Schön, dass wir unseren europäischen Nachbarn Grund zum Lachen liefern: Die Energiewende ist einer jener schönen Anlässe. »Deutschland hat die Energiewende erfunden.« Mit diesem Satz erfreut der Berliner Korrespondent Christoph Eisenring der Neuen Zürcher Zeitung. Die schaut sich schon seit längerem mit besonderer Aufmerksamkeit das merkwürdige Treiben jenseits ihrer Grenzen an und wird deshalb auch von immer mehr Lesern in deutschen Landen als Alternative zu hauseigenen Presseerzeugnissen gewählt.
Gut, Deutschland gilt als Land der Erfinder. Automobil, Otto- und Dieselmotor, Faxgerät – die Liste ist lang, aber alt. Gutenberg – noch viel länger her. Telefon, die Dynamomaschine des Herrn von Siemens, Düsentriebwerk, Computer – Aspirin Hamburger und Currywurst lassen wir jetzt mal beiseite.
Heute steht Deutschland für so etwas wie – Energiewende. Erfolg: astronomisch gestiegene Preise für Strom, hunderttausende von Haushalten abgeklemmt vom Stromnetz. »Dem Klima geholfen hat das bisher wenig. Kollateralschäden gibt es zudem in den Nachbarländern«, bilanziert der NZZ-Korrespondent nüchtern.
Die monatliche Stromrechnung für deutsche Haushalte habe sich seit 2000 etwa verdoppelt, berichtet er warnend in die Schweiz: »Es gibt für die Schweiz mit ihrem sehr hohen Anteil an CO2-freiem Strom jedenfalls keinen Grund, dem selbst deklarierten Musterland nachzueifern.«
Denn dort drohen sich auch grünverfärbte Geister am Herzstück eines Landes zu vergreifen, an der Energieversorgung. Die soll selbst in Wilhelm Tells Land von den Füßen auf den Kopf gestellt werden.
Eisenring führt den Strompreis als größten Wettbewerbsnachteil für die Industrie auf und fragt, weshalb die Energiewende so teuer sei?
»Schwierig zu verstehen ist das nicht. Man muss sich dazu nur etwa die deutsche Stromproduktion am 24. Januar 2017 um 7 Uhr morgens anschauen. Zu dieser Zeit war die Nachfrage mit 70 Gigawatt (oder 70.000 Megawatt) ziemlich hoch. Zwar haben Windkraft- und Solaranlagen zusammen eine installierte Kapazität von 84 Gigawatt, doch um 7 Uhr (es war noch dunkel) lag die Leistung der Windkraftanlagen nur bei 0,8 Gigawatt, die der Sonne bei null – es wurde aus diesen Quellen somit nur 1% der Nachfrage bedient. Die Deutschen haben für solche Lagen den Begriff «Dunkelflaute» geprägt. Selbst wenn man doppelt oder dreimal so viele Solarpanel und Windräder baut – in Deutschland gibt es bereits 28.000 Windanlagen – , werden die Erneuerbaren zu gewissen Stunden nur einen Bruchteil des Bedarfs decken.«
Das allerdings ist nur ein Teil der Antwort. Die andere Hälfte liefert die Natur selbst. Sie liefert einfach nicht genug Energie, um mit Windrädern und Photozellen die kostengünstige Stromversorgung eines entwickelten Industrielandes sichern zu können. Das Zauberwort heißt »Energiedichte«. Die Energiedichte des Windes ist einfach zu dünn.
Und das ist auch gut so. Würde die Sonne mehr Energie liefern als jetzt, könnten wir uns nicht im Sommer auf die Wiese zum Sonnen legen. Wir würden verbrennen.
OK, Solarzellen sind allerdings relativ harmlos, richten auf Dächer gepappt keinen weiteren Schaden an, bereiten lediglich bei der Entsorgung mit ihren giftigen Stoffen als Sondermüll Probleme. Windräder dagegen zerstören ganze Landschaften, zerschreddern Vögel und Fledermäuse und können gesundheitliche Probleme verursachen.
Der Wahnsinn lohnt nur, wenn fette Subventionen locken. Nur so konnte auch ein Typ wie Asbeck immense Beträge einstreichen.
Asbeck, Frank Asbeck war bisher Chef von Solarworld. 1998 gründete er den Laden. Vorher war er mit bei der Entstehung der Grünen beteiligt. Schon ein gutes Rezept: Zuerst mit viel Einsatz von Ideologie die Angst vor dem Weltuntergang verbreiten und damit die Grundlage für einen fetten, milliardenschweren Markt schaffen.
Wobei Markt der falsche Ausdruck ist. Megasubventionsfall passt besser. Oder Megaumverteilung von unten nach oben. Niemand, der ehrlich Geld verdienen will, würde freiwillig in Windparks, Biogasanlagen oder Solardächer investieren. Das geht nur, wenn mit irrsinnigen Subventionssummen gelockt wird.
Welcher Landwirt bekäme nicht weiche Knie, winkten nicht bis zwischen 40.000 bis 100.000 Euro nur für einen Standort eines Windrades auf seinem Acker? Wer griffe nicht zu, wenn Solarstrom mit teilweise 50 Cent pro Kilowattstunde bezuschusst wird?
