Der Titel eines Doris-Day-Films aus den sechziger Jahren könnte Annalena Baerbock, die Nominierung der Kanzlerkandidatin der Grünen, ganz gut umschreiben. Für die männlichen Konkurrenten von Union und SPD wird die Bundestagswahl nun alles andere als eine Fahrt im Schlafwagen zur Macht.
Die Grünen setzen taktisch auf die Frauen-Quote. Annalena Baebock, 40 Jahre alt, soll gegen die geballte Männer-Konkurrenz von CDU, CSU und SPD antreten. Armin Laschet oder Markus Söder und Olaf Scholz können sich schon einmal warm anziehen.
Der grüne Co-Vorsitzende Robert Habeck persönlich gibt die Entscheidung für seine Amtskollegin mit den Worten bekannt: „Sie ist eine kämpferische, fokussierte, willensstarke Frau, die genau weiß, was sie will, und die die grüne Programmatik mit Leidenschaft vertreten wird. Sie wird den Wahlkampf führen.“
Die Entscheidung muss noch auf einem Parteitag vom 11. bis 13. Juni bestätigt werden, aber die Zustimmung gilt als sicher.
Auch die grünaffinen Medien haben schon den Blick auf ihre Favoritin und die Schwäche der Konkurrenz ausgerichtet: „Denn CDU, CSU und SPD haben allesamt Männer ins Rennen um die Kanzlerschaft geschickt,“ tönt es heute Morgen in öffentlich-rechtlichen Radios wie dem MDR.
Kandidatin geräuschlos noch vor der Union entschieden
Mit dem 19. April hat also der Grünen-Vorstand entschieden, dass Parteichefin Baerbock als historisch erste Kanzlerkandidatin der Öko-Partei antritt. Sie würde als Mutter zweier Töchter auch den grünen Makel der Kinderlosigkeit unter grünen Spitzenpolitikern übertünchen. Ihre Ansage: „Frauen und Mütter müssen in diesem Land jeden Job machen können.“
So ein Familien-Image kann nicht einmal die grün-angehauchte Kanzlerin Merkel anbieten. Statt menschlich kühl und kinderlos bietet Baerbock schon ein Lächeln mit Familienglück.
Grüne Frau will etablierte Männer schlagen – das wird die Aktivisten der Mainstreammedien zu Höchstleistungen in ihrer Wahlkampf-Berichterstattung antreiben.
Annalena Baerbock, 1980 in Hannover geboren, wuchs auf einem Bauernhof bei Pattensen auf. Seit 27. Januar 2018 amtiert sie gemeinsam mit ihrem Co-Chef Robert Habeck als Bundesvorsitzende der Grünen. Beim Grünen-Parteitag holte sie mit 97,1 Prozent der Stimmen, das bisher beste Wahlergebnis bei Vorstandswahlen. Amtskollege Habeck erhielt 90,4 Prozent.
Das telegene Duo hat es bei den mehrheitlich linksgrün ausgerichteten „Meinungsmacher*innen“ (Neusprech) nach einem kurzen Moment grüner Enttäuschung wieder ganz oben auf deren Favoritenliste gebracht. Endlich präsentiert ihre Lieblingspartei vorzeigbares Personal, das sie in Nachrichtensendungen, Talkshows oder im Feuilleton gut verkaufen können.
Sogleich wird berichtet, dass sich die Grünen-Basis in Sachsen wie anderswo auch, bereits bei Fernsehduellen schon „Annalena“ vorstellen könne. Schließlich greife Baerbock den politischen Gegner etwas schärfer an als ihr Co-Vorsitzender Robert Habeck, der oft allzu philosophisch daher plaudere.
Keine Rolle spielt hingegen, dass Baerbock gleich nach ihrem Studium der Politikwissenschaften in die selbige als Büroleiterin einer Europaabgeordneten und später als Referentin in die grüne Bundestagsfraktion wechselt. Ja, und seit Herbst 2013 sitzt sie sogar schon im Bundestag. Ihr sogenanntes Berufsleben ist somit von Beginn an vom Steuerzahler alimentiert worden. Lediglich im Studium habe sie nebenbei für die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ geschrieben – ein Zentralorgan, an dem zu großen Teilen die DDVG-Holding der SPD beteiligt ist. Doch das macht sie für journalistische Aktivisten nun besonders sympathisch.
Von grünen Kobolden und anderen Aussetzern
Dass Baerbock mitunter nicht die hellste Kerze auf der Torte ist, wie der Volksmund formulieren würde, wird im medialen wie politischen Geschäft schnell untergepflügt. Immer schön nach dem Mainstream-Gebot: Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.
