Tichys Einblick
Internationaler Frauentag

Berlin ist pleite, aber der 8. März ist seit fünf Jahren ein gesetzlicher Feiertag

Die Hauptstadt hängt am Tropf von Bund und Ländern. Die Berliner S-Bahn fährt nicht regelmäßig, die Berliner Verkehrsbetriebe sind ein Hort der Zug- und Busausfälle, Beamten-Baustellen brauchen für Straßen- oder Brückenreparaturen eine Ewigkeit – doch Berlin gönnt sich mit dem Frauentag am 8. März einen zusätzlichen Feiertag.

IMAGO / Christian Ohde

Auch unter einem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner von der CDU gönnt sich die Bundeshauptstadt, die chronisch pleite und von Ausgleichszahlungen leistungsstarker Bundesländer abhängig ist, mit dem Internationalen Frauentag am 8. März seit fünf Jahren einen zusätzlichen Feiertag. Kein Wunder, die SPD schreitet als Regierungspartner an Wegners Seite. Der christliche Reformationstag war der linksrotgrünen Hauptstadtpolitik dagegen ein Dorn im Auge und absolut unerwünscht.

Seit 2023 gibt es den Frauentag am 8. März gesetzlich zum Feiern auch in Mecklenburg-Vorpommern, wo Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), im Volksmund Küsten-Barbie genannt, seit 2021 mit den knallroten Genossen von der untergehenden Linken regiert. Jetzt fordern auch noch die Grünen in Niedersachsen den Frauentag gesetzlich einzuführen – Gendern ohne Vernunft und Grenzen.

Neue Feiertage führten ausgerechnet die beiden Bundesländer ein, die bei der Arbeitslosenquote neben Bremen (11,2 Prozent) mit Stand Februar 2024 an Deutschlands trauriger Spitze liegen – Berlin (9,7 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (8,6 Prozent). Nur zum Vergleich: Die Hauptfinanziers der beiden Feierstaaten am 8. März, die Geberländer Bayern (3,8 Prozent) und Baden-Württemberg (4,2 Prozent) haben die niedrigsten Arbeitslosenquoten bundesweit.

Das macht doch nichts, das merkt doch keiner!

Doch die rot-rot-grüne Regierung Berlins wollte 2019 mit einem „wahnsinnig fortschrittlichen“ Gender-Projekt glänzen. Sie führte erstmals in Deutschland am 8. März den Internationalen Frauentag als gesetzlichen Feiertag ein. Schließlich hatte darauf die ganze Welt gewartet. Wenn das Walter Ulbricht, Erich Honecker und Leonid Breschnew noch hätten erleben können. Vorwärts immer, rückwärts nimmer – das ist und bleibt der Berliner Kompass.

Armes Berlin
Oh Gott - 8. März – ein gesetzlicher Feiertag!
Statt sich am 31. Oktober dem Reformationstag als Feiertag in neun Ländern anzuschließen, verweigerte sich das linksrotgrüne Berlin christlicher Tradition weiter. Das wäre ja auch noch schöner! Statt die Reformation Martin Luthers zu würdigen, sollte das rot-rot-grüne Berlin lieber eine Hauptstadt der Gottlosigkeit bleiben. Nur im 500. Jahr der Reformation 2017 durften auch die Berliner einmal den gesetzlichen Feiertagsodem Luthers schnuppern. Mehr aber nicht.

Selbst nach dem Mauerfall mochte sich das rot-grüne Berlin 1990 unter dem Regierenden Bürgermeister Walter Momper (SPD) nicht dem gesetzlichen Reformationsfeiertag der neuen Länder anschließen. Vor allem Westberlin verspürte keine Lust, über Nacht ein Ostland zu werden. Seit 2018 ist der 31. Oktober sogar in Westländern wie Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein ein gesetzlicher Feiertag.

Und Berlin? Nischte. Lieber Clara Zetkin statt Martin Luther: „Det ist Berlin!“ Wenn es mal ein Fortschritt wäre. Denn die heute im Untergang befindliche Linkspartei alias PDS alias SED-PDS alias SED glaubte damit wohl, Traditionswählern einen Retro-Gefallen zu tun.

