Lasst das arme Molekül in Ruhe! CO2 ist der wichtigste Rohstoff für alle Pflanzen auf der Welt. Ohne CO2 keine Pflanze, kein Baum, kein Strauch. Die grünen Blätter bauen daraus Stamm, Äste, Zweige, Blätter. Für uns fällt Sauerstoff ab.
Märchen 1 – CO2 muss weg!
Je mehr CO2, desto besser, weiß jeder Gärtner, der Kohlendioxid in sein Treibhaus bläst, damit seine Pflanzen besser gedeihen. Und, nein, CO2 erhöht auch nicht die Temperatur der Erde.
Märchen 2 – Emissionsfrei fahren
Märchenerzähler der Stadtwerke Wiesbaden wollen Vorreiter sein und viel Geld für „völlig emissionsfreien Verkehr“ ausgeben. 220 neue Elektrobusse sollen gekauft werden. Wir müssen uns Sorgen machen, wenn solche Leute an der Spitze unser Geld für Märchen verpulvern. Viele Städte wollen ja als Vorreiter ruhmreich sein; doch kommen dort die Fahrgäste oft nicht weiter, weil die teuren Elektrobusse streiken. Ja, auch Elektrobusse und Elektroautos benötigen einen Antrieb. Die Energie dafür muss aus Kraftwerken kommen, in denen Kohle, Erdöl oder Gas verfeuert wird oder eine Kernspaltung stattfindet. Dabei entstehen Emissionen – nur eben am Stadtrand und nicht am Auspuff. Emissionsfrei geht nicht, gibt’s nicht. Nur im Kernkraftwerk.
Märchen 3 – Der Diesel stinkt
Das war früher so: Rußwolken aus dem Dieselauspuff. Doch das ist vorbei. Bei einem modernen Dieselmotor lässt ein Filter kein einziges Staubpartikelchen mehr raus. Ein weiterer trickreicher Filter hält Stickstoffoxide zurück; es kommen weniger heraus, als in einem Büro erlaubt sind. Zum Trost: Das bisschen Stickstoffdioxid aus dem Automotor ist am Ende eines jeden Tages wieder abgebaut. Wie bei jeder Verbrennung in Ofen und Zentralheizung entsteht allerdings CO2. Wer sich daran stört, muss zu Hause bleiben und frieren. Ansonsten gilt Märchen 1.
Märchen 4 – Der Wind reicht
Utopien der „nur keinen Fußabdruck hinterlassen Wollenden“: Allein Sonne und Wind liefern künftig die Energie, schicken keine Rechnung, und konventionelle Kraftwerke schalten wir ab. Das grüne Paradies kann erblühen.
Die Natur ist dem Menschen wieder hold und bestraft ihn nicht mit Klimaerwärmung, Erdbeben und Vulkanausbrüchen.
Märchen 5 – Deutschland exportiert Strom
Nein, Deutschland ist kein Stromexporteur. Es wird nur überflüssiger Strom abgegeben, wenn Wind und Sonne zu viel produzieren, ihn jedoch niemand braucht. Oft müssen wir noch einige Millionen Euro draufpacken, damit ihn jemand abnimmt. Export geht anders. Strom muss immer genau dann erzeugt werden, wenn er gebraucht wird.
Märchen 6 – „Ohne Chemie ist alles viel besser“
Auf jeder Party: Nein, keine böse Chemie! Chemie jedoch ist alles, von Aufbau und Eigenschaften bis zur Umwandlung von Stoffen. Deren Atome und Moleküle reagieren, verbinden sich mit anderen Molekülen oder lösen sich. Ähnlich wie Lego-Steine. Das geschieht meist durch Anziehungs- oder Abstoßungskräfte in der Elektronenhülle. Denen ist es egal, ob ideologische Wünsche Väter der Anziehung sind oder nicht. Sie gehorchen einfach den Naturgesetzen. Auch die meisten Körpervorgänge wie Atmung, Verdauung, Bewegung, Signalübermittlung, Fortpflanzung basieren auf Chemie. Hoffentlich stimmt die Chemie.
Märchen 7 – Feinstaub an Silvester vergiftet uns
Tibetanischen Gebetsmühlen gleich schwappen vor Silvester NGO-Phrasen übers Land: Die Feuerwerke an Silvester vergiften uns, die Feinstaubbelastung ist zu hoch. Wir schweigen höflich angesichts der spendenheischenden Parole „Brot statt Böller“!
Natürlich steigt der Feinstaubanteil in der Luft durch explodierende Knallkörper stark. Aber schnell verteilen sich die Partikel wieder. Nur bei Nebel dauert’s etwas länger. Die Tageswerte liegen stets unter den EU- Richtwerten. Das Umweltbundesamt hat es erst beim letzten Silvesterspaß überprüft. Erst im Frühjahr steigen die Werte richtig an, wenn Milliarden von Blüten ihre Feinstäube verteilen. Die Natur hat schuld. Und nun, Grüne? Also: Knallen und böllern Sie ruhig und mit Spaß. Das haben schon die alten Chinesen gemacht. Ein prachtvolles Feuerwerk ist schließlich ein uraltes Kulturgut.