So bewies Baerbock im ARD-Sommerinterview 2019 ihre schiere Unwissenheit. Die Grünen-Chefin wollte als Recycling-Expertin für Autobatterien über einen wichtigen Rohstoff für Akkus aufklären: „Kobold – wo kommt das eigentlich her? Wie kann das recycelt werden?“, fragte Baerbock ins TV-Publikum und verkündete, dass es auch „Batterien gebe, die auf Kobold verzichten können“. Gleich zweimal plapperte Baerbock von Kobold und nicht Kobalt. Womöglich weiß die Völkerrechtlerin (Promotion nicht abgeschlossen) nicht einmal, dass sich Kobalt (Co) in der Mitte des Periodensystems der Elemente gleich neben Eisen (Fe) befindet.
Solch intellektuelle Aussetzer grüner Spitzenpolitiker flackern hier und da nur kurz in einigen Medien auf. Generell wird schnell der Mantel des Schweigens der Presse darüber gedeckt. Dabei sind „Baerbocks Kobolde“ keine Einzelfälle.
Der frühere Grünen-Chef Cem Özdemir verwechselte ebenfalls in einem legendären Interview zum Thema Energiewende „Gigawatt“ und „Gigabyte“.
Für Kandidat Söder gilt – Hochmut kommt vor dem Fall
Zwar mag der umtriebige Söder in Blitzumfragen im Gegensatz zu Laschet noch ganz gut gegen eine grüne Kanzlerkandidatin Baerbock aussehen. Doch ein derzeit in einer Art Selbstrausch befindlicher Söder wird vom linken Medientross rechtzeitig vor der Bundestagswahl noch rechtzeitig geerdet werden. Seine jetzigen positiven Umfragewerte schmelzen dann im Laufe des Wahlkampfs dahin – wie Schnee unter einer „grünen“ Sonne.
Zudem haben die Presse-Aktivisten sicher schon ihre Beiträge für kompromittierende Geschichten gegen Laschet oder Söder praktisch in ihren Schubladen liegen. Jetzt machen sie noch keinen Sinn, erst muss der Unions-Kanzlerkandidat feststehen. Bei einem Kandidaten Laschet findet sich dann vielleicht ein Anlass, die Geschichte über die Rolle seines Sohnes bei einem Maskendeal des Landes NRW nochmal aufzuwärmen. Und bei einem Kandidaten Söder kann man erst recht dann einige Fragen stellen: Was war mit dem bayerischen Immobiliendeal siehe hier. Oder was wird aus Händler-Klagen gegen staatlich bestellte und nicht bezahlte Masken? Warum ordnete Söder eine FFP2-Maskenpflicht zuerst in Bayern an? Fragen über Fragen.
Ohnehin steht die Union schon jetzt mit ihren seit Wochen streitenden Kandidaten Laschet und Söder im Vergleich zur geräuschlosen Nominierung der Grünen als Verlierer da. Obendrein bröseln die Umfragewerte nicht nur der CDU, sondern auch der „Christlich-Sozialistischen Union“ (interner CSU-Spott) in Bayern dahin. Auch die Empfehlungen der Kandidaten für ein „Weiter so“ mit der umstrittenen Merkel-Politik wirken sich demobilisierend auf die konservative Unionsklientel aus. Laschet: „Ein Bruch mit Angela Merkel wäre exakt das falsche Signal.“ Oder noch besser Söder: „Merkel-Stimmen gibt es nur mit Merkel-Politik.“
Doch warum sollten vor allem grünaffine Frauen unter Unionswählern jetzt plötzlich für Söder stimmen, nur weil er Bienen schützt? Das grüne Original, dazu noch weiblich, wäre für sie bestimmt attraktiver.
Mit Sicherheit wird selbst die Ich-AG Söder gegen eine softe grüne Kanzler-Kandidatin Baerbock, samt Image einer Frau in der Politik mit Kindern, schwerlich ankommen. Da nützt Söder nicht einmal sein Credo: „Du wirst nur zum Super-Held, wenn Du Dich selbst für Super hälst!“
Schließlich gilt immer noch: Bislang konnte noch kein CSU-Kandidat – weder der kämpferische Franz Josef Strauß noch sein Musterschüler Edmund Stoiber – seine Wahl zum Kanzler gewinnen. Auch das wird die Mainstream-Presse vor dem Bundesentscheid am 26. September landauf, landab wie eine tibetanische Gebetsmühle intonieren.