Tichys Einblick
EUROPÄISCHE WÄHRUNGSUNION

Eine echte Reform der Eurozone

Nach der Bundestagswahl stellte Frankreichs Präsident Macron seine (teuren) Ideen für Reformen in der EU vor – die vor allem Deutschland bezahlte. Dabei sollte Kanzlerin Merkel endlich darauf achten, dass der, der zahlt, auch die Ausgaben kontrolliert.

© Sylvain Lefevre/Getty Images

Die Wahl ist gelaufen. Jetzt gilt es, das Wort an die neue, alte Bundeskanzlerin zu richten, die in ihrer vierten Legislaturperiode vor der Wahl stehen wird, den Euro zu reformieren oder zu begraben. Eine echte Reform muss an der Governance ansetzen, denn dort liegt die tiefere Ursache für die Probleme unserer Wäh­rung.

Das heißt:

Das Verschieben von Lasten und Risiken an Deutschland, das ebenso wie die gescheiterte Governance der EZB Macht von der Verantwortung für die Folgen trennt, kommt in vielerlei Gewand daher: über Eurobonds und EU-­Einlagensicherung bis zur Errich­tung eines EU­-Währungsfonds unter dem Dach des ESM. Sie alle sollen Geld von Nordeuropa nach Süden schicken und im Gegenzug Risiken von Süden nach Norden verlagern.

Der geforderte EU­-Finanzminister ist dabei ein demokratietheoretischer Wechselbalg: Kann er selbst Steuern er­heben und Schulden machen, dann fragt sich, auf welcher demokratischen Legiti­mationsgrundlage das erfolgen soll. Soll er den Ländern skalische Vorschriften machen, wird seine arbiträre Hoheit die Souveränität aller EU-­Staaten unter­graben. So geht das nicht, Frau Merkel. Schlechte Governance wird nicht durch noch schlechtere Governance geheilt.

Darf Deutschland diese Reform ver­langen? Von Deutschland wird seit Beginn der Eurokrise Solidarität gefor­dert. Wir müssen sie gewähren. Nie­mand aber kann Nordeuropa zwingen, ökonomischen Selbstmord zu begehen. Solidarität muss eine Gegenleistung haben, und die heißt: funktionierende, demokratisch legitimierte Governance zum Vorteil aller. Die Alternative ist – sehr schlicht –, dass die Kanzlerin in ihrer letzten Amtsperiode dem Zerbre­chen des Euro präsidieren wird.

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