Tichys Einblick
Gibt es Klima? - oder nur Wetter?

Weltklima-Abkommen ohne Weltklima?

Teil III unserer Serie zum Klimagipfel: Angela Merkel sagt, ein Schlüssel zur langfristigen Vermeidung von Fluchtursachen sei mehr Klimaschutz. Wolfgang Thüne sagt, Klima ist kein realer Zustand, sondern nur eine statistische Langzeitgröße.

Die 21. UN-Klimakonferenz beginnt Ende November in Paris. Dem Kyoto-Protokoll von 1997 soll ein neues Weltklima-Abkommen folgen. Barack Obama will Klimawandel bekämpfen, Joachim Gauck eine „klimaneutrale Wirtschaftsordnung“. Angela Merkel versteht den Kampf gegen Klimawandel auch als Teil der Beseitigung von Fluchtursachen. „Klimaleugner“ nennen Umweltaktivisten alle, die am angeblichen Konsens der meisten Klimaforscher über die menschgemachte Erderwärmung zweifeln. Dass die kritischen Stimmen dagegen zunehmen, geht öffentlich eher unter. Was aber, wenn jemand sich mit der „Leugnung“ des Klimawandels gar nicht aufhält, weil er so etwas wie Klima – von Welt-Klima ganz zu schweigen – als real nicht existent erklärt? Weil Klima wie Geschichte nur zurückschauen kann – nicht nach vorne.

Peter Heller schreibt: „Trotz einer rasanten Zunahme an Kohlendioxid-Emissionen verweigert sich die Klimakatastrophe standhaft ihrem Eintreten. Trotz steigendem Verbrauch ist keine Ressourcenknappheit zu erkennen, weder bei mineralischen Rohstoffen, noch bei fossilen Energieträgern. Und der Wald lebt immer noch. Es geht ihm … nicht besser als 1979. Es geht ihm aber auch nicht schlechter. Heute wissen wir: Es ging ihm wahrscheinlich nie anders.“

Es gibt viele gute Gründe, mit natürlichen Ressourcen anders umzugehen als in unserer Welt-Wegwerf-Wirtschaft. Diese Gründe sollten wir nennen und nicht so tun, als könnten wir das Wetter ändern. Nicht das Wetter, höre ich schon die Antworten, das Klima. Aber Klima gibt es nur als statistische Rückwärtsbetrachtung, sagt Wolfgang Thüne.

Wolfgang Thüne kennt vom Bildschirm, wer in der Bonner Republik dabei war. Der Meteorologe arbeitete in der Analysen- und Vorhersagezentrale des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und daneben als Fernseh-Meteorologe des ZDF. Über Jahre wurden Thünes Ansichten wie die anderer „Klimaleugner“ unter Hinweis auf eine allgemeine Übereinstimmung praktisch aller Klimaforscher gern abqualifiziert.

Inzwischen mehren sich die kritischen Stimmen, welche die Qualität der Klimamodelle in Frage stellen. Auf Spiegel Online las ich neulich: „Berichten über Klimaforschung ist kaum zu trauen, wie Analysen zeigen. Grund sind voreingenommene Journalisten, übertreibende Politiker und arrogante Forscher.“

Was ist Weltklima?

Wolfgang Thüne sagt: „Seit vielen Jahren reden alle vom Weltklima, doch keiner weiß, was das ist. Natürlich gibt es überall auf der Erde eine Atmosphäre und damit überall Wetter. Aber gibt es ein ‚Weltwetter‘, das man auf eine einzige Temperatur, die ‚Globaltemperatur‘ von 15 Grad Celsius reduzieren könnte? Die irgendwie errechneten 15 Grad sind das bisher einzige, was wir vom ‚Weltklima‘ wissen. Wir wissen dagegen, dass die Temperatur nur eines von vielen Wetterelementen ist. Das wichtigste ist der Luftdruck, der die Winde in Bewegung setzt und mit den Luftmassen den Wasserdampf über die Erde verteilt.“

Thüne fragt sich und uns, ob in der UNO die Linke nicht weiß, was die Rechte tut. Die UN hat unsere Dekade der Biodiversität gewidmet. Dass es eine solche überhaupt gibt, konstatiert Thüne an der Grenze zwischen Ernst und Spott, verdanken wir der höchst ungleichmäßigen Verteilung des Regens über unseren Planeten. Der Mensch „muss sich wie die Pflanzenwelt an die sehr unterschiedlichen Wetterregime anpassen. Die biologische Vielfalt, die Biodiversität verdanken wir allein der ‚Wetterungerechtigkeit‘“.