Wieso eigentlich? Bestenfalls könnte man damit Margot Honeckers jüngste Sekretärin noch beglücken. Obendrein war der 8. März weder in Ulbrichts noch in Honeckers SED-Reich jemals ein gesetzlicher Feiertag. Aus gutem Grund: Es gab ja am Internationalen Frauenkampftag zu dieser Jahreszeit nicht einmal genug Blumen oder leckere West-Pralinen für die Damen im Sozialismus. Letztere nur, wer im Intershop mit D-Mark oder für viel Ost-Geld in Neu-Deli (Delikatladen) einkaufen konnte. Dank und Anerkennung für den Moment mussten reichen.

„Wenn Mutti früh zur Arbeit geht“, sangen zu jener Zeit die Jungen Pioniere glockenhell im Klassenzimmer zur Freude der sozialistischen Lehranstalten. Wenn es sonst in der grauen Baracke des Sozialismus weder modisch noch kulinarisch nichts Tolles zu genießen gab, dann sollten die werktätigen Frauen wenigstens einmal im Jahr gewürdigt werden. Bei ihrem „Kampf für Frieden und Sozialismus“, versteht sich.

Doch nicht in woken Zeiten
Nie wieder Frauentag!
Dafür durften sie um den 8. März herum auch mal auf die Pauke hauen. Vielen DDR-Frauen verschaffte der Internationale Frauentag in den Betrieben mitunter eine zusätzliche Arbeitspause, bei der die eine oder andere Kollegin als „Aktivist der sozialistischen Arbeit“ oder gar „Held der Arbeit“ ausgezeichnet wurde. Prösterchen inklusive. Gleichzeitig bot der 8. März vielen Frauen im grauen Alltag des „real-existierenden Sozialismus“ eine willkommene Abwechslung. Die Gaststätten waren ausgebucht, die Brigadekasse wurde auf den Kopf gehauen. Mädelsabend würde man das heute nennen. Bei Mocca Perle (Piccolo), Tokajer, Kiwi (Kirsch-Whisky), Kali (Kaffee-Likör) oder Cola-Wodka konnten die Frauen den tristen sozialistischen Arbeits- und Einkaufsalltag vergessen.

Muttertag war offiziell als althergebrachter Gedenktag verpönt. Valentinstag gab es nicht, ist ja auch nur Kommerz des amerikanischen Klassengegners. Und Blumen im März – eigentlich im Sozialismus ein Ding der Unmöglichkeit – schienen schon damals für führende Staatsgenossen eine dumme Idee. Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Also mussten es ein paar langweilige Gerbera, Nelken oder gar ein Oster-Kaktus auch tun.

35 Jahre später gibt es kein Blumenproblem. Warum also im armen Berlin nicht dauerhaft gesetzlich gendern, sorry, feiern? Ja, oder wollte die links ausgerichtete Berliner Hauptstadtregierung etwa die ehemalige Vorsitzende unseres Staates, Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), mit einer Reminiszenz an alte sozialistische Traditionen erfreuen? Um sie im unermüdlichen Kampf bei der planmäßig-proportionalen Umsetzung ihrer Hauptaufgabe – der Einheit von Flüchtlings- und Sozialpolitik – zu unterstützen? Man weiß es bis heute nicht.

Obwohl, die CDU ist wohl inzwischen rot-rot-grün infiziert, anders kann man sich das Festhalten am Feiertag des 8. März durch einen Regierenden CDU-Bürgermeister Berlins wie Kai Wegner nicht erklären. Jeglichen Streit mit den SPD-Genossen meidet der Regierende wie der Teufel das Weihwasser. Berlin bleibt linksgrün, da machen die vermeintlich Schwarzen schön weiter mit.

Dabei lehnte die CDU mit AfD und FDP vor fünf Jahren noch die Einführung des gesetzlichen Feiertages am 8. März ab. Für den Antrag der rot-rot-grünen Koalition stimmten 87, dagegen 60 Abgeordnete. CDU, FDP und AfD kritisierten, dass die Wahl auf den Frauentag fiel und nicht etwa auf den Reformationstag am 31. Oktober. Das ist heute bei der CDU alles vergessen.

Na, dann feiert mal schön den Internationalen Kampftag der Frauen. Irgendein Symbol zum Umerziehen oder einen Klassenfeind zum Überleben brauchen Linke ja immer – umso mehr nach 35 Jahren. Gleiche Rechte und gleiche Bezahlung für Frauen bringt ein Feiertag ohnehin nicht. Am Reformationstag könnte das weibliche Geschlecht wenigstens dafür beten.

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