Sogar in Berlin schlug der Klimawandel zu. Unbarmherzig. Orkane über der Hauptstadt ließen gigantische Wassermassen vom Himmel fallen, U-Bahn-Schächte vollaufen, stoppten den U-Bahn-Verkehr. „Stürme, Starkregen und Dürren: Was sich in den Prognosen der meteorologischen Institute seit Jahren angekündigt hat, ist im Leben der Menschen mit Wetter-Extremen angenkommen.“ Fabulierten Versicherer in PR-Mitteilungen das Blaue vom Himmel herunter: „In der deutschen Hauptstadt zeigen sich die Wasserkaskaden auf den U-Bahn-Treppen, die Orkane Kyrill, Emma und Axel führen zum Ausnahmezustand.“
Viel mehr als lokale Überflutungen, umgestürzte Bäume und die üblichen Schäden richteten die Wassermassen allerdings nicht an.
Mehr Drama konnte die Bahn im vergangenen Jahr liefern. Mehrfach zogen die Bahnmanager wie bei einer Modelleisenbahn den Stecker und ließen die teuren und schnellen ICEs, ICs und viele andere regionale Bahnen einfach in den Bahnhöfen stehen. Draußen war es zu windig und nass. Orkane tobten übers Land. Die Gefahr, dass Züge von umstürzenden Bäumen getroffen und Oberleitungen zerstört wurden, schien ihnen zu groß. Alle reden vom Wetter – wir halten Züge an.
Heute wuchern die Bahndämme zu. Bei starkem Wind wird die Strecke gesperrt. Der Klimawandel ist ja Schuld. Der schlägt immer stärker zu und treibt die Kosten für die Versicherer in ungekannte Höhen. Rekordschäden durch Naturkatastrophen im vergangenen Jahr vermeldete der weltgrößte Rückversicherer, Munich Re.
Bluten müssen danach also Versicherer für die dramatischen Schäden, die der Klimawandel anrichtet. Allein in Florida verwüsteten im vergangenen Jahr drei Hurrikane weite Landstriche und hinterließen erhebliche Schäden. Für die Rückversicherer waren zwar größere Schadenszahlungen fällig, doch außergewöhnlich waren sie keineswegs. Der genauere Blick in die Bilanz offenbart deutlich weniger Drama: Von 2012 bis 2016 gab es aus Sicht der Rückversicherer keine wegen Katastrophen besonders schlimmen Einbrüche in den Bilanzen. Naturereignisse mit Schäden im mehrstelligen Milliardenbereich, die Versicherern die Stimmung verhagelte, blieben weitgehend aus. Daher sitzen die Rückversicherer, wie das Handelsblatt schreibt, „auf dicken Kapitalpolstern“.
Der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) wiederum hat für Deutschland eher versöhnliche Bilanzen ausgerechnet. „In Deutschland waren Naturereignisse wie Stürme, Hagel und Starkregen 2017 für unterdurchschnittliche Schäden von zwei Milliarden Euro verantwortlich“, fasst die taz unter der Überschrift „Hohe Kosten durch Klimawandel“ das angebliche Schreckensjahr 2017 zusammen.
Also: Die Wirbelstürme bewegten sich in der natürlichen Schwankungsbreite.
Keine Dramen, kein Weltuntergang in Sicht. Das sind natürlich keine guten Nachrichten für Prämienerhöhungen. Zudem macht ihnen ein Preiskampf zu schaffen. Nur mit Mühe konnten die Rückversicherer die Prämien um zweistellige Prozentsätze anheben, so das Handelsblatt weiter. Teils habe man sogar die Preise verdoppeln können.
Doch Lernen von Profi-Panikmachern wie Greenpeace heißt siegen lernen. Deswegen kann man den Klimawandel in drastischen Farben malen. Einen Zusammenhang der Winterstürme in Europa mit der Erderwärmung sehen die Experten von Munich Re nicht direkt, dennoch: „Wir sehen starke Indizien dafür, dass mindestens in manchen Regionen der Welt und bei manchen Gefahren veränderte Wettermuster sich heute schon mindestens teilweise in den Daten bemerkbar machen.“
Die Zukunft wird schlimm, katastrophal, fürchterlich! Da muss man als Versicherer schon mal Umwelt- und Klimaaktivisten unterstützen, damit die noch lauter „Das Ende ist nahe!“ schreien können. Man entkommt ihm nur mit einer neuen Police.
„Leute, kauft Versicherungen! Versicherungen!“ Das Ende ist nah.