Tichys Einblick
Mit Brüssel gäbe es noch kein Farbfernsehen

10 Jahre hat die EU über den Einheitsstecker geredet

Mehr als zehn Jahre lang hat die EU über den Einheitsstecker nachgedacht und geredet. Jetzt müsste jemand Brüssel mitteilen, dass demnächst drahtlose Übertragungen entwickelt werden, während es in 20 Jahren in der EU immer noch den Steckertyp gäbe, auf den sich die EU jetzt festgelegt hat. Mit Brüssel gäbe es noch kein Farbfernsehen.

USB-C Ladeanschluss. In der EU soll es künftig eine einheitliche USB-C-Ladebuchse für Handys und zahlreiche andere Geräte geben.

IMAGO / MiS

In der Europäischen Union wird es offensichtlich doch bald einen einheitlichen Ladestecker geben. Das EU-Parlament hat jetzt in Straßburg dafür gestimmt, das Stecker-Format USB-C künftig zum Standard zu machen.

Von Herbst 2024 an sollen unter anderem alle Handys, Tablets, Digitalkameras, Kopfhörer, Headsets, mobile Spielkonsolen, tragbare Lautsprecher, E-Reader, Tastaturen, Computermäuse, tragbare Navigationssysteme und die Ladeetuis von In-Ear-Kopfhörern mit Geräten geladen werden können, die einen solchen Anschluss haben – voraussichtlich ab Anfang 2026 dann auch alle Laptops. Die EU-Mitgliedstaaten müssen der Einigung noch zustimmen. Das soll am 24. Oktober geschehen.

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Mehr als zehn Jahre lang hat die EU über den Einheitsstecker nachgedacht und geredet. Währenddessen hatte Apple seinen Lightning-Standard vorgestellt. Den Ingenieuren gelang eine Reduzierung der Verbindungskabel bei erweitertem Funktionsumfang und höherer Energieübertragung. Das war bereits 2012 – schneller als sich die EU-Generaldirektion ‚Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU‘ mit ihren elf Direktionen Papiere zur Normung ausdenken konnte. Unterdessen hat Apple bereits mehr als eine Milliarde Geräte mit Lightning-Anschluss ausgeliefert.

Schon seit mehr als einem dutzend Jahre will die EU für einen Standard sorgen. Denn bereits 2009 wusste sie, dass die Konsumenten nicht ihre Ladegeräte wegwerfen wollten, wenn sie ein neues Handy kaufen. Der Kommissar, der das gesagt hatte, hieß noch Günter Verheugen. Es gab noch einen finnischen Mobiltelefonhersteller namens Nokia.

Mittlerweile haben sich Ladetechnik und Geräte um Lichtjahre weiterentwickelt. Denn die Entwicklung neuer Technologien gerade im Mobilfunksektor verläuft außerhalb der EU schneller, als der durchschnittliche EU-Beamte seine Pension ausgerechnet hat. Doch in der Zeit, in der EU-Bürokraten sich über neue Standards beraten, haben schon wieder viele neue Entwicklungen die EU-Pläne hinweggefegt. Die EU wollte einst auf ihrer Suche nach »Was kann man noch vereinheitlichen?« Micro-USB als Ladestecker vorschreiben und ließ viele tausend Seiten und elektronische Dokumente beschreiben – nutzlos, lediglich den CO2-Ausstoß erhöhend. Nur Konkurrenz treibt die beeindruckende Entwicklung neuer Mobilfunktechnologien an, keine Planungskommissare in Brüssel.

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Nächste technologische Erfolge könnten drahtlose Verbindungen und induktives Laden sein, teilweise schon heute verfügbar mit kräftigen Ladeleistungen. Allerdings sind Verlustleistungen mit fast 50 Prozent noch sehr hoch, etwa die Hälfte des Ladestroms wird verpulvert. Ebenso kann die Wärmeentwicklung noch recht beachtliche Werte erreichen. Doch die EU hat USB-C-Stecker vorgeschrieben. Jetzt müsste jemand Brüssel mitteilen, dass demnächst drahtlose Übertragungen entwickelt werden, während es in 20 Jahren in der EU immer noch den Steckertyp gibt, auf den sich die EU jetzt festgelegt hat.

Doch Europa spielt keinerlei Rolle mehr. Handys werden in Kalifornien und in Asien entwickelt und gefertigt, das EU-Europa sieht sein Heil in Recycling und Müllverwertung. Hier werden nutzlose NGOs von Steuergeldern gemästet, die haben sogar einen Dachverband ECOS für Umwelt-NGOs. Der hat offenbar keine Fachleute, sucht sie verzweifelt (»We Are looking for experts!«), behindert aber mit professionellem Social-Media-Getöse technischen Fortschritt. Währenddessen entwickeln in Asien gescheit ausgebildete Leute die nächsten Technologien. NGOs und EU hierzulande träumen derweil von nachhaltigen Standards, die sie weltweit setzen wollen.

Das Gleichschalten von technischer Entwicklung per Direktiven führt – wie immer – auf den Holzweg, nie zu besseren Lösungen. Nur viele Entscheidungen Einzelner führen dagegen dazu, dass viele Lösungen ausprobiert, nicht so gute aussortiert werden und sich bessere durchsetzen. Erst eine solche Evolution macht Leben möglich. Dazu werden allerdings keine kollektivistischen Kommissionäre benötigt. Die müssten dann selbst arbeiten – können.

Mit einer solchen planwirtschaftlichen EU wäre noch heute nicht einmal das Farbfernsehen anwendungsreif.

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