Das Foto der beiden Fußballhelden Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit ihrem türkischen Präsidenten Erdogan gehört ins Museum für deutsche Geschichte in Berlin. Als Dokument einer deutschen Lebenslüge, der Integrationslüge. Der Kern dieser Lüge lautet: Die aus fremden Ländern zu uns kommenden Menschen und ihre Kinder wollen nur eines – sich bei uns integrieren. Dazu müsste die deutsche „Mehrheitsgesellschaft“ allerdings das Ihre beitragen: sie mit offenen Armen aufnehmen, ihnen Arbeit anbieten, ihnen das Gefühl vermitteln, willkommen zu sein.
Doch die Integrationsidylle trog. Eigentlich konnte jedermann sehen, dass Özil und Gündogan ebenso wie andere deutsche Nationalspieler mit dem Land, das ihnen so viel ermöglicht hat, sich nicht identifizieren. Bei „Einigkeit und Recht und Freiheit“ blieben sie demonstrativ stumm. Der bekennende Muslim Özil verriet der Öffentlichkeit sogar, er bete während der deutschen Hymne lieber zu seinem Gott. Aber beim DFB stört sich niemand daran, dass etwa die Hälfte „unserer Jungs“ bei der Nationalhymne stoisch Kaugummi kaut, während die meisten gegnerischen Mannschaften singend bekunden, dass sie auch für ihr Land spielen – nicht nur für Geld. Die meisten Medien haben diese vermeintlich abgeklärte Haltung der Helden in Weiß-Schwarz gegenüber dem eigenen Land sogar noch mit Beifall begleitet – als Beleg für die Immunität der jungen Generation gegenüber jeglichem Chauvinismus.
Der DFB hat bei der Wahlhilfe seiner Nationalspieler für Erdogan – wieder einmal – ein peinliches Bild abgegeben. Teammanager Bierhoff bat um Verständnis dafür „wie Türken ticken“. Wenn also die DFB-Spitze in Özil und Gündogan in erster Linie Türken sieht, dann sollte man vielleicht neben dem Bundesadler noch den türkischen Halbmond aufs Trikot sticken – als Symbol gelebter Multikulti-Ideologie. Die für „unsere Türken“ und andere „Gastarbeiter“ offenbar unzumutbare Nationalhymne könnte man doch – im Geist der Völkerverständigung – durch „Money“ von Liza Minelli ersetzen: „Money makes the world go around.“ Da könnten alle Kicker frohen Herzens einstimmen, ohne auf die Befindlichkeiten ihrer jeweiligen Präsidenten achten zu müssen. Und auch die DFB-Funktionäre könnten voll Inbrunst einstimmen.