Tichys Einblick
Krise auf der Schiene

Deutsche Bahn vor umfangreichen Streckenstreichungen im Fernverkehr

Geht es nach rotgrüner Verkehrspolitik sollen die Bürger immer mehr zur Nutzung von Bus und Bahn gezwungen werden. Doch ausgerechnet der im Staatsbesitz befindliche Schienenkonzern streicht jetzt brutal Fernstrecken zusammen. Es fährt ja ohnehin nur noch jeder zweite Zug pünktlich

picture alliance / Jochen Tack

Die Deutsche Bummelbahn kommt nicht aus den negativen Schlagzeilen. Statt besseren Service und mehr Leistungen anzubieten, wenn schon die rotgrüne Politik die Bürger in den öffentlichen Nahverkehr zwingen will, reagiert die mittlerweile unfähige Führung des Konzerns in Staatsbesitz mit Bahnchef Richard Lutz an der Spitze antizyklisch. Sie streicht lieber bewährte Fernstrecken zusammen, die sich angeblich nicht mehr rechnen, was dazu wohl die Grünen sagen?

Im Augenblick eher nichts, denn die haben anderes zu tun. Sie streiten sich lieber mit FDP-Finanzminister Christian Lindner, wie sie entgegen aller Vernunft noch mehr deutsche Steuermilliarden in umstrittene Umwelt- und Entwicklungshilfeprojekte in aller Welt verteilen können.

So plant die Bummelbahn munter die Streichung wichtiger Fernverkehrsverbindungen. Damit nicht genug: Weil der Konzern ohnehin schon so verspätet auf seinem gut 33.000 Kilometer langen Schienennetz fährt und die Gewerkschaften so drastische Lohnerhöhungen durchgesetzt haben, sollen bald auch noch die Ticketpreise steigen. Mehr Geld für unpünktliche oder gestrichene Züge – wenn das kein Angebot an die Bahnkunden ist, was dann?

Also bereitet die Deutsche Bahn laut Medienberichten offenbar umfangreiche Streckenstreichungen im Fernverkehr vor. Viele Städte sollen in den kommenden Jahren ihre Anbindung an das Fernverkehrsnetz verlieren. Betroffen sind demnach folgende Intercity-Strecken vor allem durch Ostdeutschland:

– Intercity-Linie 34: Norddeich Mole – Münster – Dortmund – Siegen – Frankfurt
– Intercity-Linie 51: Gera – Weimar – Erfurt – Gotha – Kassel – Dortmund – Köln
– Intercity-Linie 61: Karlsruhe – Stuttgart – Aalen – Crailsheim – Nürnberg – Leipzig

Obendrein soll auch das Angebot an ICE-Zügen nach Stralsund von Berlin aus in der Nebensaison stark reduziert werden. Die Intercitys und ICEs auf diesen Strecken gehören angeblich zu den am schwächsten ausgelasteten Zügen der Bahn. Eine geplante Streichung der wohl ebenfalls schwach ausgelasteten Intercity-Verbindung von Dresden nach Rostock soll durch politischen Druck gestoppt worden sein. Denn am 1. September sind Landtagswahlen in Sachsen, da will die Ampel und die Sachsen-CDU ihre Bürger beim Kreuzchen machen nicht verunsichern, damit sie nicht noch mehr AfD oder BSW wählen.

Die Bahn will natürlich die Streichliste „so nicht bestätigen“, noch nicht. Solche Sprachspielchen kennt der Fachmann aus jahrelanger Erfahrung. Am Ende kommt es meist so, wie berichtet.