„Das Feuerwerk ist die perfekteste Form der Kunst, da sich das Bild im Moment seiner höchsten Vollendung dem Betrachter wieder entzieht.“ Wird Theodor Ludwig Wiesengrund zugeschrieben. Der ist eher als Adorno bekannt und gilt als links – gilt also.
Märchen 8 – Verpackung vermüllt
Himmel, die vielen Verpackungen! Umweltschädlich! Furchtbar! Ohne solche entschuldigenden Klagen kommt kein Zeitgenosse vollgepackt aus dem Supermarkt. Auch solche Märchen brauchen wir 2018 nicht mehr – im Interesse von Erbsen, Kartoffeln, Karotten, Butter, Zucker, Milch. Mehl muss verpackt werden, so sicher, dass Mehlmotten der Spaß nach Möglichkeit verwehrt wird. Und Wurst und Käse so, dass der Schimmel möglichst spät Gefallen daran findet. Brot so, dass sich die neueste Keimgeneration nicht in Windeseile verbreitet.
In vielen Ländern der Dritten Welt verderben 40 Prozent aller Lebensmittel, weil sie nicht oder schlecht verpackt werden. Offene Lebensmittel laden Motten, Würmer und Bakterien zum munteren Mahl ein. Fleisch, Tomaten, Weintrauben und Äpfel umhüllen und schützen Folien, die mit 0,05 Millimeter dünner als ein Haar und dennoch reißfest sind, am besten.
Wie im Märchen Milch in mitgebrachte Gefäße abfüllen? Das ist gut, wollen wir nicht zu wenig Bakterien abbekommen. Moderne Tetrapacks schützen uns vor Keimen, verlängern die Haltbarkeit der Milch, sind also die wahren umweltfreundlichen Verpackungen. Bei sehr wenig Materialeinsatz.
Märchen 9 – Flugzeuge sind böse
Flugreisen. Verbieten! Sofort verbieten müsste man sie, vor allem die langen Flüge. Zu viel CO2-Ausstoß, den Untergang der Erde beflügelnd – außer, ja, außer wenn grüne Politiker, Funktionäre und Klimakonferenzteilnehmer den Luftverkehr in Anspruch nehmen. Weiter im Märchen, das wir nicht mehr hören wollen: unmöglich, dass Flüge so unverschämt billig sind. Die Plebs für einen Preis geringer als einen Kasten Bier nach Mallorca? Geht das? Im Winter Weintrauben aus Südamerika nach Europa iegen – nicht für wenige gut Betuchte, sondern für jedermann erschwinglich! Blumen aus Kenia nach Europa fliegen und den dort Beschäftigten Arbeit verschaffen? Oder wie in einen Bus einsteigen und frei und bezahlbar quer durch Europa fliegen?
Das sind moderne Märchen, die Ingenieure schreiben, Könner, von denen wir 2018 mehr hören wollen. Das ist wahrhaft disruptiv, wie das Modewort all derer lautet, die von großen Taten schwärmen, selbst aber meist nichts auf die Reihe kriegen. Doch Ryanair, um Namen zu nennen, hat mehr für Europa getan als Tausende von Funktionären in Brüssel. Dieses Unternehmen hat es möglich gemacht, dass Menschen für sehr wenig Geld quer durch Europa fliegen, andere Menschen besuchen, Kontakte knüpfen, Freundschaften pflegen. Das finden wir demokratisch und ein schönes modernes Märchen.
Märchen 10 – Die Landwirtschaft ist gegen die Natur
Das Märchen von der bösen Landwirtschaft wollen wir 2018 nicht mehr hören. Um 1900 produzierte ein Bauer Lebensmittel für drei Hungrige in Stadt und Land, heute für 133. Viel mehr Menschen werden satt – zu bezahlbaren Preisen. Wie im Märchen vom Hirsebrei: Töpfchen koch! Eine erstaunliche Steigerung der Produktivität ist das. Vor 100 Jahren brachte ein Bauer von einem Hektar Ackerfläche 18,5 Dezitonnen Weizen nach Hause. Heute sind es viermal so viel, 73 Dezitonnen. Gehen Sie über einen Hektar Ackerland, auf dem Winterweizen angebaut wird, stellen Sie sich 7.500 Brote von einem Kilo vor oder 136.000 Brötchen.
Märchen 11 – Das Geschlecht ist ein soziales Konstrukt
Auch wenn viele das anders sehen: Es gibt keine drei, vier, auch keine 60 Geschlechter. Bekannt sind bisher nur zwei Geschlechter. Seit Anbeginn des Lebens. Jedes Lebewesen hat immer noch nur ein Chromosomenpaar in den Zellen, ein drittes wurde bisher nicht gefunden. Auch wenn man noch so viel suchen mag.
2018 heißt: Aufräumen mit diesem Märchen.
Märchen 12 – Gentechnik ist gefährlich
Wenn wir’s nicht tun, dann macht’s die Natur eben selber. Sie ist der beste Gentechniker.