Für das vergangene Wochenende zeichneten die Wettermodelle den Durchzug von Fronten verbunden mit Schauern und einigen Gewittern – und viel Wind. Mit 50 km/h und mehr blies der Wind bis hin zu einzelnen schweren Sturmböen im Norden. Das hatte erhebliche Auswirkungen auf die Stromversorgung.
So viel Geld mussten Deutschlands Stromverbraucher schon lange nicht mehr ihrem Strom hinterherwerfen.
Es gab am Sonntag voraussehbar viel zu viel Windstrom in den Netzen. Rund 22 GW an elektrischer Leistung kamen um 12 Uhr allein von den Windrädern, Deutschland benötigte gestern um 12 Uhr mittags insgesamt die Leistung von 56 GW.
Zusätzlich stiegen vormittags die Einspeiseleistungen der drei Millionen Photovoltaikanlagen sehr rasch an. Mittags drückten die Photovoltaikanlagen die elektrische Leistung von 28 GW in die Netze. Das ist genau die Hälfte des Stromverbrauchs um 12 Uhr. Zunächst einmal gilt ein kräftiges Lob den Übertragungsnetzbetreibern, die diesen gewaltigen Energiezuwachs in sehr kurzer Zeit regeln konnten, ohne dass es irgendwo knallte.
Elf GW mussten von den konventionellen Kraftwerken kommen, die für die Stabilität der Netze notwendig sind. Die kann man deshalb nicht vollständig abschalten. Doch mit diesen Mengen konnte kaum jemand etwas anfangen, die Nachfrage war am Sonntag und aufgrund der Ferienzeit sehr gering. Der Preis sinkt bei einem Produkt, das im Augenblick keiner will.
Zudem muss Strom genau in dem Augenblick erzeugt werden, in dem er gebraucht wird. Man kann ihn nicht speichern, zumindest solange nicht, bis ein potenzieller Nobelpreisträger aus Afrika wieder eine zündende elektrische Idee hat, diesmal, wie man Strom speichert und dafür Preise und Geld einheimst.
Wohin also mit dem überflüssigen Strom? Exportieren. Doch auch dort müssen Erzeugung und Verbrauch sich exakt die Waage halten. Die Nachbarländer nahmen ihn erst ab, als Deutschland kräftig dazu zahlte. Sie mussten ihre eigenen Kraftwerke herunterfahren.
Der Strompreis fiel drastisch ins Negative. Zwischen 14 und 15 Uhr stürzte er sogar auf den Rekordwert von minus 500 Euro pro MWh ab. So viel musste Deutschland drauf legen, damit den Strom irgendjemand abnahm. Das sind 50 Cent pro kWh. Frankreich, Dänemark und Österreich haben sich prächtig über Strom und Geldsegen aus Deutschland gefreut.
Abends das umgekehrte Spiel. Die Sonne sank, die Leistung der Photovoltaikanlagen ging sehr rasch gegen null. Der Wind ließ deutlich nach. Deutschland musste Strom wieder aus den Nachbarländern einkaufen. Teurer „Doppelwumms“ – so heißt das ja heute. Im gesamten Juni hat Deutschland so viel Strom wie noch nie importiert.
Ach übrigens: Annalena Baerbock – die derzeitige Außenministerin – hat gerade 300 Millionen Euro nach Südafrika überweisen lassen – für die Stabilität des dortigen Stromnetzes.