In einer öffentlichen Adresse wendet sich Wolfgang Thüne an Angela Merkel als Kanzlerin, die als Physikerin alles wissen müsste, wovon der Meteorologe spricht. In seinemVideo von weniger als fünf Minuten begründet er, weshalb der Mensch das Wetter nicht ändern und warum es keine abwendbare Klimakatastrophe geben kann. Das veranlasste mich, Thüne ein paar Fragen zu stellen.

Ist Klima in Wahrheit nur eine Art Wetterzone?

Thüne: „Klima“ ist ein Wort, das aus dem Griechischen kommt. Übersetzt heißt es „Neigung“. In diesem Sinne verwendeten es die Griechen und teilten die Erde je nach Neigungswinkel der Sonnenstrahlen zur Erdoberfläche in Neigungszonen ein.

Diese Einteilung ist auch heute so gültig, denn der Sonnenstand bestimmt Beginn und Ende der Jahreszeiten. Mit dem Aufkommen meteorologischer Messinstrumente für Luftdruck, Temperatur etc., der Gewinnung von Daten und schließlich deren statistischer Verarbeitung bekam Klima eine zweite Bedeutung. Lange machte jeder, was er wollte und bediente sich beliebiger Mitteilungszeiträume. Erst 1935 einigten die die Wetterdienste auf eine gemeinsame Definition von „Klima“ als „mittlerem Wettergeschehen“: Sie definierten die Zeitspanne von 1901 bis 1930 als „Klimanormalperiode“. Natürlich ist dieser Wert beliebig und keineswegs konstant. Wolle man die Veränderungen verfolgen, müsste man gleitende 30-jährige Mittel beginnend mit 1915 zeichnen. An der Börse ist dies möglich, aber die „Klimaforscher“ unterlassen dies beharrlich.

Die Klimaforscher zeichnen keine gleitenden 30-jährigen Mittel als Klima-Börse – was präsentieren sie uns dann?

Thüne: Die modernen mit komplexen, aber für die Natur zu simplen Computermodellen operierenden „Klimaforscher“ arbeiten nicht mit den Methoden der klassischen Klimatologie, die sich auf die Beschreibung mittlerer atmosphärischer Zustände konzentriert und beschränkt hat. Sie wussten, dass ein Mittelwert nie und nimmer Maßstab oder Norm für das Wetter sein kann. Das Wetter orientiert sich nicht an menschlichen Maßstäben, richtet sich nicht nach menschlichen Wünschen.

Über den Weltuntergang
Apokalypse Teil 1: Warum wir noch da sind

Das Wetter hat von Natur aus alle Freiheitsgrade, im Gegensatz zum Menschen, der selbst als Anarchist in einer Gemeinschaft eine gewisse Ordnung und Regeln braucht. Meist ist ein Mittelwert der unwahrscheinlichste Wert. Es dominieren die Abweichungen, aber der Mensch spielt gerne Lehrer und will auch dem Wetter „Noten“ erteilen. Er spricht von gutem bzw. schlechtem Wetter. Er ist Egoist und ignoriert die Ansprüche der Natur. Er macht die natürlichen Fluktuationen des Wetters zum „Problem“, das – jeder Statistiker weiß es – in der „Norm“ und nicht in der Volatilität des Wetters liegt.

Ein gleitender Mittelwert, dessen Kurve beim „Klima“ immer 15 Jahre zurück endet, bringt Ruhe, aber diese Ruhe will man ja nicht. Man will Sensationen und Angst erzeugen, wie die Angst vor der „Klimakatastrophe“. Da wird übertrieben, ja dramatisiert bis hin zum „klimatischen“ Weltuntergang. Daher vergleicht man wahllos verschiedene wie unterschiedlich lange Perioden, um seine subjektive Forscher-Meinung quasi objektiv zu bestätigen. Man muss nur einen Blick in die Literatur werfen, um zu sehen, dass das Chaos in den menschlichen und ideologisch präfixierten Gehirnen stattfindet und nicht beim Wetter.

Der Begriff „Chaos“ kommt ja aus der numerischen Mathematik, die vom „Schmetterlingseffekt“ spricht. Man müsste alle Schmetterlinge ausrotten, wenn diese Hurrikane oder Tornados auslösen könnten. Chaos mag bei der Molekülbewegung herrschen, doch das Wetter ordnet dieses Chaos und erzeugt Tief- und Hochdruckgebiete mit klaren, wenn bisweilen auch sehr turbulenten Luftströmungen.

