagabend in der Dienstvilla der Bundestagspräsidentin.
Doch wie kam es zu diesem parlamentarischen Abend der Begegnung der (unheimlichen) Ernährungsart? Bärbel Bas klärt auf: „Die Berichterstatter der Fraktionen beobachten den gesamten Bürgerrat-Prozess und können Hinweise darauf geben, wie die Ergebnisse gestaltet sein müssen, damit der Bundestag gut damit arbeiten kann.“
Am 10. Mai 2023 fasste der Bundestag den Einsetzungsbeschluss des Bürgerrates „Ernährung im Wandel: Zwischen Privatangelegenheit und staatlichen Aufgaben“ auf Druck der Grünen in der Ampel. Der Titel suggeriert schon, dass was wir künftig essen sollen, wohl demnächst nicht mehr unsere Privatsache ist. Kein Wunder, wenn man auf die Initiatoren blickt.
Einem gemeinsamen Antrag von SPD (189 ja), Die Grünen (106 ja), FDP (76 ja, 7 Enthaltungen) und Die Linke (30 ja) stimmten in namentlicher Abstimmung weitgehend einheitlich 402 Abgeordnete zu. 251 Parlamentarier votierten gegen die Vorlage, 12 enthielten sich.
Linke als Ernährungskampfreserve bei der Ampel dabei
Peinlich und offenbarend ist hier die Beteiligung der heutigen Freien Demokratischen Partei an den möglichen neuen Ernährungsdiktaten. Aber sie steht ja mit ihrem Parteichef Christian Lindner unter Ampelzwang und hat ihren Freiheitskampf in der Regierung Monat für Monat immer mehr aufgegeben. Der FDP-Niedergang in Umfragen spricht Bände.
Zudem empfahl sich auch die Linke alias PDS alias SED der rumpelnden Ampelkoalition als Kampfreserve. Kein Wunder, denn der SED-Staat funktionierte gut im Beschränken, besonders wenn es darum ging, die Wohlstandserwartungen der Bevölkerung in der Mangelwirtschaft herunterzuschrauben. Gutes Fleisch, schmeckende Schokolade, Bananen oder Gurken und Tomaten im Winter waren nicht notwendig. „Nimm lieber ein Ei mehr“, hieß das frühere DDR-Transformationsmotto für die Ausbildung der bescheidenen sozialistischen Persönlichkeit.
Die neue Verbundenheit zur Linken dokumentiert dabei jüngst FDP-Chef Lindner, der 34 Jahre nach dem Ende der SED-Diktatur inzwischen findet „im Notfall könnte man noch die Linkspartei wählen“. Also lieber die sozialistischen Erben einer Täterpartei wählen als die Alternative für Deutschland. Was für eine Geschichtsvergessenheit.
Die Welt ist nicht grün, sie isst gerne Fleisch
Immerhin stimmte im Bundestag Schwarz-Blau klar mit nein gegen den Bürgerrat „Ernährung im Wandel“. Die Abgeordneten von CDU/CSU (182 nein, 5 Enthaltungen), AfD (65 nein) sowie ein paar Fraktionslose (4 nein, 1 ja) spielten beim Beschluss des rot-rot-grün-gelben Ernährungsrates nicht mit.
Keine Mehrheit fand dagegen ein Antrag der AfD-Fraktion mit dem Titel „Mehr Demokratie wagen – Echte Bürgerbeteiligung durch bundesweite Volksentscheide statt deliberative Bürgerräte“. Die Vorlage wurde mit 592 Nein-Stimmen bei 69 Ja-Stimmen zurückgewiesen.
Was wir in Zukunft noch essen dürfen, hat auch seinen Preis. Die Kosten für den aktuellen Bürgerrat zur künftigen Ernährung liegen bei rund 1,5 Millionen Euro. Ihm gehören offiziell 160 Personen an, vorgeblich ausgewählt nach dem „Zufallsprinzip“ aus Personen über 16 Jahren mit Erstwohnsitz in Deutschland. Dessen Teilnehmer erhalten eine Aufwandspauschale in Höhe von 100 Euro pro Sitzungstag in Präsenz und 50 Euro pro digitaler Sitzung. Der Bürgerrat soll dem Bundestag bis zum 29. Februar 2024 seine Handlungsempfehlungen in Form eines Bürgergutachtens vorlegen. Unterstützt wird er durch eine Stabsstelle der Bundestagsverwaltung, geleitet von Dr. Silke Albin (Die Grünen).
Selbstverständlich speiste auch die Stabschefin im geladenen Kreis der Parlamentarier mit. Doch wer war dabei beim exklusiven Essen für den Bürgerrat? Die Ampelfraktionen schickten gleich eine Delegation aus bayerischen Bundestagsabgeordneten wie Marianne Schieder (SPD), Stephan Thomae (FDP) und Leon Eckert (Grüne) an die Tafel. Als Kampfreserve der Ampel saß die Linken-Abgeordnete Gökay Akbulut aus Baden-Württemberg mit am Speisetisch.