1999 bringt Asbeck das Unternehmen an die Börse. Damals der perfekte Zeitpunkt, Hoch-Zeit des New-Economy-Booms. Alles was grün ist und eine neue Welt verspricht, entzückt. Das ist die Welt der grünen Heilsversprechen, begeistert aufgenommen von all jenen, bei denen der Strom schon immer aus der Steckdose kam, die nicht darum kämpfen mussten, etwas aufzubauen. Von Kindern des Wirtschaftswunders und ihrer Eltern, die mit harter Arbeit ein Land errichtet haben, indem so etwas Grundlegendes wie eine Energieversorgung erstaunlich gut und vor allem preiswert funktioniert. Sie berauschten sich an großen Sprüchen »Die Sonne schickt keine Rechnung!«
Fassungslos starren heute Fachleute darauf, wie ein Land aus freien Stücken ohne Grund, ohne Not eine preiswerte, funktionierende Energieversorgung zugrunde richtet.
Auch hier wieder die unheilvolle Rolle der Lenas und Lisas und so weiter, die was mit Medien machen. Energie, Leistung, Arbeit, Energiedichte sind völlige Fremdworte. Bedenkenlos schreiben sie die Festreden von Politikern ab, die bei der Einweihung eines Windparks tönen, wie viele Einfamilienhäuser diese tollen Dinger versorgen können.
Sie vergessen dazu zu sagen, wenn der Wind weht.
Wenn nicht, muss ein parallel dazu stehendes konventionelles Kraftwerk anspringen und den Strom erzeugen. So müssen zwei unterschiedliche Energieerzeugungs-Systeme aufgebaut werden, im Lande herumstehen, unterhalten und auch bezahlt werden. Prachtvoller Gewinner also unter vielen anderen ist Asbeck. Villa, Schlösser, darunter das alte von Gottschalk am Rhein, eigene Jagd, für die er sich noch nicht einmal von den Grünen prügeln lassen muss. Man sieht, mit fetten Fördergeldern kann man es zu etwas bringen. Er seinerseits zeigte sich immer offen gegenüber seinen Grünen »zur Pflege der politischen Landschaft«. Wohl mit seinen Kumpels zu viel geraucht hatte er, als er verkündete, Opel übernehmen zu wollen.
Langsam sind die Dächer derjenigen voll, die Lust auf solarzellenbepackte Dächer haben. Es spricht sich herum, dass der Aufwand kaum lohnt, das umso weniger, je geringer jetzt die Förderung wird.
Asbeck beklagt lautstark die Inflation chinesischer Dumping-Solarzellen, die die Preise zerstören würden und schaffte es sogar zu einer Zollallianz mit Amerika gegen chinesische Solarzellenanbieter. Aber auch die konnte den Niedergang nicht aufhalten (message to Donald).
Doch jetzt ist wohl endgültig Schluss. Solarworld will Insolvenz anmelden. Eine Menge Leute haben eine Menge Geld verloren.
Ich kenne eine Reihe hervorragender Fachleute, die mit solider Ausbildung und Kenntnissen große Kraftwerke in Betrieb gehalten haben und wissen, wie viel Know-how und Arbeit dahintersteckt, und jetzt mit ansehen müssen, wie diese Techniken in Trümmer zerschlagen werden und dabei das Rückgrat eines Landes, die Energieversorgung, immer unsicherer und teurer wird. Bis hin zum totalen Blackout. In der Ansammlung von Personen in Berlin, die sich Regierung nennen, malen hochbezahlte Leute in Expertensitzungen die Folgen von bundesweiten Black-outs aus, berechnen, wie hoch die Kosten sein würden.
Ihre Lösung: im Krisenfall ganze Städte vom Stromnetz abklemmen.
Es gibt noch nicht einmal am Horizont eine Idee, wie Batterien mehr Leben eingehaucht werden kann. Mit vielen technischen Kniffs haben Entwickler bereits ziemlich viel aus der derzeitigen Batterietechnologie auf Lithium-Ionen Basis herausgeholt. Mehr ist auf absehbare Zeit kaum noch drin.
Das ist wie bei der Kuh, aus der auch mit computergesteuerten und vollautomatischen Melkanlagen nicht mehr Milch herausgesaugt werden kann, als im Euter vorhanden ist (von der gesenkten Einsatzdauer zu schweigen). Aber es wird ein solcher Druck aus der Politik auf die Industrie ausgeübt, dass dort immer wieder die Knie weich werden.
Sollen wir die Produktion auf künftige Elektromobilität ausrichten? Dahinter stehen gravierende industriepolitische Weichenstellungen. Was, wenn demnächst auch diese Blase platzt? Was machen diese Unternehmen dann?
Und bitte, liebe Schweizer Freunde, lasst künftig die berühmte »Kugel Eis« weg. Hierzulande schmunzelt man nur noch mit verzerrtem Gesicht drüber. Zu groß ist mittlerweile der Schaden, den Asbeck, Trittin & Co angerichtet haben.
Das Aufräumen wird teuer.