Eigentlich hatte die Testspielphase zur Vorbereitung der Europameisterschaft „Dahoam“ nach zwei krachenden Niederlagen endlich ein Erfolgserlebnis verbuchen können. Mit Spielführerbinde in Schwarz-Rot-Gold gewann die deutsche Nationalmannschaft auswärts in Lyon am Samstag gegen die favorisierten Franzosen. Obendrein schoss Florian Wirtz mit seinem 1:0 nach nur 7,92 Sekunden das schnellste Länderspieltor in der Geschichte des Deutschen Fußballbundes (DFB). So kann’s gehen, wenn DFB-Kicker einmal ohne Regenbogenbinden aufspielen.
Wenn schon die Balltreter auf dem Platz überraschend Leistung zeigen, folgt meistens noch ein Tiefschlag politischer Natur. Erst wurde der deutsche Traditionsausrüster Adidas nach 77 Jahren vom geldklammen DFB gegen die Amerikaner von Nike als Trikotsponsor (100 Millionen Euro pro Jahr) ausgebootet, obwohl kurz zuvor Adidas für den DFB politisch gewollte Vielfalt mit neuen Auswärts-Männertrikots in Lady pink präsentierte.
Doch jetzt schlägt wieder einmal ein Nationalspieler mit Migrationshintergrund bei den Fans mit Islamgrüßen hohe Wellen. Zwei Wochen vor dem Frankreichspiel zeigte Antonio Rüdiger wohl der Welt eine Geste, die für Angst und Schrecken steht, berichten unabhängige Medien – den gestreckten Zeigefinger des radikalen und extremen Islam.
„Statt ‚Liebe für alle‘ heisst es nun plötzlich ‚Ich gehorche nur den Gesetzen Allahs‘, was zugleich heisst: ‚Westliche Werte sind mir egal.‘ Zumindest bekennt sich dazu Abwehr-Boss Antonio Rüdiger auf Instagram“, berichtet etwa die Schweizer Weltwoche. Zu Beginn des Ramadans hätte sich der muslimische Kicker von Real Madrid ganz in Weiß präsentiert, mit nach oben ausgestrecktem Zeigefinger der rechten Hand. Wie es die Kämpfer des Islamischen Staats täten, dabei warne selbst der deutsche Verfassungsschutz deutlich vor dieser Geste.
Der bayrische Verfassungsschutz schreibt in seiner Broschüre „Islamismus erkennen“ Folgendes: „Der ausgestreckte, nach oben weisende Zeigefinger steht im Islam für das Prinzip des ,Tauhid‘, die Lehre von der ,Ein(s)heit und Einzigartigkeit Gottes‘. Salafistinnen und Salafisten leiten daraus u.a. ab, dass Gott der alleinige Souverän und die Scharia das von ihm offenbarte und somit einzig legitime Gesetz sei. Demokratische, säkulare Staatsformen lehnen Salafistinnen und Salafisten folglich als menschengemacht und unislamisch ab.“
Der Publizist und Islam-Experte Kacem El Ghazzali kommentiere die Geste in einem längeren Twitter-Post wie folgt: Der ausgestreckte Zeigefinger sei ursprünglich ein Symbol für den Monotheismus gewesen, den Muslime beispielsweise bei ihrem Glaubensbekenntnis zeigen. Aber: Vor dem Aufstieg des IS wurde die Geste selten bis gar nicht öffentlich präsentiert. „Es liegt nahe, dass der IS die Zeigefinger-Geste als Erkennungssymbol direkt von al-Qaida und dem Vorbild Osama bin Ladens übernommen hat“, so Ghazzali. Mehr noch: „Rüdiger dürfte sich der Problematik bewusst sein.“
Offenbar fällt der in Berlin geborene Nationalkicker Rüdiger mit Wurzeln aus Sierra Leone nicht zum ersten Mal mit suspekten Ansichten zum Islam auf. Im November 2020 likte er einen islamistischen Post des Käfigkämpfers Khabib Nurmagomedow aus Dagestan, der ein Foto von Emmanuel Macron mit einem Stiefelabdruck im Gesicht hochgeladen hatte. Zumindest dafür musste sich Rüdiger nach viel Gegenwind entschuldigen.
Niemand hat die Absicht, den IS-Finger zu zeigen
Am Ende bleibt dem Beobachter eigentlich nur eins möglich, den DFB-Fall ab hier mit Satire zu beschreiben.
Natürlich kann der islamgläubige Rüdiger für den gestreckten Gebetsfinger sicher nichts: Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Also wird der Einheitsverbund von politisch links wie grün ausgerichteter Medien entweder gar nicht erst groß darüber berichten oder die islamistischen Vermutungen bestimmt als Fake News, Ausländerfeindlichkeit oder Rassismus darstellen.
Denn der bekennende Moslem von Real Madrid in Abwehrdiensten der deutschen Nationalmannschaft hat den gestreckten Finger zum Beginn des Ramadans zwar gezeigt, aber er wusste doch von der IS-Symbolik nichts. Schon gar nicht hat der 31-jährige Rüdiger mit dem erhobenen Finger nach oben weisen wollen, dort wo Allah ganz groß ist. Islamistische Gesten verbreiten vielleicht andere, doch Nationalspieler mit Migrationshintergrund niemals nicht, keinesfalls – never ever, nitschewo!
Das sind höchstens alles nur rein symbolische Gesten für einen friedlichen Islamgläubigen – ganz bestimmt. „Kannste glauben“, würde Kobold Pittiplatsch im Märchenland des Kinderfernsehens sagen.
Damit das mal hier richtig klar wird: Die schöne Legende von der erfolgreichen Integration lassen der DFB und die ihm angeschlossenen staatstreuen Medienanstalten nicht beschädigen. Da können Islam-Experten behaupten, was sie wollen.
Vermeintlichen Islamismus bei Verteidiger Rüdiger verbreiten doch nur unkontrollierte kritische Medien. Und selbst die Nationalspieler Ilkay Gündogan und Mesut Özil haben doch 2018 nur ihrem „verehrten Präsidenten“ Recep Tayyip Erdogan ein nettes Trikot überreicht. Den Autokraten vom Bosporus haben sie in ihrem „verehrten Präsidenten“ gar nicht erkannt. Dass Erdogan später noch der Trauzeuge bei Özils Hochzeit war, scheint doch nur reiner Zufall zu sein. Deswegen durfte der DFB doch die beiden Nationalspieler mit türkischem Migrationshintergrund nicht aus dem Team werfen. Sie sollten ein Zeichen für erfolgreiche Integration bleiben.
Offener Hass in woken Kölner Fankurven gegen Ostdeutschland lassen wir vom DFB hingegen einfach mal straffrei durchgehen. War ja wie beim IS-Finger nicht so gemeint und so in etwa könnte es doch gehen – nicht wahr?
Wie gesagt, am Ende kann man die deutsche Sport- und Medienpolitik nur noch als Satire ertragen. Deshalb gilt jetzt: Niemand hat die Absicht, in der DFB-Elf den IS-Finger zu zeigen.
Wie zum Beweis: Rüdiger fühlt sich durch die Kritik Julian Reichelts – sein Nachrichtenportal NIUS hatte darüber berichtet – an einem von ihm bei Instagram veröffentlichten Foto zum Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan verunglimpft und verleumdet. Der Fußball-Profi von Real Madrid hat deshalb Strafanzeige bei der Berliner Staatsanwaltschaft gestellt, und der DFB hat die Angelegenheit bei der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main gemeldet.