„Die Leistungsbilanz der Deutschen Bahn AG ist verheerend“

Zumindest will sich FDP-Verkehrsexperte Torsten Herbst aus Dresden im Gespräch mit Tichys Einblick damit nicht abfinden:
„Die Leistungsbilanz der Deutschen Bahn AG ist verheerend – und das hat nicht nur mit dem schlechten Zustand der Infrastruktur zu tun. Die plötzliche Ankündigung zur Streichung von Fernverbindungen in Ostdeutschland erschüttert das Vertrauen in eine leistungsfähige Bahn und hängt ostdeutsche Städte weiter ab.“ Der Vorgang zeige aber auch, so der Parlamentsgeschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, „wir brauchen einen echten Wettbewerb auf der Schiene, um nicht länger von einem Fast-Monopolisten im Personenfernverkehr abhängig zu sein.“

Schließlich bestimmt der „Fast-Monopolist“ seine eigenen Preise. Denn als Grund für die möglichen IC-Streichungen wird eine Preissteigerung der Gebühren für deren Streckennutzung vermutet. Die sogenannten Trassenpreise erhebt die Infrastruktursparte der Bahn. Sie müssen von allen Eisenbahnunternehmen auf dem genutzten Netz entrichtet werden. Insofern auch von konzerneigenen Betriebsteilen wie der DB Fernverkehr AG.

Die Bundesnetzagentur genehmigte kürzlich die Erhöhung der Trassenpreise. Für 2025 sollen diese nach aktuellem Stand um 17,7 Prozent steigen, es gibt jedoch Klagen dagegen.

Ausgerechnet die teure Schienenmaut des eigenen Konzerns stelle die Bahn „vor erhebliche Herausforderungen und kann angesichts der derzeit herausfordernden wirtschaftlichen Lage nicht kompensiert werden“, klagt ein Bahnsprecher. Das Unternehmen im Staatsbesitz würgt sein Angebot durch selbst verursachte Kostensteigerungen ab. So viel Bahnsozialismus kann man sich gar nicht ausdenken.

Zumal die Deutsche Bummelbahn seit Jahren so unglaublich unpünktlich fährt. Allein im Mai diesen Jahres weist die Pünktlichkeit des DB-Konzerns erneut katastrophale Zahlen aus: Blamable 63,1 Prozent der Züge des Fernverkehrs erreichten pünktlich ihr Ziel.

Damit bummelt der teure Fernverkehr mit seinen ICE- und IC-Züge so schlimm wie vor einem Jahr mit nur 65,5 Prozent Pünktlichkeit. Es geht also abwärts statt aufwärts.

Weil aber die zahlreichen Zugausfälle wegen Technikproblemen oder Personalmangel nicht in die Verspätungsstatistik einfließen, fährt laut Bahnexperten in Wahrheit nur noch jeder zweite Fernzug in Deutschland pünktlich.

Wie schlimm die Talfahrt derzeit ist, beweisen die Pünktlichkeitszahlen aus dem Jahr 2014. Laut dem damaligen Bahnchef Rüdiger Grube, fuhren vor zehn Jahren im Fernverkehr weit mehr als 80 Prozent der DB-Züge pünktlich, teils sogar mehr als 90 Prozent. Damals verwies der Bahnchef auf Pünktlichkeitsquoten von 85,5 Prozent im Fern- und 96,4 Prozent im Nahverkehr. Heute einfach unvorstellbar.

Zu alledem hat die große Politik das 49 Euro Ticket eingeführt, ohne sich überhaupt Gedanken zu machen, ob die öffentlichen Verkehrsmittel überhaupt in der Lage sind, die zusätzlichen Belastungen zu bewältigen. Im Grunde dient das Billigticket jedoch nur dazu Tagesausflüge in den Freizeitpark Deutschland zu fördern. Für Berufsverkehr oder Wirtschaftsförderung ist es nur zweitrangig – siehe Grafik.

Verantwortlich für Verspätungen, Überlastung und rote Zahlen zeichnet Richard Lutz, der seit 30. Januar 2017 dem Konzern als Bahnchef vorsteht. Die Politik müsste ihn längst feuern, doch er steht unterm besonderen SPD-Schutz in der Ampel. Im Grunde spiegelt Lutz nur die Unfähigkeit großer Teile des Personals in der Bundesregierung wider. Passt scho, würden die Bayern dazu sagen.

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