Der „Weltklimavertrag“, der Ende 2015 in Paris unterzeichnet werden soll, kann nur eine politische Luftblase sein?

Thüne: Der Begriff „Weltklimavertrag“ ist per se unsinnig, weil es gar kein Weltklima gibt! Dies beweist schon ein Blick in einen Klimaatlas! Der Wettervielfalt verdanken wir die Klimavielfalt, die Vielfalt an Ökosystemen, die Biodiversität. Das „Weltklima“ ist eine Erfindung als Pendant zu der Erfindung Weltmitteltemperatur, die auch ein Konstrukt ist, das es in der Realität nicht gibt.

Wie soll die UN einen Vertrag schliessen mit einem Partner, dem „Weltklima“, der nur ein Hirngespinst ist? Es ist eigenartig, welch irre Wege Politik gehen kann. Gibt es keinen vernunftbegabten Staatsmann mehr, der dem Klimaschutzwahn noch Einhalt gebieten könnte? Dabei kann jeder Politiker bei der Weltorganisation für Meteorologie, der WMO in Genf, nachfragen, wie Klima definiert ist. Es wird vom Wetter abgeleitet und kann erst berechnet werden, wenn das Wetter vorbei, gewesen ist. Um einen Klimawert berechnen zu können, muss man 30 Jahre das Wetter beobachten und aufzeichnen. Jeder Klimawert ist ein historischer Wert, der das mittlere Wettergeschehen an einem Ort für eine bestimmte vergangene Zeit beschreibt, ohne Auskunft zu geben, wie der Wetterablauf in dieser Zeit tatsächlich war.

Was bedeutet das? Man kann Klima nicht schützen, denn was war, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Zweitens kann man eine wie das Klima abgeleitete Grösse nicht beeinflussen, wenn man die diesem zugrunde liegende Grösse, das Wetter, nicht beeinflussen kann, sondern über sich ergehen lassen, ertragen muss. Ist die Politik zu solch simplen logischen Überlegungen nicht mehr fähig? Glaubt sie an die Dummheit und grenzenlose Leichtgläubigkeit der Menschen?

Wie können Politiker es mit ihrem Gewissen und dem von ihnen abgegebenen Eid vereinbaren, hunderte von Milliarden Euros in ein Vorhaben zu vergeuden und zu verschwenden, das a priori unsinnig ist? Ihre wichtigste Aufgabe, die Friedenspolitik, vernachlässigt sie sträflich.  Da werden eher Konflikte geschürt, Neigungen zerstört, anstatt Spannungen beizulegen. Auch durch das unnötige Schüren von Klimaängsten kann man Konflikte anheizen und Migrationsströme anfachen.

Ich bete täglich, dass endlich die Klimablase platzt und sich das Hirngespinst „Weltklima“ in Luft auflöst. Ich möchte nicht in der Haut eines Politikers stecken, wenn eines Tages die Stunde der Wahrheit naht und schonungslos Rechenschaft verlangt wird vor einem „Weltgericht“. Die Welt stöhnt unter einer Schuldenlast ohnegleichen, glaubt sich aber den „Luxus“ des Schutzes des Hirngespinstes namens „Weltklima“ leisten zu können. Ob in Paris ein Staatsmann den Mut hat, an die Vernunft zu appellieren und dieser globalen Klimaschutzpandemie ein Ende zu bereiten?

*

Soweit Fragen an und Antworten von Wolfgang Thüne. Auf die Ergebnisse der  21. UN-Klimakonferenz im November werden wir hier eingehen. Die weltweiten Wanderungsbewegungen aus Kriegs-, Katastrophen- und Wohlstands-Gründen werden wohl das ganze Jahrhundert andauern, die Konflikte im Nahen Osten, Afrika und Asien wohl eher Jahrzehnte als Jahre. Die wirtschaftlichen und sozialen Strukturen in den Gesellschaften des Westens verändern sich mit der vierten industriellen Revolution, dem Internet der Dinge, die Wirtschaft noch globaler macht. Der Veränderungsdruck auf die Sozialsysteme Europa steigt mit der Einwanderung exponentiell. Es ist an der Zeit, dass die Politik Prioritäten bildet und Ressourcen gewichtet. An welche Stelle rückt da „Klimapolitik“?

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