Tichys Einblick
Landschaftsfrevel durch grüne Energielobby

Ostsee: Urlaubsparadies wird mit Windrädern zugepflastert

Wie es Habeck versprochen hat: mit ihm wird die Energiewende nicht am Naturschutz scheitern.

Baltic 1 Windpark vor Zingst

Joern Pollex/Getty Images

Eine einmalige Landschaft breitet sich zwischen der Halbinsel Darß-Zingst und der Westküste von Rügen aus. Wasser, Wälder, Dünen, lange Strände gehören zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, eine der letzten naturbelassenen Landschaften Deutschlands.

Das war einmal. Wer künftig am Strand der Ostsee sitzt, wird einen Wald aus Windrädern im Blick haben. Denn ein Windpark soll vor einer der schönsten Urlaubsregionen Deutschlands entstehen. Künftig sollen 103 Windradanlagen, doppelt so hoch wie die bisherigen Räder des Offshore-Windparks Baltic 1, vor der Küste von Darß und Zingst aus der Ostsee emporragen. Das Ganze geschieht nur 15 Kilometer vor der Halbinsel Fischland und 24 Kilometer westlich von Hiddensee.
Das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt in Stralsund hat jetzt die Genehmigung zum Bau des geplanten Windparks »Gennaker« erteilt. Das Unternehmen OWP Gennacker GmbH aus Bremen will vor der Küste von Fischland-Darß-Zingst mehr als 100 Windkraftanlagen errichten.

Dazu kommen noch zwei Plattformen für Umspannstationen. Diese gewaltigen Industrieanlagen sollen direkt neben die Windparks Baltic 1 und Baltic 2 gebaut werden. Beide Anlagen sind bereits gut von der Küste aus zu erkennen und gemahnen an den Naturfrevel, der dort begangen wird.

Ganz romantisch verkündet der NDR noch in einem Bericht über die Boddenlandschaft: »Zwischen der Halbinsel Darß-Zingst und der Westküste von Rügen liegt eine einmalige Landschaft, die jedes Jahr Tausende Menschen anlockt. Die Boddenlandschaft bietet Besuchern nicht nur Wasser, Wälder, Dünen und kilometerlange Strände, sondern auch eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. So rasten im Boddengebiet jedes Jahr Zehntausende Kraniche auf ihrem Weg in den Süden und zurück.«

Ein guter Teil von ihnen dürfte in die riesigen rotierenden Flügel geraten und zerhäckselt werden. »Auch Seeadler und Schweinswale finden hier ihre Heimat«, schwelgt der NDR weiter in Naturidylle. Schweinswale müssen schnellstens Reißaus nehmen, wenn die stählernen Pfähle der Windräder in den Boden gerammt werden. Die explosionsartigen Geräusche werden unter Wasser verstärkt weitergeleitet und zerstören so manche Fische. Ungeklärt sind übrigens die Folgen der Schallausbreitung auf die Tierwelt, die beim späteren Betrieb der Windräder unter Wasser weitergeleitet werden.

Im Tourismus-Sektor sorgen die Windpläne seit längerem für Schock und Entsetzen. Der Bürgermeister von Prerow, René Roloff von der »Wählergemeinschaft Prerows Zukunft« sieht die »Industriekulisse vor den Toren des Nationalparks« sehr kritisch und fühlt sich angesichts der Dimensionen überrumpelt. Schon bei der Entwürfen sagte er seinerzeit: »Die Pläne schockieren mich. Das ist nicht die Kulisse, die wir für unsere Urlauber haben wollen.« Die Planungen kollidierten mit dem Gedanken, den Gästen eine unberührte Natur nahezubringen.

Er weist auch auf die Folgen hin, wenn ein Tanker aufgrund eines Maschinenschadens unkontrollierbar in das Dickicht der Windräder hineinrauscht: »Dann ist das für uns das Knockout.«

Die Windräder, die bereits viele Landschaften Deutschlands zerstört haben, werden die verbleibenden Urlauber an eine der größten Umweltzerstörungen erinnern.

Gegner der Windanlagen kündigten ihren Widerstand an. Die Erbauer haben es eilig: Widersprüche gegen das geplante Projekt sind nur bis 17. Juni möglich. Die Genehmigung liegt bis dahin im Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt in Stralsund aus.


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