Für die Union tafelte Bundestagsvizepräsidentin Yvonne Magwas (CDU) aus Sachsen, die Partnerin des umstrittenen Ex-Ost-Beauftragten Marco Wanderwitz. Die AfD entsandte ihren Parlamentarischen Geschäftsführer Götz Frömming aus Berlin.
Fleisch verspeisen in kleinen Kreisen
Die Parlamentarier und Funktionsträger genossen ein gediegenes Ambiente in einer ehemaligen Bankiersvilla im noblen Berliner Vorort Dahlem. Sie wurde 1911 nach Plänen des Regierungsbaumeisters Bruno Ahrends in der Miquelstraße 66 errichtet. Heute residiert hier Bundestagspräsidentin Bas von der SPD in ihrer Dienstvilla. Die illustren Gäste kamen bei angenehmem Wetter ab 19 Uhr zum Dinner. Ein heller Raum mit Blick in den Garten empfing die geladenen Abgeordneten. Für sie war zum Tafeln für ein Dutzend Gäste ein schöner langer Tisch gedeckt.
Wohlgemerkt, wir freuen uns über jeden der nach seiner Fasson gerne isst. Alle sollen glücklich am Tisch ihr Mahl eigener Wahl genießen, seien sie Fleischfans, Fischesser oder Vegetarier. Auch den Veganern sei der Genuss des Futters, das sie den Tieren wegessen, gegönnt. Von so viel Liberalismus haben sich jedoch vor allem rot-rot-grüne Bundespolitiker entfernt.
Nach sommerlicher Cocktail-Begrüßung mit und ohne Alkohol hatten die geladenen Gäste die Wahl zwischen einem vegetarischen Menu aus Gemüse und Pasta sowie einem Gang mit saftigem Fleisch in Teigmantel. Als Vorspeise kredenzte man eine sommerliche Kaltsuppe. Doch an diesem denkwürdigen Abend fiel Teilnehmern wie Service auf, dass sich lediglich die Redenschreiberin der Bundestagspräsidentin einsam für das vegetarische Menu am Rande der Tafel entschied.
Dagegen wollten ausgerechnet die Propheten aus den Fleischverzichtsfraktionen nicht ins Gras beißen, sondern lieber zartes Rosa zwischen den Zähnen kauen. Auch Bärbel Bas langte beim Fleischmenü zu. Zahlreiche Kellner legten das geschnittene rosa Fleisch im Teigmantel den Gästen mit Beilagen zur Selbstauswahl vor.
Wasser in Wein musste keiner der Gäste beim Dinieren verwandeln. Erlesene rote und weiße Rebensäfte wurden ihnen gereicht.
Ja, da kommt der Normalbürger schon ins Grübeln, wenn er erlebt, wie Parteien dem Volke Fleischverzicht predigen und ihre Politiker umso lieber bei Fleischigem herzhaft zugreifen.
Bürger aus der DDR dürften sich wohl an die geschlossene Wohngemeinschaft der SED-Genossen in ihrem Waldstädtchen bei Wandlitz erinnern. Da lieferten die Genussregale fast alles aus dem bösen Westen, während DDR-Bürger sich mit dem Mangel in den Kaufhallen begnügen mussten. Aber solche Vergleiche sollen ja nicht mehr gezogen werden. In der Demokratie gebe es keine Privilegien. Schön wär‘s, denn auch hier sind manche gleicher als gleich.
Jedenfalls viel Personal kümmerte sich um den hohen Besuch. Kellner servierten den Bundestagsgästen der Berichterstattergruppe zum Dessert Kuchen mit Cremefüllung und zum Abschluss edle Pralinen auf Porzellan mit Kaffee und feine hochprozentige Obstbrände. Was dazu wohl Ricarda Lang ihrem grünen Abgeordneten Leon Eckert sagen würde? Nimm zwei und naschen ist gesund?
Am Rande des Essens besprachen die Gäste dann auch die Arbeit der Bürgerräte mit dem Thema der künftigen Ernährung im Wandel. Wie weit die Freiheit beim Essen da noch gehen soll, ist uns leider nicht bekannt.
Aber etwas schon: Bundestagspräsidentin Bas plauderte am späteren Abend beim Digestif noch mit ihren Gästen. Sie erzählte von ihren vielen Auslandsreisen, wo man auf Einladungen immer so viel essen müsse. Um diese staatliche Aufgabe zu erfüllen, gelte dabei stets das inoffizielle Delegationsmotto: „Essen für Deutschland“. – Na denn, weiter guten Appetit!